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Lindner, Rösler, die neuen Siegertypen? Nun ja, zumindest für einen von beiden dürfte es auch künftig schwierig werden.

© dpa

Erfolg der FDP in NRW: Gegen und wegen Rösler gewonnen

Die FDP ist wieder mal doch nicht am Ende. Wegen Christian Lindner in Nordrhein-Westfalen und zuvor schon Wolfgang Kubicki in Schleswig-Holstein. Kurioserweise aber auch wegen Philipp Rösler.

Liefern wollte er, der FDP-Vorsitzende Philipp Rösler, aber das haben jetzt zwei andere für ihn getan: Vor einer Woche Wolfgang Kubicki in Schleswig- Holstein, jetzt Christian Lindner in Nordrhein-Westfalen. Beiden gelang es, „ihre“ FDP auf über acht Prozent zu hieven, obwohl sie in beiden Ländern im Sog der Bundespartei noch vor kurzem desaströse Umfragewerte hatte.

Sie sind sehr unterschiedliche Typen, Kubicki und Lindner, auch wenn sie sich gerne leicht unrasiert zeigen, und sie haben einen sehr unterschiedlichen Wahlkampf geführt: Kriegsfilm-Fan Kubicki dröhnend wie ein alter Haudegen in der Schlacht, Lindner fein, dezent, pointiert, abgestimmt wie sein Chronometer aus Schaffhausen zum Maßanzug. Eines aber eint beide: Sie haben sich von Rösler distanziert, Kubicki aus Prinzip, Lindner bei Gelegenheit. Ihre Erfolge können deshalb als Votum liberaler Wähler gegen den Bundesvorsitzenden gelesen werden, weil sie quer zum Trend stehen. Ist Rösler also jetzt selbst geliefert?

Kurz vor der Wahl in Schleswig- Holstein machten Putsch-Gerüchte die Runde, und wenn einer wirkt wie ein Putschist, dann Wolfgang Kubicki. Wie er sich schon freute, danach gefragt zu werden! Er zog alles ins Lächerliche, und damit auch Rösler, denn Kubicki sagte in jedes Mikrofon, das ihm hingehalten wurde: Punsch gebe es nicht in der FDP, hallo, haben Sie verstanden, Punsch!

Kubicki traut man zwar die Rolle des Putschisten zu, nicht aber die des Bundesvorsitzenden, ganz abgesehen davon, dass ihm wohl kaum eine Vorstellung widerlicher wäre als diejenige, seinen herrlichen Freibeuterstatus im heimatlichen Strande fürs Berliner Schischi aufzugeben. Lieber freut er sich über schale Gags wie jenen, am Montag nach der Wahl in Berlin zu fehlen, um – angeblich – seinen Rausch auszuschlafen. Ohne den Wahlsieger sah der junge Herr Rösler ziemlich alt und alleine aus.

Lindner dagegen ist ein Kandidat für ganz oben, auch wenn er klar sagt, dass er jetzt nichts anderes als Fraktionsvorsitzender in Düsseldorf werden will – allerdings um als solcher selbstverständlich auch Einfluss auf Berlin zu nehmen, was wie eine Drohung klingt, nicht wie Unterstützung.

Schließlich Rösler selbst: Skurril, wie er da auftritt in Berlin nach der Wahl von Nordrhein-Westfalen, vermeintliche Selbstverständlichkeiten sagt, die nach der Vorgeschichte aber wirken wie eine Parodie, ironisch, wenn nicht gar zynisch. „Wir“, sagt Rösler, „wir möchten uns bedanken bei Christian Lindner“, so als gehöre dieser gar nicht dazu. „In schwierigster Lage war er bereit, sich in die Verantwortung nehmen zu lassen“, spricht er weiter, und jeder erinnert sich natürlich bei diesen Worten, wie Lindner in schwieriger Lage aus der Verantwortung geflohen war, als er Rösler düpierte und sein Amt als dessen Generalsekretär niederlegte. Ein Affront war das. Eine Kampfansage. Und so betont Rösler: „Verantwortung für NRW“. Und lächelt bitter dazu.

Rösler war vor beiden Wahlen in einer No-win-Situation – er persönlich konnte nur verlieren. Die anderen haben das beste daraus gemacht. Die FDP ist wieder mal doch nicht am Ende. Kurioserweise: wegen Rösler. Ein Erfolgsmodell auf Dauer ist das nicht.

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