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Deutsche Handballer im WM-Achtelfinale: Gurken von gestern

Deutschlands Handballer glauben nach dem 32:30-Sieg gegen Frankreich wieder an sich selbst. Im Achtelfinale trifft die Deutsche Nationalmannschaft am Sonntag um 15.45 Uhr auf Mazedonien - und strebt einen weiteren überzeugenden Auftritt an.

Am Tag danach herrschte Verblüffung in der Handballwelt. „Oh là là“, sagte Daniel Constantini, „die Deutschen haben mit viel Tempo gespielt – und mit sehr großem Herz.“ Nicht nur der Coach des französischen Weltmeisterteams von 1995 und 2001 war erstaunt über den spektakulären 32:30-Sieg der deutsche Nationalmannschaft über Frankreich, die Supermacht des zurückliegenden Jahrzehnts. Auch Bundestrainer Martin Heuberger war perplex ob der Leistungsexplosion seines Teams. Auf die Frage, was ihn denn überrascht habe, antwortete der 48-Jährige kurz und knapp: „Alles.“

Was binnen weniger Tage mit seiner Mannschaft geschehen ist, mutet wie ein modernes Sportmärchen an. Als die Deutschen anreisten, rechnete niemand mit dem Weltmeister von 2007. „Wir sind doch als Gurkentruppe vom Dienst angetreten“, sagt Spielmacher Michael Haaß. Nun hat der Triumph über den Olympiasieger die Deutschen vor dem heutigen Achtelfinale gegen Mazedonien (15.45 Uhr, live im ZDF) zum Geheimfavoriten werden lassen.

Natürlich werde man versuchen, „den Schub jetzt mitzunehmen“, sagt Haaß. Einziges Problem: „Das Turnier geht von vorne los. Ein Spiel, und alles kann verloren sein. Jetzt geht es einfach um alles.“ Auch Oliver Roggisch war trotz des Sensationssieges kaum nach Feiern zu Mute. „Wir müssen erst mal beweisen, dass wir eine solche Leistung wiederholen können.“ Andererseits ist der Kapitän optimistisch, auch unter Druck erfolgreich sein zu können. „Mazedonien ist eine Mannschaft, die uns liegt. Wenn unsere Leistung passt, bin ich sicher, dass wir das Spiel gewinnen.“ Sollte das Team die erste K.o.-Runde überstehen, hieße der Gegner im Viertelfinale am Mittwoch wohl Kroatien oder Gastgeber Spanien.

Dieser Sieg gegen Frankreich war nicht nur von Bedeutung, weil es der erste seit sechs Jahren war. Er könnte sich als Initialzündung für eine bessere Zukunft erweisen – weil er das lädierte Selbstvertrauen der deutschen Profis heben wird. Und weil sich die Personaldebatte um Bundestrainer Heuberger, die lange hinter den Kulissen tobte, damit fürs Erste erledigt haben dürfte. Heuberger habe einige Schlagzeilen „als Unverschämtheit“ empfunden, berichtete der Sportmanager des Deutschen Handball-Bundes, Heiner Brand.

„Mich freut das wahnsinnig für Martin Heuberger und für die ganze Mannschaft, dass wir ein solches Spiel mal gewinnen konnten“, sagte Haaß. „Intern bestand für uns nie ein Grund zu zweifeln.“ Patrick Groetzki sah es ähnlich: „Die Diskussion war von Anfang an unnötig, weil wir jeden Tag harte Arbeit leisten“, sagte der Linksaußen.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich das Team nun in einen Rausch hineinsteigert. Die Energie dafür sei da, versichern die Profis. Trotz der enormen Belastung mit bisher fünf Partien in sieben Tagen seien noch alle frisch. Der Bundestrainer sieht sich gar genötigt, den Tatendrang zu bremsen. „Die Mannschaft will jetzt mehr erreichen“, sagte er. „Aber darin steckt auch die Gefahr zu überpacen.“ Wenn das künftig die Probleme des deutschen Handballs sein sollten, hat Heuberger vieles richtig gemacht.

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