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Peter Struck (SPD) ist tot.

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Ex-Verteidigungsminister verstorben: SPD-Politiker Peter Struck ist tot

Der frühere Verteidigungsminister und SPD-Politiker Peter Struck ist tot. Er starb im Alter von 69 Jahren nach einem schweren Herzinfarkt in einem Berliner Krankenhaus. Kanzlerin Merkel würdigte Struck als einen "großen Sozialdemokraten".

Der frühere Verteidigungsminister und SPD-Politiker Peter Struck ist tot. Er starb nach Angaben eines Sprechers der Familie am Mittwoch im Alter von 69 Jahren im Berliner Krankenhaus Charité. Dort war er am Vortag mit einem schweren Herzinfarkt eingeliefert worden. Struck war erst in der vergangenen Woche als Vorsitzender der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung für zwei Jahre wiedergewählt worden.

Struck hatte sich nach der Bundestagswahl im Jahr 2009 aus der aktiven Politik zurückgezogen. Für seine Partei hatte er zuvor verschiedene Ämter betreut. In der Zeit des ersten rot-grünen Kabinetts unter dem damaligen Kanzler Gerhard Schröder (SPD) übernahm der am 24. Januar 1943 geborene Struck zunächst den Fraktionsvorsitz. Im Juli 2002 wechselte er ins Amt des Verteidigungsministers, in dem er sich rasch Ansehen und Respekt verschaffte. Struck prägte den viel debattierten Satz: „Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt“.

Das politische Berlin reagierte mit großer Bestürzung auf die Meldung von Strucks Tod. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bezeichnete ihn als „bedeutenden Parlamentarier und großen Sozialdemokraten“. Die Nachricht von seinem Tode erfülle sie mit großer Trauer, erklärte Merkel. „In der Großen Koalition habe ich ihn als einen hart argumentierenden, dabei jedoch stets verlässlichen Partner kennen- und schätzen gelernt.“ Als Verteidigungsminister habe sich Struck hohe fachliche Anerkennung und die Wertschätzung der Soldatinnen und Soldaten erworben. Ihr Mitgefühl gelte seiner Familie, betonte Merkel.

„Mit ihm verlieren wir einen großen Sozialdemokraten aus unseren Reihen“, sagte teilte der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel mit. „Für mich persönlich war Peter Struck ein verlässlicher und prinzipientreuer Wegbegleiter - in allen seinen hohen Ämtern und Funktionen.“ Struck werde immer in Erinnerung bleiben als Mann klarer Worte, aber eben auch geradlinig mit großen Überzeugungen.

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück nannte Struck „eine der prägenden Gestalten der letzten Jahrzehnte“. In seinen Ämtern als Verteidigungsminister und Fraktionsvorsitzender habe er viele Jahre sozialdemokratische Politik gestaltet und vertreten. „Mehr als das, er hat nicht nur unsere Positionen in Parlament und Regierung vertreten, er hat unsere Werte gelebt. Er war ein unverwechselbarer Charakter auf der Bühne der Politik, über die Parteigrenzen hinweg geschätzt und in der Öffentlichkeit als authentische Persönlichkeit wahrgenommen“, sagte Steinbrück.

Struck war schon seit Jahren gesundheitlich angeschlagen. Im Juni 2004 führte er das Amt des Verteidigungsministers trotz eines Schlaganfalls weiter. Nach Bildung der großen Koalition Ende 2005 verlor die SPD das Verteidigungsressort an die Union. Struck rückte damals bis zum Ende der Legislaturperiode wieder an die Spitze der SPD-Fraktion. Mit Unionsfraktionschef Volker Kauder bildete er ein erfolgreiches Gespann, um das Bündnis von SPD und CDU/CSU auch in Krisen zusammenzuhalten.

Kauder hat sich nun zum Tod des einstigen politischen Partners geäußert. Er sagte: „Peter Struck ist in der Zeit der großen Koalition zu einem verlässlichen Freund und Wegbegleiter geworden. Er hat sich um unser Land als aufrechter Demokrat verdient gemacht.“ Als Verteidigungsminister habe Struck die Bundeswehr in schwierigen Zeiten sicher geführt.

SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier schrieb in einem Statement auf Facebook im Namen der Fraktion: "Wir verlieren einen Freund, einen engen Weggefährten, einen Mann voller Herzenswärme, Humor und Lebensklugheit." In der Fraktion habe Struck hohe Anerkennung und tiefe Zuneigung genossen.

Glatze, Schnauzbart und die Pfeife im Mund, das waren Strucks Markenzeichen. 29 Jahre saß er im Parlament, 48 Jahre war er SPD-Mitglied. Zu Strucks großen Leidenschaften außerhalb der Politik gehörte das Motorradfahren.

Linke-Fraktionschef Gregor Gysi sagte zu Strucks Tod: „Über viele Jahre konnte und durfte ich mit Peter Struck zusammenarbeiten. Er war fleißig, engagiert und verlor nie das Gefühl für die Situation der Bevölkerung, für Menschen in Armut.“ Er habe sich freundschaftlich, kollegial und solidarisch verhalten. Dies sei inzwischen eher eine Rarität in der Politik. „Wir sollten versuchen, ihn mit seiner Lebenslust in Erinnerung zu behalten“, sagte Gysi.

"Mit ihm verliert Deutschland einen aufrechten Charakter."

Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) erklärte, die Nachricht vom Tode Strucks erfülle ihn mit tiefster Trauer. „Mit ihm verliert Deutschland einen aufrechten und authentischen Charakter, der wie kaum ein anderer die Verteidigungspolitik des Landes verkörpert hat. Er hat die Soldaten gemocht und sie ihn.“

Parteifreunde von Peter Struck, Politiker anderer Parteien und auch Bürgerinnen und Bürger haben auch auf Twitter ihre Trauer bekundet. Sven Kohlmeier (SPD), Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus, erinnerte via Twitter an das so genannte Struck'sche Gesetz, ein Bonmot des Verstorbenen, der einmal gesagt hatte, kein Gesetz komme aus dem Parlament so heraus, wie es eingebracht worden ist. Damit wollte er die Macht der Abgeordneten gegenüber der Regierung klarstellen, bis heute berufen sich Parlamentarier immer wieder darauf. Der Berliner Landespolitiker Kohlmeier twitterte nun: "RIP Peter Struck. Wir werden dich nie vergessen, weil wir immer das "Struck'sche Gesetz" anwenden! Kein Gesetz geht ohne Änderung durchs Abgeordnetenhaus."

Björn Böhning (SPD), Chef der Berliner Senatskanzlei, twitterte: "RIP Peter Struck. Wir trauern." Den Begriff RIP, also "Rest in peace" ("Ruhe in Frieden") twitterte auch Ekin Deligöz, stellvertretende Fraktionschefin der Grünen im Bundestag. Der SPD-Politiker Niels Annen schrieb auf Twitter: "Ich werde ihn vermissen."

Der SPD-Landeschef von Schleswig-Holstein, Ralf Stegner, würdigte Struck in einer Erklärung als „aufrechten Sozialdemokraten mit Ecken und Kanten“, dem die SPD vieles zu verdanken habe. Aber nicht nur um die SPD, sondern um die gesamte sozialdemokratische Familie habe sich Struck große Verdienste erworben. „Unser Beileid und Mitgefühl gilt den Angehörigen von Peter Struck“, erklärte Stegner.

(Tsp, dpa, AFP)

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