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Als Zeichen des Protest tragen die Stars bei den Golden Globes schwarze Roben: Jessica Chastain trug schon auf dem roten Teppich zur "Molly's Game"-Premiere im Dezember schwarz.

© AFP/Angela Weiss

Golden Globes 2018: Gala für Heldinnen

Sonntagnacht werden in Los Angeles die Golden Globes verliehen. Fast wichtiger noch als die Gewinner: die Aktionen der Stars zur "MeToo"-Bewegung - viele tragen Schwarz zum Zeichen des Protests.

Gewinnt Guillermo del Toros siebenfach nominierter Fantasy-Thriller "The Shape of Water", das sechsfach vorausgewählte Rachedrama "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" mit Frances McDormand oder am Ende doch das Kriegsdrama "Dunkirk"? Wenn in dieser Nacht von Sonntag auf Montag im kalifornischen Beverly Hills zum 75. Mal die Golden Globes verliehen werden, richtet sich die Aufmerksamkeit nicht nur auf die möglichen Sieger - zu den Favoriten zählt dabei auch Steven Spielbergs politisches Biopic "Die Verlegerin" mit Meryl Streep als "Washington Post"-Chefin Katharine Graham. Sondern auch auf die Roben der Stars und auf "MeToo": Als Zeichen des Protests im Zuge der "MeToo"-Bewegung und der "Time's Up"-Initiative haben viele weibliche Gala-Gäste angekündigt, in schwarzen Roben erscheinen zu wollen und auf farbenfrohen Glamour zu verzichten.

Was wird der Moderator des Abends, der Comedian und Talkmaster Seth Meyers, wohl zum Thema Hollywood und sexueller Missbrauch sagen? Meyers ist bekannt dafür, dass er in politischen Fragen kein Blatt vor den Mund nimmt. Und wird Meryl Streep wieder deutlich werden, sollte sie den Darstellerinnen-Preis gewinnen? Immer vorausgesetzt, die Stars schaffen es trotz Schneekatastrophe in den USA rechtzeitig nach L.A..

Klar ist, etliche Männer, bisher Stammgäste bei der Verleihung, werden diesmal wohl fehlen. Allen voran der vormals mächtige Produzent Harvey Weinstein. Mit massiven Vorwürfen gegen ihn - bis hin zur Vergewaltigung - begann die Skandalwelle im Oktober; es folgten immer neue Enthüllungen. Sexuelle Übergriffe werden seitdem auch Stars und Filmschaffenden wie Kevin Spacey, Dustin Hoffman, Brett Ratner, Jeffrey Tambor und zuletzt Paul Haggis vorgeworfen.

Die Initiatorinnen von "Time's Up" wollen am roten Teppich für die Aktion werben

Viele hoffen, dass mit der anhaltenden Debatte nicht nur der Sexismus generell in der Arbeitswelt nachhaltig zum Thema wird, sondern auch, dass die männlich geprägten Machtstrukturen in Hollywood sich verändern. Auch deshalb hatten über 300 prominente US-Schauspielerinnen und -Produzentinnen darunter Meryl Streep, Emma Stone, Natalie Portman, Reese Witherspoon und Cate Blanchett die Aktion "Time's Up" ins Leben gerufen: Sie fordern konkrete Konsequenzen aus den Skandalen und treiben Gelder auf, um auch weniger prominenten Missbrauchs-Opfern bei der Durchsetzung ihrer Rechte unterstützen zu können. Bei der Globes-Verleihung wollen sie für ihre Zielen werben.

Viele Galas wollen jetzt "MeToo"-Zeichen setzen

Nicht nur auf dem roten Teppich heute Abend in Los Angeles, auch anderswo sollen Zeichen gesetzt werden. So wollen etwa die Veranstalter der SAG-Awards (Screen Actors Guild Awards) am 21. Januar die Frauen-Power ins Zentrum rücken. Alle 13 Preise, die Hollywoods Schauspielverband vergibt, sollen bei der Gala von weiblichen Stars überreicht werden. Die Moderation übernimmt die Schauspielerin Kristen Bell.

Was die Oscar-Verleihung Anfang März betrifft, hat Moderator Jimmy Kimmel bereits jetzt angekündigt, das "MeToo"-Thema bei der Gala wohl anzusprechen. Allerdings, so der Comedian: „Es ist wirklich nichts zum Lachen“. Die Oscar-Academy selbst hatte im Dezember eine Art „Verhaltens“-Kodex veröffentlicht: In dem Verband gebe es keinen Platz für Menschen, „die ihren Status, Macht oder Einfluss“ dazu  missbrauchen, die Regeln des Anstands zu verletzen.

Ansonsten gilt für die heutige Verleihung der goldenen Erdkugeln: Daumen drücken für Fatih Akin! Der deutsche Regisseur ist mit seinem NSU-Drama „Aus dem Nichts“ bei den nicht-englischsprachigen Filmen nominiert. Beim Filmfest in Cannes gewann Diane Kruger den Preis als beste Darstellerin.

Nur 84 Filmkritiker entscheiden über die Globes

Übrigens: Die Foreign Press Association (HFPA), der Verband der Auslandspresse, entscheidet über die Globes als die nach den Oscars wichtigsten amerikanischen Filmpreise, die in 25 Film- und Fernseh-Kategorien vergeben werden. Kleiner Kreis, große Wirkung: Der Verband besteht aus nur 84 wahlberechtigten Mitgliedern.

Diane Kruger in Fatih Akins NSU-Drama "Aus dem Nichts", nominiert für den besten nicht-englischsprachigen Film.
Diane Kruger in Fatih Akins NSU-Drama "Aus dem Nichts", nominiert für den besten nicht-englischsprachigen Film.

© Warner Bros./dpa

Die Globes gelten als Vorboten für die Oscars, über die wiederum mehr als 8000 Academy-Mitglieder abstimmen. Wobei sich schon jetzt abzeichnet, dass in der diesjährigen Preissaison ungewöhnlich viele Filme zu den Favoriten zählen, in denen Frauen im Zentrum stehen. Wer immer gewinnt: 2018 könnte als das Jahr der Heldinnen in die Globes- und Oscar-Geschichte eingehen.

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