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Video: Harting schimpft auf deutsches Sportsystem

Zu wenig Geld, verkrustete Strukturen, kein Konzept – gleich mehrere Sportler des deutschen Olympia-Teams nutzten das Medieninteresse nach ihrem Erfolg, um Fehler im System anzuprangern, allen voran Olympiasieger Robert Harting.

Zu wenig Geld, verkrustete Strukturen, kein Konzept: Gleich mehrere Sportler der deutschen Olympia-Mannschaft haben die Medienaufmerksamkeit nach ihrem Erfolg, um auf Fehler im System aufmerksam zu machen. Allen voran Diskus-Olympiasieger Robert Harting: "Wir vergleichen uns in der Wirtschaft mit sämtlichen Ländern, wir sind für den Euro immens wichtig und wir setzen politisch Maßstäbe. Warum sollen wir uns nur in der Sportförderung nicht mit anderen vergleichen dürfen? Das ist ein Punkt, denn man auch mal ansprechen muss."

Zu wenig Förderung - ein in den Tagen von London häufig ausgesprochener Vorwurf. Und der 27-Jährige geht noch weiter: "Die Lokführer streiken gefühlt ununterbrochen, Verdi will mehr Geld. Meine Mama ist Krankenschwester, die darf auch streiken. Bei den Politikern geht es immer wieder um Diäten. Jeder redet immer über das Geld. Und wenn Sportler das tun, bekommen sie gleich einen rübergezogen. Von wegen, wenn man es aus materiellen Gründen macht, ist man hier falsch und so."

Die Karriere von Robert Harting in Bildern:

Am Mittwochmorgen hatte bereits Bahnradsprinter Maximilian Levy das deutsche System kritisiert. Nach dem Gewinn von Silber und Bronze wurde der 25-Jährige deutlich: "Im ganzen deutschen Sportsystem muss sich etwas grundlegend ändern. Die Frage ist doch: Will die Gesellschaft sportlichen Erfolg - oder will die Gesellschaft nur Fußball und Formel 1 gucken?" Beinahe traditionell erhalten Randsportarten nur während der Olympischen Spiele eine entsprechende Medienaufmerksamkeit.

Video: Scharfe Kritik am deutschen Sport

Wenige Tage später sind die Helden von London wieder von den Bildschirmen verschwunden. Levy nimmt die Medien in die Pflicht: "Fußballer haben natürlich mehr Zeit, dass sie hin und wieder mal einen Skandal schaffen. Und so kommen sie in die Medien und nehmen uns da den Platz weg. Und wir sind eigentlich eher die Sportler, die hart arbeiten und diszipliniert sind. Und deswegen tauchen keine Fotos von uns auf, wo wir in irgendwelchen Diskos sind oder Autounfälle bauen."

Bildergalerie: Robert Harting wird Weltmeister

Ein weiterer Vorwurf von Athletenseite lautet: Mangelnde Nachwuchsförderung:: "Wenn man mal überlegt: In der Grundschule wird immer nur Fußball gespielt, damit die Kinder beschäftigt sind. Und wenn ich mir da vorstelle, was da an Potenzial verloren geht.", so Harting. Mit Spannung wird nun die Olympia-Nachbetrachtung des DOSB erwartet. Bei so offensichtlichen Baustellen wie beim Schwimmen und Badminton dürfte jede Menge Arbeit anstehen.

(sid)

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