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Bernd Lucke auf einem Wahlplakat der AfD.

© AFP

Europawahl: AfD wirft Journalisten raus

Bei einem Wahlkampfauftritt von Bernd Lucke in Bremen wurden die Journalistin Andrea Röpke und ihr Fotograf an ihrer Arbeit gehindert - beide trugen angeblich blaue Flecken davon.

Bei einem Wahlkampfauftritt zur Europawahl von AfD-Chef Bernd Lucke in Bremen sind am Mittwochabend zwei Pressevertreter offenbar gewaltsam an ihrer Arbeit gehindert und aus dem Saal geworfen worden. Es handelte sich dabei um die Journalistin Andrea Röpke, die sich auf Wort- und Bildberichte über Rechtsextremismus spezialisiert hat, und einen sie begleitenden Fotografen, der auch für die Tageszeitung (taz) arbeitet.

Nach Röpkes Angaben trugen sie blaue Flecken davon und haben Anzeige erstattet. Ein Bremer Sprecher der eurokritischen Alternative für Deutschland (AfD) sagte am Donnerstag auf Anfrage unserer Zeitung, Besucher hätten sich beschwert, dass sie „offensiv abfotografiert wurden“. Ein von der AfD beauftragter Sicherheitsdienst habe die Pressevertreter gebeten, dies zu unterlassen. Als die beiden dem nicht gefolgt seien, „wurden sie des Saales verwiesen“.

Andrea Röpke bestätigte auf Nachfrage unserer Zeitung, dass sie und ihr Kollege wegen Foto- und Filmaufnahmen Hausverbot erhalten hätten. „Dabei haben wir nichts anderes gemacht als andere Kollegen auch.“ Bei einer öffentlichen Veranstaltung dürften selbstverständlich auch Publikumsreaktionen aufgenommen werden. Als die beiden nicht freiwillig gingen, wurden sie laut Röpke umringt und herumgeschubst. Dabei sei ihr Kollege zu Boden gegangen. Außerdem sei versucht worden, ihr die Kamera zu entreißen und den Aufnahmechip zu entnehmen. Am Ende hätten zwei Personen sie gegriffen und aus dem Gebäude gezerrt. In einem Radio-Bremen-Fernsehbericht war zu sehen, wie die 48-Jährige abgeführt wurde.

„Wir haben Anzeige wegen Nötigung und anderem erstattet“, sagte Röpke weiter. Umgekehrt habe die AfD die beiden wegen Hausfriedensbruchs angezeigt. Dass der Sicherheitsdienst zu Gewalt gegriffen habe, „kann ich mir nicht vorstellen“, meinte der AfD-Sprecher. Es handele sich dabei um Profis, die sich sicherlich „im Rahmen der Bestimmungen bewegen“. Er selbst habe von dem Vorfall aber „nicht viel mitbekommen“.

Bei der Polizei war am Donnerstag kein für die Veranstaltung Zuständiger zu erreichen. Eine Polizeimeldung von Mittwochabend erwähnte lediglich rund 80 Gegendemonstranten vor dem Veranstaltungsgebäude sowie vereinzelte Störungen durch Zuhörer im Saal. Insgesamt seien zehn Anzeigen gefertigt worden, unter anderem wegen Hausfriedensbruchs und Körperverletzung. Im August 2013 hatten linksextreme Antifaschisten AfD Parteichef Lucke bei einem Auftritt in einem Bremer Biergarten von der Bühne geschubst. Deshalb hatte die Partei diesmal besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen.

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