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Glückwunsch: Sean Connery wird 80

Bodybuilder, Charakterdarsteller, "Sexiest Man of the Century": Schauspieler Sean Connery feiert seinen 80. Geburtstag. Ein halbes Jahrhundert lang stand der Oscargewinner vor der Kamera.

Er gehört unbedingt zur „Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ – wie einer seiner Filme heißt – , nur gelangte er nicht geradewegs dorthin. Sein Aufstieg ist das Ergebnis unterhaltsamer Kämpfe, die die Welt in Bann schlugen; auch die Königin war darob gerührt (nicht geschüttelt). Er rollt das schottische „r“, trägt den Schottenrock und macht immer eine gute Figur, wie „Der Mann, der König sein wollte“, frei nach John Hustons Film von 1975. Die Queen schlägt ihn zum Ritter, und sein Name ist Sean Connery – Sir Sean Connery. Zwei Souveräne treffen da zusammen, mit der Huld der Majestät und dem Rollenspiel des Profis – oder umgekehrt, auf der Basis britischer Nonchalance im Showbusiness: die Königin, die eine Reihe von Premierministern unter sich kommen und gehen sieht, und der Schauspieler, der Girls und Kollegen neben sich erträgt.

Die Anfänge sind wenig glamourös. Sean Connery ist ein Kind der Depression am unteren Ende der Klassengesellschaft. Armut herrscht im Elternhaus in Edinburgh. Mit Jobs als Milchmann und Metzgergehilfe trägt der Junge zum Familieneinkommen bei; später wird er Möbelpolierer und Aktmodell (Spezialität: Särge und griechischer Athlet) sowie Sportsmann (Spezialität: Straßenfußball). Damit geht es nach oben, nicht bis zur schottischen Nationalmannschaft, aber zum Bodybuilding-Meister und dem dritten Platz beim Mr.-Universum-Wettbewerb.

Zehn Jahre später wird er mit seiner virilen Ausstrahlung zum Kinostar der Swinging Sixties, in der Rolle des stilvollen Geheimagenten und süffisanten Frauenhelden James Bond. Mit feinem Gespür für jeden Verstoß gegen die gesellschaftlichen Manieren und mit sadistischer Freude an der Gewalt erledigt er seine Gegner – wie Robert Shaw, der in „Liebesgrüße aus Moskau“ den falschen Wein zum Fisch serviert und folgerichtig der Verbrecherorganisation zugerechnet wird. Zynisch und kaltschnäuzig geht er auch mit den stilbildenden Bond-Girls um: Ursula Andress, Honor Blackman, Mie Hama, Jill St. John oder Kim Basinger, die durch ihre Rollennamen bestens charakterisiert sind: Honey, Pussy Galore, Kissy Suzuki, Tiffany Case und Domino.

Mit seiner spezifischen Mischung schottischer Eigenschaften wie sparsam und spendabel, stur und großmütig stellt Connery schnell klar, dass er keineswegs in der Rolle des Serienhelden aufgehen will. So sind die verschiedenen Gesichter des snobistischen Agenten nichts im Vergleich zu dem Zwiespalt, in den ihn seine fetischistische Liebe zu Tippi Hedren in Hitchcocks „Marnie“ treibt. Sidney Lumet ist der nächste Regisseur, der das schauspielerische Potenzial Sean Connerys ausschöpft. Vom harten Kerl („Ein Haufen toller Hunde“) und düster-schockierenden Opfer-Täter („Sein Leben in meiner Gewalt“) zum alternden Profi-Einbrecher, der mit Würde und ironischer Gelassenheit auch noch in der Niederlage gut dasteht ( „Family Business“), bis zum potenziellen Mörder im langen Zug der Verdächtigen beim „Mord im Orient-Expess“. Selbst im dichtesten Stargedrängel weiß er seinen Auftritt zu zelebrieren. Den Oscar gewinnt er als Nebendarsteller in Brian De Palmas Al-Capone- Film „Die Unbestechlichen“, in dem die anderen, Kevin Costner, Andy Garcia, Robert De Niro nie sicher sein können, wer denn hier die Hauptrolle spielt.

Den unaufhaltsamen Alterungsprozess biegt er um in die Entwicklung einer großen Schauspielerpersönlichkeit. Durch die Jahrhunderte zurück ins Mittelalter und voraus in Fantasy-Epochen, als Robin Hood und Richard Löwenherz, auf Schloss Camelot und auf dem Jupitermond, mit Schirm, Charme und Pistole, so abenteuert er als aristokratischer Vagabund und charmanter Gauner durch Mythen, Sagen und Kinogenres. Er spielt den Vater von Indiana Jones und den Geliebten von Michelle Pfeiffer und Catherine Zeta-Jones. Er beherrscht alle Rollen rauf und runter und zeigt dem Jungvolk, dass er mithalten kann. 1989 ist er der „Sexiest Man Alive“, 10 Jahre später wird er zum „Sexiest Man of the Century“ gewählt, seit fünf Jahren ist er im Ruhestand. 007, der Spion mit den guten Manieren, er wird am 25. August 80. Glückwunsch!

Helmut Merker

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