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Ingolstadt schlägt zurück: Der Audi A8 hat mehr als ein Facelift bekommen. Im Vergleich zur neuen Mercedes S-Klasse musste der Oberklässler nachziehen.

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Vorstellung Audi A8/S8 Facelift: Es werde Licht

Da musste ja was kommen: Der Audi A8 hat ein umfassendes Facelift bekommen und wurde vor allem technisch aufgewertet. Im Wettbewerb mit der neuen Mercedes S-Klasse bringt Audi frische Motoren und setzt auf innovative Scheinwerfer.

In der Oberklasse fällt es den Herstellern zunehmend schwer sich zu differenzieren. Kundschaft und Presse sind enorm anspruchsvoll, erwarten immer neue Sensationen. Die Fahrzeuge aber sind technisch so ausgereift, dass sich jeder Hersteller schwer tut wirklich neue Aspekte bei einem Fahrzeug zu generieren. Ist mal ein Vorsprung herausgearbeitet, dann schwindet er innerhalb von maximal zwei Jahren dahin, weil die Konkurrenz aus München, Stuttgart oder Ingolstadt nachgezogen ist. Kurz gesagt: Hat der ein was, dann hat es der andere auch bald.  

Eine Option sich abzusetzen von der lästigen Konkurrenz sind LED-Scheinwerfer. Hier hatte Audi über längere Zeit tatsächlich einen Vorsprung, denn die Konturierung der Front- und Heckleuchten durch Lichtleisten hatten die Ingolstädter längere Zeit exklusiv. Allerdings ist die Konkurrenz nachgezogen und sowohl BMW als auch Mercedes haben in Sachen Licht ihre eigene Sprache gefunden. LED-Leisten als Tagfahrlichter sind da schon lange nicht mehr genug. Selbst in der Mittel- und Kompaktklasse sind die mittlerweile ein Standard, zumindest als Sonderausstattung. Im automobilen Oberhaus sind Voll-LED-Scheinwerfer der Stand der Dinge. Audi-Konkurrent Daimler bewarb seine neue Mercedes S-Klasse damit, dass sich ausschließlich LED-Leuchten im Fahrzeug befinden. Bei den Kunden verfängt das, auch wenn es in der Praxis im Grunde darum geht auch das Handschuhfach oder den Kofferraum mit LEDs auszuleuchten. Ob das sinnvoll ist steht auf einem anderen Blatt. Ein flotter Marketingspruch ist das allemal.

Erster blendfreier Scheinwerfer

Technisch anspruchsvoller ist die Lösung, die Audi nun als eines der wesentlichen Merkmale des neuen Audi A8 präsentiert. Die neuen Matrix-Scheinwerfer sind vollständig mit LED-Leuchten bestückt. Das Highlight daran ist aber die intelligente Lichtsteuerung, die der A8 als Neuerung mitbringt. "Der erste blendfreie Scheinwerfer weltweit", verspricht Audis Lichtexperte Stefan Berlitz. Tatsächlich haben sich Berlitz und sein Team richtig was einfallen lassen, das weit über die bekannte Fernlichtautomatik hinausgeht. Die Scheinwerfer des neuen Audi A8 sind mit der zentralen Kamera über dem Innenspiegel gekoppelt. Damit und zusammen mit der Wärmebildkamera, die ebenfalls an der Frontscheibe vor dem Spiegel sitzt, können die Matrix-Scheinwerfer entgegenkommende Autos, Fußgänger oder Radfahrer erkennen und genau da das Licht ausblenden.

Kann man auch mal selbst fahren: Das Interieur des Audi A8.
Kann man auch mal selbst fahren: Das Interieur des Audi A8.

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Ähnliche Systeme gibt es durchaus schon, aber die Konkurrenz blendet über mechanische Klappen einen Teil der LEDs einfach aus. Im A-Scheinwerfer ist alles digital und so wandert die "Lücke" im Lichtkegel mit dem anderen Verkehrsteilnehmer mit. Vor allem aber werden die entsprechenden LEDs über eine komplexe Elektronik mit einem eigenen Steuergerät richtig ausgeblendet. Das hat, wenn auch bei LEDs nur geringen, Stromspareffekt. Das Feld links und rechts des Hindernisses kann außerdem weiterhin erhellt werden. Diese Option bringt tatsächlich ein Plus an Sicherheit, wie erste Probefahrten zeigten. Das System reagiert schnell. Schnell genug, um einem ausgeblendeten Objekt auch auf der Landstraße zu folgen. Beeindruckend, wie ein entgegenkommendes Autos passgenau in diesem schwarzen Fleck vorbei fährt.

Fußgänger werden angeblinkt

Um diese Effekte zu ermöglichen haben die Ingenieure um Stefan Berlitz den Frontscheinwerfer in fünf Module unterteilt, von denen jedes Modul 25 LEDs enthält. Jede dieser LEDs wird einzeln angesteuert und kann eben bei Bedarf in Millisekunden aus und wieder eingeschaltet werden. Die Kamera identifiziert den anderen Verkehrsteilnehmer, egal ob Auto, Radfahrer oder Fußgänger, bis zu einem Abstand weit von mehr als 100 Metern und definiert ein Feld darum. In diesem Feld blendet der Scheinwerfer sein Licht dann aus. Grundlage, dafür sind hochauflösende und sehr schnelle Kameras, die im A8 verbaut sind. Der Zulieferer Bosch hat hier das entscheidende Bindeglied zwischen Scheinwerfer und Auto hergestellt. Die Audi-Ingenieure haben diese sogar auf Wildtiere wie Rehe, Hirsche und Kühe trainiert. Anhand der Wärmebildkamera kann das System nun fast unsichtbares Braunwild im Straßengraben erkennen und markiert es mit einem Signal-Blinklicht für den Fahrer. Die Fußgänger selbst werden ebenfalls mit einem Signallicht gewarnt und ihnen so signalisiert, dass sie erfasst wurden. Gut vorstellbar, dass es Mitbürger gibt, die das nicht ganz so gut finden. Aber das muss die Praxis zeigen.

Die optischen Veränderungen an diesem, nebenbei bemerkt nur überarbeiteten, Audi A8 sind überschaubar. Zwei neue Sicken wurden in die Motorhaube gezeichnet. Auch die Frontschürze hat ein paar Kanten mehr abbekommen und die Scheinwerfer sind schmaler geworden. Selbst Experten werden dieses Facelift vom Vorgänger vorrangig durch die neu gezeichneten LED-Signaturen vorne und im Heck erkennen. Außerdem sind die Endtöpfe nun bei allen Modellen in die Heckschürze integriert.

Motoren aufgerüstet

Dafür hat Audi bei den Motoren nachgebessert und sich so ein paar Spitzenplätze in dieser Klasse wieder zurück geholt. Fünf Motorisierungen haben die Ingolstädter aufgefrischt. Für den deutschen Markt ist die interessanteste, weil meistverkaufte Variante der Drei-Liter-Diesel. Dem wurden acht PS mehr aus den sechs Zylindern gekitzelt (jetzt 258 PS) und das Drehmoment stieg um 30 Newtonmeter auf nun 580. Der zweite Diesel, ein 4,2 Liter großer Achtzylinder, wurde sogar um 35 PS in der Leistung gesteigert (jetzt 385 PS) und das vorher schon gigantische Drehmoment stieg um 50 Newtonmeter auf 850. Selbst bei diesem mehr als 2,1 Tonnen schweren Koloss schiebt dieser Motor immer noch brachial nach vorne. Wenn das adaptive Fahrsystem im Audi A8 bei diesem Motor auf Dynamik eingestellt wird, dürfte es den Passagieren im Fond selbst in dieser Sänfte schummrig werden.

An den Äußerlichkeiten hat sich beim A8 wenig getan. Eine neue Sicke hier, eine Kante da - Aber im Wesentlichen blieb das Erscheinungsbild gleich.
An den Äußerlichkeiten hat sich beim A8 wenig getan. Eine neue Sicke hier, eine Kante da - Aber im Wesentlichen blieb das Erscheinungsbild gleich.

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Der große Diesel bleibt allerdings hierzulande ebenso eine Ausnahme wie die beiden Top-Benziner. Der S8 hat mit der Überarbeitung statt einem hochdrehenden Sauger mit zehn Zylindern nun ein laufruhigeren Achtzylinder-Motor mit Turboaufladung bekommen. Passt gut und hat immer noch 520 PS an Bord. Der andere V8-Benziner ist der 4.0 TFSI, der jetzt Zylinderabschaltung integriert hat. Auch wenn die Kundschaft wahrscheinlich vorwiegend mit der Tankkarte unterwegs ist, dürften die 0,5 Liter Spritersparnis pro 100 Kilometer erfreuen. In den USA und China sind diese beiden leistungsstärksten Varianten einen A8 zu fahren sehr gefragt. Für den deutschen Markt ist unter den Benzinern der drei Liter große, doppelt aufgeladene Otto-Motor das meist verkaufte Aggregat. Auch dieser Antrieb wurde überarbeitet, bringt jetzt 20 PS mehr Leistung und stemmt nun mit 440 auch 20 Newtonmeter mehr auf die Kurbelwelle. Die neuen Motoren-Generationen erfüllen alle die Euro-Norm 6.

Ganz nebenbei ist diese Variante auch die günstigste Art einen Audi A8 als Benziner zu fahren. Dafür sind in der Grundausstattung mindestens 76 900 Euro zu bezahlen. Für den V8-Benziner sind dann genau 20 000 Euro mehr, die Audi auf die Rechnung schreibt. Bei den Diesel-Antrieben markiert der Drei-Liter-TDI das untere Ende der Preisliste mit 74 500 Euro. Auch hier kostet der stärkere Achtzylinder-Diesel rund 20 000 Euro Aufpreis. Gegenüber der Vorgängergeneration liegen die Mehrkosten zwischen 900 und 2100 Euro, je nach Motorisierung.

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