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Gut aussehen konnte der Peugeot RCZ schon immer. Mit neuem Motor erfüllt er auch dynamische Wünsche.

© Hersteller

Fahrbericht Peugeot RCZ R: So scharf, wie er aussieht

Der Peugeot RCZ bekommt mehr Leistung und wird nun in der „R“-Version ein echter Sportwagen. Damit ist er das langersehnte Aushängeschild für die angeschlagene Marke.

Zum Glück gibt es heutzutage noch immer Autos, die etwas Besonderes sind. Einfach weil sie aus dem Einerlei des Mainstream-Designs herausragen. Oder weil sie eine besondere Geschichte haben. Oder weil sie recht selten auf unseren Straßen anzutreffen sind. Wie der Peugeot RCZ. Der sollte eigentlich gar nicht gebaut werden. 2009 zeigten die Franzosen auf der Frankfurter Automobilausstellung IAA ein 2+2-sitziges Sportcoupé, das als reines Showcar gedacht war. Etwas fürs Auge, nichts für die Serie. Im wahrsten Sinne des Wortes gezeichnet hatte es der deutsche Designer Boris Reinmöller. Ganz altmodisch am Reißbrett auf Papier. Die Resonanz war überwältigend; für viele war dieser Peugeot der schönere Audi TT, der vier Jahre zuvor in Frankfurt seine Weltpremiere gefeiert hatte.

Also überlegte man bei den Franzosen, ob man dieses Showcar nicht doch in Kleinserie bauen könnte. Die auffällige doppelt gewölbte Dachkonstruktion wäre bei einem Spezialbetrieb in den USA zu teuer geworden. Schließlich fand man den, der es für einen bezahlbaren Tarif konnte, in Österreich. Magna Steyr baute nicht nur das Dach, sondern gleich das ganze Auto: Und so läuft der schicke Franzose seit 2010 in Österreich vom Band: weltweit 55 000 Mal verkaufte sich dieser RCZ seitdem. Doch als echter TT-Schreck fehlt dem schicken Peugeot RCZ der Dampf unter den geschwungenen Kotflügeln, die auch einem Porsche gut zu Gesicht stehen würden.

Twin-Scroll-Turbolader und beschichtete Lager

Damit ist nun Schluss. Die hauseigene Rennsportabteilung Peugeot Sport nahm den RCZ in die Mangel und machte aus ihm den RCZ R. Unter großem technischen Aufwand: Mahle-Kolben mit der gleichen Aluminiumlegierung, wie sie in der Formel 1 verwendet wird, polymerbeschichtete Lagerschalen für die Pleuel, die erstmals in ein Serienauto eingebaut werden, dazu ein spezieller Twin-Scroll-Turbolader. So erstarkte der 1,6 Liter große Turbobenziner von 200 auf 270 PS. Mit seiner Literleistung von 170 PS gehört die Maschine, welche bereits die Euro-6-Abgasnorm erfüllt, zu den stärksten Serien-Pkw-Motoren.

Das markante, gewölbte Dach hat natürlich auch der Peugeot RCZ R geerbt.
Das markante, gewölbte Dach hat natürlich auch der Peugeot RCZ R geerbt.

© Hersteller

Das Drehmoment von immerhin 330 Newtonmetern liegt über einen weiten Drehzahlbereich von 1900 bis 5500 Touren an. In nur 5,9 Sekunden soll Tempo 100 erreicht sein. Damit ist der RCZ R nur 0,4 Sekunden langsamer als ein 272 PS starker Audi TTS, der bei schlechterer Ausstattung fast 6000 Euro mehr kostet. Und schließlich ist der RCZ R derzeit der einzige Peugeot, dem die Elektronik bei 250 km/h den Spaß an weiterem Tempogewinn verdirbt.

Nur das Lenkrad ist zu groß im Peugeot RCZ

So schnell waren wir nicht auf regennasser Piste, denn trotz wirkungsvollem Torsen-Differenzial mit begrenztem Schlupf sind die angetriebenen Vorderräder bei vollem Leistungseinsatz unter diesen widrigen Bedingungen schlicht überfordert. Im Trockenen dürfte der Spaßfaktor um einiges höher ausfallen. Dennoch überzeugt der RCZ R auch selbst unter diesen Bedingungen als Kurvenkünstler, folgt stoisch den Lenkbefehlen. Und in den von Peugeot Sport entwickelten gut gepolsterten Rennsitzen findet man den nötigen Halt. Nur das Lenkrad ist zu groß geraten, da hilft auch die modische untere Abflachung nicht.

Mit 270 PS geht es nun voran. Damit ist der Peugeot RCZ R endgültig das sportliche Aushängeschild der Marke.
Mit 270 PS geht es nun voran. Damit ist der Peugeot RCZ R endgültig das sportliche Aushängeschild der Marke.

© Hersteller

Dafür stimmt der Klang. Das mit dem spezifischen Einlasstrakt direkt verbundene Soundsystem lässt den RCZ R bei jedem Gangwechsel und jeder Beschleunigung lustvoll röhren. Vernehmlich, aber nicht aufdringlich. Zurückhaltung gelang den Technikern von Peugeot Sport auch bei dem fest stehenden Heckspoiler, der für 150 Kilogramm Anpressdruck sorgt und den dieses schnelle Auto bei höherem Tempo unbedingt braucht. Man erinnere sich nur an tödliche Unfälle, weil spoilerlose Audi TT bei höherem Tempo auf der Hinterachse instabil wurden.

Design ist die Stärke

Eine weitere Besonderheit offenbart der RCZ R im Stadtverkehr. Dieser Über-Löwe kann auch ganz zahm sein. Der Motor verträgt auch Bummeltempo, und der Kofferraum (321 bis 639 Liter) ist sogar urlaubstauglich. Doch Vorsicht. Wenn die Klappe bei Regen geöffnet wird, fließt ablaufendes Wasser aufs Gepäck. Da ging Design vor Funktion.

Dennoch ist gerade das expressive Design eine große Stärke des RCZ R. Seien wir mal ehrlich: Nach einem Audi TT dreht sich heute doch keiner mehr um, nach einem der seltenen RCZ R schon eher. Schon vom normalen RCZ sind dieses Jahr hierzulande bislang nur rund 1000 Stück zugelassen worden. Wie viel es vom RCZ R sein werden, wollte Peugeot nicht verraten. Und damit der Wow-Effekt lange erhalten bleibt, soll es schon bald ein Sondermodell vom RCZ R geben. Auch das ist wieder so eine Besonderheit.

Bestellt werden kann der König der Löwen ab sofort. Das top ausgestattete Auto kostet mindestens 41 500 Euro. Damit 10 400 Euro mehr als der normale RCZ mit 200 PS, der 15 km/h langsamer ist und für den Sprint von null auf Tempo 100 1,6 Sekunden mehr benötigt. Ausgeliefert wird Peugeots Schnellster erst Mitte Januar 2014. Aber dann bitte mit Winterreifen auf den 19-Zoll-Rädern.

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