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Jung und Alt gemischt beim Fototermin. Doch gerade die Youngster stehen in der Saisonvorbereitung besonders im Fokus.

© dpa

Junge Spieler im Check: Herthas Zukunft spielt vor

Im Trainingslager des Zweitligisten werden vor allem junge Spieler getestet – wir haben sie schon einmal durchgecheckt.

Es ist voll in Stegersbach. 31 Spieler sind bei Hertha BSC ins Trainingslager mitgefahren. Trainiert wird oft in Gruppen. „Ich hätte es mir einfacher machen und einige Spieler zu Hause lassen können“, sagt Jos Luhukay. Aber der Trainer will sich einen Eindruck verschaffen, vor allem von Herthas Nachwuchs. 14 der mitgereisten Spieler sind 22 Jahre alt oder jünger. Hinzu kommen Pierre-Michel Lasogga, 20, und Shervin Radjabali-Fardi, 21, die wegen ihrer Kreuzbandrisse frühestens Ende der Hinrunde eingreifen können.

Für die Nachwuchskräfte entscheidet sich im Trainingslager die Zukunft. „Jeder hat die Möglichkeit, sich zu empfehlen“, sagt Luhukay (auch im Testspiel gegen Norwich City, das nach Redaktionsschluss stattfand). Der Holländer hat sich den Ruf erworben, nicht nach Namen, sondern nach Leistung und Fitness aufzustellen. Bei Sahar, Wagner, Franz und Janker sieht er noch Rückstand. Eine Chance für die Jungen. Einige von ihnen sind schon zwei oder drei Jahre im Profikader, bei vielen laufen die Verträge aus. Wenn sie nach dem Trainingslager zur zweiten Mannschaft geschickt werden, könnte dies das Ende ihrer Profikarriere bedeuten. Zeit, einen Blick auf die Talente und ihre Perspektiven zu werfen, die Neuzugänge Ben Sahar und Elias Kachunga ausgenommen.

Sascha Burchert, 22 Jahre, Position: Tor, 5 Bundesligaspiele / 3 Zweitligaspiele. Im vierten Profijahr hat Burchert erstmals seinen Platz sicher: Vier Pflichtspiele darf er im Tor stehen, weil Stammkeeper Thomas Kraft gesperrt ist. Aber dasVertrauen ist nicht unendlich, Hertha verhandelte zunächst mit Maikel Aerts als Kraft-Vertreter. Im zweiten Bundesligaspiel patzte er doppelt, in der Zweiten Liga wurde er vom damals 38-jährigen Marco Sejna überholt. In der Vorbereitung wirkt Burchert nicht immer sicher. Jede Parade wäre wichtig, sein Vertrag läuft aus.

Herthas Neuzugänge im Überblick:

Philip Sprint, 19, Tor, 0/0. Der 1,96 Meter hohe Hüne darf sein erstes Profijahr als dritter Keeper verbringen.

Sebastian Neumann, 21, Abwehr, 2/11. Der U21-Nationalspieler muss den Vergleich mit Roman Hubnik nicht scheuen, aber nur optisch. Sollte im dritten Profijahr mehr Biss zeigen, um sich durchzusetzen gegen den Tschechen, Franz, Janker oder Niemeyer und Lustenberger, die auch innen verteidigen könnten. Immerhin, er kann auch Linksverteidiger. Könnte bleiben, um verliehen zu werden.

John Anthony Brooks, 19, Abwehr, 0/0. Der schlaksige 1,93-Meter-Mann ist stabiler geworden, aber die Konkurrenz in der Innenverteidigung ist stark; siehe oben. Doch der Deutsch-Amerikaner hat Zeit, sein Vertrag läuft bis 2015.

Alfredo Morales, 22, Abwehr, 8/3. Als einziger gelernter Rechtsverteidiger hat er theoretisch gute Chancen auf einen Einsatz zum Zweitligastart. Hätte für deutsche oder peruanische Auswahlen spielen können, entschied sich für die USA. Gute Anlagen, aber wirkt bisweilen unreif. Auch Ndjeng, Janker oder Franz, wenn letztere beide wieder fit sind, könnten auf seiner Position spielen. Sein Vertrag endet nächstes Jahr.

Fabian Holland, 22, Abwehr/Mittelfeld, 2/0. Kam in der größten Not zum Bundesligadebüt und machte seine Sache im Abstiegskampf nicht schlechter als die anderen. Ist ruhig am Ball, kann das Spiel mit langen Pässen verlagern. Hat sowohl hinten links mit Felix Bastians als auch auf seiner gelernten Position im defensiven Mittelfeld erfahrene Konkurrenten. Auch sein Vertrag läuft aus.

Fanol Perdedaj, 21, Mittelfeld, 8/16. Der deutsche U21-Nationalspieler, geboren im Kosovo, macht mit seiner giftigen Art seinem Spitznamen „Gattuso“ alle Ehre. Zeigte gute Ansätze in der Bundesliga, bekam von Otto Rehhagel einen neuen Spitznamen, „Paradise“. Der Konkurrenzkampf vor der Abwehr mit Kluge, Lustenberger, Niemeyer und Ronny hat wenig paradiesische Aussichten. Aber kämpfen, das kann er ja.

Nico Schulz, 19, Mittelfeld, 0/21. Flitzte mit 17 Jahren schon in Markus Babbels Aufstiegsmannschaft. In der Bundesliga wurde der U19-Nationalspieler vom Pfeifferschen Drüsenfieber zurückgeworfen, spielte dann nur bei den Amateuren. Gute Vorbereitung, schnell, technisch stark, einsatzfreudig, wurde als Linksverteidiger getestet. Könnte die Konkurrenz als Einwechselspieler überholen.

Marvin Knoll, 21, Mittelfeld, 0/13. Im Aufstiegsjahr zweimal eingewechselt, dann ging es ein Jahr nach Dresden. Konnte sich dort nicht durchsetzen. Zurück aus der Leihlehre hinterlässt der Dauerläufer mit hartem Schuss einen ordentlichen Eindruck. Aber für das defensive und linke Mittelfeld gibt es viele Kandidaten, daher könnte es wieder nichts werden mit dem Durchbruch. Vertrag: läuft aus.

Bilderrückblick: Herthas Abstiegssaison 2011/12, Spieltag für Spieltag

Dorian Diring, 20, Mittelfeld, 0/0. Der blonde Franzose kam aus Mulhouse, eigentlich für die U23, trainiert aber in der Vorbereitung mit den Profis. Dann wird entschieden, wo er spielt. Stark am Ball, gute Ideen, aber oft fahrig. „Er kommt aus Liga vier, man muss sehen, wie er die Belastung verträgt“, sagt Luhukay.

Hany Mukhtar, 17, Mittelfeld, 0/0. Der Techniker mit den kurzen Beinen führte die U17 als Kapitän zur Meisterschaft, darf im Trainingslager mit den Profis trainieren. „Wenn er es gut übersteht, kann er schon bei der U23spielen“, sagt Luhukay. Die Perspektive ist eher langfristig.

Marco Djuricin, 19, Angriff, 2/9. Feierte mit 17 ein Traumdebüt in Liga zwei, aber das bekam ihm nicht. Der österreichische U20-Nationalspieler hat alle Anlagen für einen guten Stürmer, aber steht sich mit seiner aufbrausenden Art im Weg. Die neue Konkurrenz im Sturm könnte zu mehr Demut führen. Oder zu einem Ortswechsel.

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