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Mit der Kombination aus Progressiv-Lenkung und sportlich abgestimmtem Fahrwerk lässt sich der Audi S3 vorbildlich durch Kurven zirkeln. Beim Fahrwerk hat Audi einen guten Kompromiss zwischen Sportlichkeit und Komfort gefunden. Beeindruckend vor allem, wie satt der Ingolstädter auf der Straße liegt.

© Markus Mechnich

Fahrbericht Audi S3: Der am Gas hängt

Optisch eher dezent, aber dennoch flott bei der Sache: Der Audi S3 kann, wenn er soll. Außen bleibt er defensiv, aber akustisch macht er den Dicken. Und wie fährt er sich? Der Praxistest zeigt es.

Es gab einmal eine Zeit, da waren die "S" bei Audi ganz schön rar. Zu Beginn der neunziger Jahren zum Beispiel, als es neben dem S2 nur noch den legendären Audi V8 als Oberklassesportler gab. Das ist schon lange vorbei, denn heute findet sich das "S" in jeder Baureihe. Ja sogar die "RS" finden sich fast überall von Klein bis Groß. Da muss sich so ein Volkssportler schon ganz schon strecken, um hier aus der Menge herauszustechen. Der Audi S3 macht das überraschenderweise aber eher auf die dezente Art. Wilde Spoiler, überbreite Kotflügel oder Schneeschieber unterm Grill sind ihm fremd. Einzig akustisch nimmt er sich was raus, dieser Volkssportler. Dennoch vielversprechend, was das Datenblatt so anzeigt: 300 PS, 250 km/h Spitze und 5,2 Sekunden bis zu den 100 Stundenkilometer. Scheint doch was drin zu stecken in diesem Kompakten. Grund genug für eine Testfahrt.

Außen und Innen

Den sportlichen Anspruch erkennt man beim Audi S3 vor allem am Heck. Da sitzt unten ein Diffusor, der eine vierflutige Abgasanlage umschmiegt. Oben auf der Heckklappe zeigt sich noch ein dezenter Spoiler und das war es im Wesentlichen an optischer Sportlichkeit. Kenner werden noch die Wabenstruktur in der Frontschürze und die Außenspiegel in Aluminium-Optik als S-Merkmale wahrnehmen, aber insgesamt bleibt dieser Audi äußerlich eher Undercover. Das passt allerdings auch ganz gut zu dem Anspruch, zwar der Sportliche, aber auch der Kultivierte zu sein.

Auch da ist er ganz A3, der Audi S3: Beim Nutzwert gibt es keine Abstriche gegenüber den schwächeren Varianten der Baureihe.
Auch da ist er ganz A3, der Audi S3: Beim Nutzwert gibt es keine Abstriche gegenüber den schwächeren Varianten der Baureihe.

© Markus Mechnich

Im Innenraum wird die sportliche Attitüde dann schon eher deutlich. Das unten abgeflachte Sportlenkrad, Aluminium-Applikationen auf dem Armaturenbrett oder S auf dem Wählhebel des Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebes sprechen da schon eine deutlichere Sprache. Aber Übertreibungen finden sich auch hier nicht. Es wird Leute geben, denen das vielleicht zu wenig ist. Aber die müssen dann eben auf den kommenden RS3 warten. Uns hat der dezente Auftritt gefallen.

Sitzen und Laden

Sport muss nicht Verzicht bedeuten: Der Audi S3 hat all die Vorzüge, die auch der normale A3 zu bieten hat. Das Kofferraumvolumen von bis zu 1220 Liter bietet Flexibilität, vorne findet sich ausreichend Platz und auf der Rückbank ist das Raumangebot akzeptabel. Beim Dreitürer ist einzig der Einstieg etwas diffiziler, wobei die Sportsitze natürlich etwas mehr Platz beanspruchen als die normalen Ausgaben. Bemerkbar macht sich das vor allem beim Aussteigen aus dem Fond. Das sind schon die Fähigkeiten eines Schlangenmenschen recht hilfreich. Als Dreitürer ist der S3 definitiv ein Single-Auto, denn die Sitze lassen sich, trotz des smarten Klappmechanismus, nicht sonderlich weit nach vorne schieben. Apropos: Der Audi S3 bietet sehr komfortables Gestühl, das dennoch den Namen Sportsitze verdient. Auch hier ein guter Kompromiss.

Fahren und Tanken

Gut, der Audi S3 ist ja auch kein Familienauto. Wichtig ist auf der Straße, wie man vom Fußball mal wieder so schön ableiten kann. Also reingesetzt und losgefahren. Als erstes wählen wir den "Dynamic"-Modus bei der Fahrzeugabstimmung. Schließlich ist das hier sportliches Auto, bei aller Zurückhaltung. Und da schau her: Mit dem ersten Tritt aufs Gas packt dieser Ingolstädter auch zum ersten Mal den Asphaltrüpel aus. Ein dumpfes Grollen erhebt sich kurz am Heck und beim jedem Gangwechsel erklingt ein sonores Knallen aus den vier Endtöpfen im Heck. Wir rufen uns in Erinnerung: Vierzylinder mit knapp zwei Litern Hubraum? Tatsächlich, da wird kräftig getrickst. Soundaktuatoren zusammen mit gesteuerten Auspuffklappen erzeugen dieses aufmüpfige Geräusch. Da zeigt aber einer seine Muckis! Ein Blick auf die Konkurrenz erklärt schnell warum. Der BMW M135i wird von einem Sechszylinder angetrieben und hat entsprechend Sound zu bieten. Und in Ingolstadt schaut oder hört man da ganz genau hin. Was der Vierzylinder von Natur nicht hergibt, das wird eben technisch aufgemöbelt.

Im Interieur finden sich auch nur dezente Hinweise auf den Sportsgeist, der dem Modell inne wohnt. Das abgeflachte, serienmäßige Sportlenkrad ist mit Leder ummantelt, ebenso wie auf dem Wählhebel für das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe prangt hier das "S3"-Zeichen.
Im Interieur finden sich auch nur dezente Hinweise auf den Sportsgeist, der dem Modell inne wohnt. Das abgeflachte, serienmäßige Sportlenkrad ist mit Leder ummantelt, ebenso wie auf dem Wählhebel für das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe prangt hier das "S3"-Zeichen.

© Markus Mechnich

Schon die ersten Kilometer zeigen, dass sich der S3 ansonsten anfühlt wie ein großer Sportwagen. Früher gab es Turbolöcher, heute Drehmoment in allen Lebenslagen. Früher brauchte es bei kleinen turbogeladenen Motoren stets Drehzahl für Leistung, heute liegen die 380 Newtonmeter schon bei 1500 Umdrehungen an und lassen bis zu 5500 U/Min nicht nach auf das Getriebe zu dreschen. Ist schon stark, diese Kultiviertheit, mit der dieser S3 am Gas hängt. Jeder Millimeter an Veränderung am Gaspedal wird ohne die geringste Verzögerung in Vortrieb umgesetzt. Das macht besonders Spaß auf kurvigem Geläuf, wo der S3 in jeder Ecke gierig den Ausgang sucht und auf Anforderung wild rausstürmt. Passend dazu bietet das Fahrwerk die notwendige Stabilität über die adaptiv einstellbaren Dämpfer. Das fährt sich alles sehr harmonisch und gleichzeitig gibt das Auto jederzeit zu verstehen: Da geht noch was! Der Kompakte mit dem Sportfahrwerk und den 300 PS unter der Haube ist schon eine gelungene Kombination. Nicht zu wild, aber stets leistungsbereit. Hinzu kommt eine, ebenfalls einstellbare, elektromechanische Progressivlenkung, mit der sich der S3 nahezu perfekt ums Eck zirkeln lässt.

So viel Fahrspaß bezahlt man normalerweise an der Tankstelle. Die 6,9 Liter, mit denen der S3 auf dem Datenblatt angegeben ist zaubern da schon mal ein leichtes Schmunzeln auf die Lippen. Wir wissen unrealistisch! Vor allem bei so einem Auto. Aber der Check an Zapfsäule zeigt, dass sich zahlreichen Modifikationen an dem Motor gelohnt haben. Selbst bei unserer keineswegs sparsamen Ausfahrt bleibt der Verbrauch mit 9,5 Litern und der Zehn-Liter-Marke. Das ist durchaus ein Ergebnis, mit dem es sich leben lässt.

Hören und Sehen

Audi hat die A3-Baureihe mit dem Modellwechsel vergangenes Jahr technisch kräftig aufgerüstet. Es gibt Spurhalteassistent, Tot-Winkel-Warner, automatische Abstandhalter und noch so einige Dinge mehr, die auch der S3 von seinen größeren Brüdern geerbt hat. Die gute Seite: Im A3 gibt es nur wenig, was es in den höheren Baureihen nicht auch gibt. Der Nachteil: Das treibt natürlich den Preis in die Höhe und so manchen Assistenten kann man sich auch sparen in einem kompakten Sportauto.

Immer wieder schön ist es hingegen, wenn sich das superdünne Sieben-Zoll-Display beim Start aus dem Armaturenbrett schält. Mag sein, dass es Nörgler gibt, die hier eine teures Problemfeld für spätere Gebrauchte sehen und lieber eine fest verbaute Lösung hätten. Aber das hochauflösende Display ist erst mal eine Augenweise – Auf dem Bildschirm und drumherum.

Hinten ein dezenter Spoiler auf der Heckklappe, unten die Andeutung eines Diffusors - Das war es im wesentlichen an sportlicher Attitüde, was die Optik angeht. Das gilt allerdings nicht für die Akustik. Was da aus den vier Endtöpfen so an Sound herauskommt ist mehr, als man von einem Vierzylinder erwarten würde.
Hinten ein dezenter Spoiler auf der Heckklappe, unten die Andeutung eines Diffusors - Das war es im wesentlichen an sportlicher Attitüde, was die Optik angeht. Das gilt allerdings nicht für die Akustik. Was da aus den vier Endtöpfen so an Sound herauskommt ist mehr, als man von einem Vierzylinder erwarten würde.

© Markus Mechnich

Wählen und Zahlen

Beim Grundpreis und beim Auswählen der Sonderausstattung beginnt der schmerzhafte Teil mit dem S3. Mit den 39850 Euro, die der Kompaktsportler aus Ingolstadt mindestens kostet, ist es noch lange nicht getan. Schon das empfehlenswerte Doppelkupplungsgetriebe lässt den Preis über die Marke von 40 000 Euro springen. Dann beginnt das große Summieren: LED-Scheinwerfer? Schon, aber für 770 Euro extra. Nappa-Leder? Schlägt mit 1250 Euro zu Buche. MMI-Navigation? Aber gerne, kostet 2750 Euro, mit dem hörenswerten Soundsystem von Bang&Olufsen werden es noch mal 790 Euro mehr. Tempomat mit automatischem Abstandhalter und Notbremsfunktion (560 Euro), aktiver Spurhalteassistent (600 Euro) und Parkassistent lassen den Gesamtpreis dann sogar die Marke von 50000 Euro überschreiten. Alles kein Muss, aber wäre ja schon nett. Nicht dass die Konkurrenz besser wäre, der BMW M135i kostet schon in der Basisausstattung 44 000 Euro und die A-Klasse von AMG liegt bei knapp unter 50 000 Euro. Aber man sollte sich ins Bewusstsein rufen, dass wir hier immer noch von einem Kompakten sprechen.

Gutes und Schlechtes

Dem Audi S3 lässt sich in der Summe wenig vorwerfen, außer vielleicht den preistreibenden Extras und dem nicht unerheblichen Grundpreis. Im Gegenteil, der Ingolstädter macht das schon richtig gut mit dem Sport fürs Volk. Die Kombination aus Motor, Fahrwerk und Lenkung gehört sicher zu dem Besten, was der Markt auf diesem Gebiet derzeit hergibt. Harmonisch in der Zusammenarbeit, sehr dynamisch beim Fahren und mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit, die das Auto jederzeit versprüht. Uns hat besonders gefallen, dass der S3 dabei so gut wie nie aus dem Rahmen fällt. Er wird nie zu aggressiv und bleibt stets dezent, aber leistungsbereit. Selbst bei hohen Geschwindigkeiten kann der S3 immer noch mal eine Schippe drauflegen.

Zu bemängeln sind der diffizile Einstieg ins Heck und eine lange Aufpreisliste. Die Serienausstattung des S3 ist eher überschaubar. Immerhin gibt es die Progressivlenkung und das Sportfahrwerk immer dazu. Wer sich den Spaß aber gönnen mag, der bekommt eine Menge Fahrspaß gepaart mit dem Nutzwert eines normalen A3. Eine Kombination, die durchaus eine Überlegung wert sein könnte.

Stärken:

Präzise Lenkung, agiler Motor, sehr gutes Handling

Schwächen:

Einstieg in den Fond, Sicht nach hinten, lange Aufpreisliste

Technische Daten Audi S3 2.0 TSFi
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) 4,24 / 1,78 / 1,40 Meter
Leergewicht 1455 Kilogramm
Kofferraumvolumen normal/Rückbank umgelegt 281 / 1220 Liter
Maximale Zuladung 560 kg
Sitzplätze 5
Tankvolumen 60 Liter
Motor Reihen-Vierzylinder-Otto-Motor mit Direkteinspritzung,Vierventil-Technik und Abgasturbolader mit Ladeluftkühlung
Hubraum 1984 Kubikzentimeter
Getriebe 6-Gang Doppelkupplungsgetriebe
Leistung (kW/PS) 221 / 300
Drehmoment 380 Newtonmeter bei 1800 bis 5500 Umdrehungen/Min.
Beschleunigung 0 - 100 km/h 5,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 250 km/h
Verbrauch laut Hersteller (innerorts / außerorts / kombiniert) 6,9/8,8/5,9 Liter
Verbrauch im Test 9,5 Liter
Garantie 2 Jahre
Typklassen (KH/VK/TK) 18 / 23 / 24
Preis als Basisfahrzeug 39 850 Euro
Preis des Testwagens ca. 52 450 Euro

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