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Nahost: Unruhen in Jerusalem nach tödlichem Schuss auf Palästinenser

Nach der Tötung eines Palästinensers durch einen israelischen Wachmann in Ostjerusalem ist es in der Stadt zu Unruhen gekommen. Die Polizei hat nach Steinwürfen Stellung auf dem Tempelberg bezogen.

Besonders in dem mehrheitlich von Arabern bewohnten Stadtteil Silwan lieferten sich Palästinenser am Mittwoch Auseinandersetzungen mit israelischen Sicherheitskräften, wie die Polizei mitteilte. Auch an der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg in der Altstadt bezog die israelische Polizei Stellung.

Die Unruhen begannen nach Angaben von Polizeisprecher Micky Rosenfeld am Morgen in Silwan im mehrheitlich von Palästinensern bewohnten Ostteil Jerusalems. Dort leben mehrere jüdische Familien streng abgeschirmt unter rund 12.000 Arabern. Rosenfeld zufolge hatten Palästinenser eine Straßensperre errichtet, das Auto des Wachmanns einer jüdischen Wohnanlage in dem Viertel gestoppt und mit Steinen beworfen. Daraufhin habe der Mann mit seiner Pistole das Feuer eröffnet. Durch die Schüsse wurde ein Mann getötet, zwei weitere Palästinenser erlitten Verletzungen. Die Polizei leitete nach eigenen Angaben Ermittlungen ein, der Wachmann wurde verhört.

Der Getötete war nach Angaben seiner Familie Vater von fünf Kindern. Aus Wut über den Vorfall kam es in Silwan zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei, wie ein Fotograf berichtete. Mindestens fünf Menschen wurden verletzt. Augenzeugen zufolge setzte die Polizei Tränengas und Gummigeschosse ein.

Unruhen bei Trauerzug

Später kam es bei einem Trauermarsch zu weiteren Unruhen, bei denen Palästinenser Steine auf die Polizei warfen und zwei Autos in Brand setzten. Der Polizei zufolge wurden drei Israelis leicht verletzt. Zu Spannungen kam es auch auf dem Tempelberg im Zentrum der Altstadt, wo israelische Sicherheitskräfte nach Steinwürfen von Palästinensern Stellung bezogen. Auf dem Tempelberg im Zentrum Jerusalems befindet sich die Al-Aksa-Moschee, eines der wichtigsten Heiligtümer des Islam.

Sowohl Israel als auch die Palästinenser beanspruchen Jerusalem als ihre Hauptstadt. Der Status Ost-Jerusalems ist einer der zentralen Streitpunkte im Nahost-Konflikt. Die Annektierung Ost-Jerusalems durch Israel nach dem Krieg von 1967 wurde von der internationalen Staatengemeinschaft nie anerkannt.

Die Auseinandersetzungen könnten auch die direkten Gespräche zwischen Israel und den Palästinensern belasten. Die Verhandlungen über ein Friedensabkommen waren Anfang September wieder aufgenommen worden. Das Nahost-Quartett, dem die USA, die EU, Russland und die UNO angehören, forderte Israel am Dienstag in New York auf, einen Baustopp für die jüdischen Siedlungen im Westjordanland zu verlängern. Die Siedlungen gelten als eine der schwierigsten Fragen in den Verhandlungen. (AFP)

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