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Weltweit wird gegen den Schmäh-Film über den Propheten Mohammed demonstriert. Auch in Deutschland werden Proteste befürchtet. Doch nicht alle Muslime halten ein Verbot für den richtigen Weg.

© dpa

Debatte um Schmähvideo: Kirchenvertreter fordern mehr Respekt vor den Religionen

Das Mohammed-Schmähvideo spaltet Deutschland. Doch während sich die Debatte meist zwischen Sicherheitsbedenken und der Verteidigung von Freiheitsrechten bewegt, geht es den Religionsvertretern um etwas ganz anderes.

Berlin - Es geht um Meinungsfreiheit und gleichzeitig um öffentliche Sicherheit: Kein Wunder, dass die Debatte über ein mögliches Verbot des islamfeindlichen Mohammed-Videos unvermindert anhält. Muslime empfinden den Film als beleidigend, Politiker befürchten gewalttätige Proteste wie derzeit in vielen islamischen Ländern. Während Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) bereits rechtliche Schritte gegen eine Veröffentlichung prüft, sind islamische Verbände uneins über den Sinn eines solchen Vorgehens.

„Ein Verbot ist der falsche Weg“, sagte Lamya Kaddor, Vorsitzende des Liberal- Islamischen Bundes. Sonderregelungen für Muslime schürten die Islamfeindlichkeit in Deutschland, sagte sie dem Tagesspiegel. Schon allein durch die Debatte würde das Video wichtiger erscheinen, als es tatsächlich sei. „Die Vorstellung, dass es in Deutschland einen aufgebrachten Mob geben könnte, halte ich zum jetzigen Zeitpunkt für übertrieben“, sagte sie.

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland dagegen hält derartige Ausschreitungen für möglich. „Es ist zu befürchten, dass Extremisten auf beiden Seiten vor Gewaltanwendung nicht zurückschrecken werden“, sagte Generalsekretärin Nurhan Soykan. Auch aus Sorge um rassistische Übergriffe auf Muslime als Reaktion auf das Video plädiert der Zentralrat für ein Verbot. Damit liegt die Dachorganisation von rund 20 000 Muslimen auf einer Linie mit der schwarz-gelben Koalition. Mittlerweile hat sich auch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), für ein Verbot von „Die Unschuld der Muslime“ ausgesprochen: „Ein Video, das Unruhen, Hass und Gewalt sät, hat keinen Platz in unserem Land!“

Kann ein Verbot Gewalt verhindern? Diese Rechnung werde nicht aufgehen, ist sich Ali Kizilkaya sicher. Der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime in Deutschland sieht das Ansehen des Islams bereits jetzt erheblich beschädigt. „Es hat einen bitteren Nachgeschmack, wenn Muslime so dargestellt werden, als würden sie die öffentliche Ordnung stören“, sagte er dem Tagesspiegel. Zwar unterstütze er ein Verbot – doch aus anderen Gründen. „Der Film ist beleidigend. Er ist es, der die öffentliche Ordnung stört“, betonte er. Nicht aus Furcht vor Krawallen, sondern wegen Beleidigung müsse das Video verboten werden. „Die Debatte zeigt uns, dass das verletzende Moment nicht so sehr berücksichtigt wird wie das sicherheitspolitische.“ Ähnlich argumentiert die Integrationsbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Aydan Özoguz. „Diejenigen, die den Film unbedingt zeigen wollen, sind Rechtsextreme und keine Verfechter der Demokratie.“ Es handle sich nicht um eine inhaltliche Debatte, sondern um eine Beleidigung einer Religionsgruppe. „Als friedliebende und demokratische Gesellschaft dürfen wir die Anstachelungen rechtsextremer Gruppen nicht hinnehmen.“

Lamya Kaddor vom Liberal-Islamischen Bund sieht hinter der ganzen Debatte um den Schmäh-Film ein gesamtgesellschaftliches Problem. „Rassismus getarnt als Islamkritik – das geht alle an.“

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