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So macht’s ein richtiger Mittelstürmer. Simon Terodde trifft für den VfB Stuttgart zum 1:0 gegen seinen alten Verein Union, fünf Köpenicker kommen zu spät.

© imago/Sportfoto Rudel

Torjäger: Simon Terodde glaubt jetzt an sich

Nach seinem Abschied vom 1. FC Union ist Simon Terodde zum besten Stürmer der Zweiten Liga gereift.

Bei der Frage nach der Nationalmannschaft musste Simon Terodde lachen. Ein lautes, ein herzliches Lachen schoss da aus ihm heraus, kein bisschen aufgesetzt. Joachim Löw hatte sich das Spiel zwischen dem 1. FC Union Berlin und Teroddes VfB Stuttgart angesehen. Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Trainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft einen speziellen Spieler beobachten wollte, könne es sich doch nur um Terodde gehandelt haben. „Naja, hätte ich in der Bundesliga 25 Tore geschossen, dann vielleicht. Aber Zweitliga-Stürmer werden meines Wissens sehr selten nominiert. Jedenfalls in Deutschland“, sagte Terodde.

Da mag er Recht haben, aber für den Fall, es würde eine fiktive Nationalmannschaft der Zweiten Liga geben, wäre er als Mittelstürmer gesetzt. Dass kein Spieler auf dieser Position in der Zweiten Liga besser ist, zeigte sich am Sonntag wieder in der Alten Försterei. Mit dem ersten Angriff brachte Terodde den VfB in Führung, in bester Mittelstürmer-Manier. Perfekte Annahme, kurze Drehung, sicherer Abschluss. „Jemand mit seinen Qualitäten darf natürlich nicht so frei zum Schuss kommen, dann ist der Ball fast immer drin“, ärgerte sich Unions Kapitän Felix Kroos.

Oft verkrampfte er, sein Selbstvertrauen litt

Teroddes Gefährlichkeit lässt sich statistisch belegen. In den vergangenen zweieinhalb Spielzeiten traf der 28 Jahre alte Angreifer in 77 Spielen 49 Mal. Kein Spieler in der Zweiten Liga kann für diesen Zeitraum eine bessere Quote aufweisen. Und das, obwohl Terodde eigentlich einen Typ Angreifer verkörpert, der vor nicht allzu langer Zeit vom Aussterben bedroht war. Jedenfalls in der Bundesliga. Groß ist Terodde, 1,92 Meter, dazu mit rund 85 Kilogramm recht bullig. Ein richtiger Kanten, der den Ball perfekt abzuschirmen und zu behaupten weiß.

„Das ist eine seiner großen Stärken, zusammen mit dem Abschluss“, sagt Unions derzeit verletzter Defensivspieler Michael Parensen.

Parensen spielte zwischen 2011 und 2014 gemeinsam mit Terodde für Union, sie sind eng befreundet. Nur ist der Fußballer Terodde von damals nicht mehr mit dem von heute zu vergleichen.

Nach Berlin kam Terodde als junger Stürmer, der beim 1. FC Köln den Sprung in die Bundesliga-Mannschaft nicht geschafft hatte. Es war eine Zeit des Zweifelns. Auch beim 1. FC Union bekam er keine garantierte Einsatzzeit, der tägliche Konkurrenzkampf mit Publikumsliebling Karim Benyamina und John Jairo Mosquera setzte ihm zu, mehr mental als körperlich. Nach ein, zwei schwächeren Spielen fand sich Terodde meist auf der Bank wieder. Er verkrampfte, vergab oft beste Gelegenheiten und hatte bald den Ruf als Chancentod weg. Im letzten halben Jahr spielte er kaum noch und als ein Angebot des VfL Bochum einging, zögerte der 1. FC Union nicht.

Gegen Union jubelte Terodde ausgelassen

In Bochum fand Terodde eine andere Situation vor. Der damalige Trainer Peter Neururer baute auf ihn, er wechselte ihn auch nach schwachen Spielen nicht aus und plötzlich traf Terodde. Und traf weiter. Immer weiter. Seine Tore waren der sichtbar gewordene Beweis, dass Fußball zuerst mit dem Kopf und dann erst mit den Füßen gespielt wird. Terodde glaubte an sich. Mehr als je zuvor. Vergangene Saison wurde er mit 25 Toren Torschützenkönig. Dann offerierte Bundesliga-Absteiger Stuttgart einen Vertrag, den Terodde nicht ablehnen konnte. Für seinen neuen Klub hat er auch schon wieder acht Mal getroffen.

Über sein Tor gegen Union freute sich Terodde, wie sich Stürmer über Tore freuen. Ausgelassen, überschwänglich. „Alles andere hätte ich nicht ehrlich gefunden“, sagte er. Sollen sie in Berlin ruhig sehen, was sie an ihm verloren haben.

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