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Berlins dritte Kraft. BAK bleibt trotz der Pokalsensation bescheiden. Der Verein wünscht sich, dass mehr Zuschauer ins Poststadion kommen.

© dapd

Berliner AK 07: Kommt doch mal rüber!

Nach der Sensation gegen Hoffenheim erhofft sich Berlins Pokalschreck BAK mehr Aufmerksamkeit in der Stadt - und mehr Zuschauer im Stadion. Bislang kommen selten mehr als 200 Fans zu den Spielen.

Was dieser Sieg denn für Auswirkungen auf den Verein haben könnte, wurde Jens Härtel gefragt. Der Trainer des Berliner Athletik Klubs musste nicht lange überlegen. Seiner Mannschaft war beim 4:0-Sieg gegen die TSG Hoffenheim die Sensation in der ersten Runde des DFB-Pokals gelungen, er hätte in diesem Moment über alles Mögliche fabulieren können. Selbst ein bisschen Größenwahn wäre verzeihlich gewesen. Aber Härtel blieb bescheiden. „Der Verein wird jetzt sicher deutschlandweit wahrgenommen, aber ich hoffe zuallererst, dass ein paar mehr Zuschauer zu unseren Spielen ins Stadion kommen.“

Jens Härtel hätte auch sagen können: Wenn wir in Berlin wahrgenommen werden, würde mir das schon reichen.

Zuschauer verlieren sich nur selten ins renovierte Poststadion am Hauptbahnhof. Zwischen 6000 und 8000 Zuschauer gehen dort inzwischen rein. So viele kommen aber nie, zu den Spielen in der Regionalliga sind es selten mehr als 200. Auch am Sonnabend gegen Hoffenheim fanden sich nur 1468 Fans ein – eine enttäuschende Kulisse für ein Pflichtspiel gegen eine Mannschaft aus der Bundesliga. Dabei hätte der BAK eigentlich Potential für mehr. Sportlich ist der Verein längst die Nummer drei der Stadt hinter den Zweitligisten Hertha BSC und dem 1. FC Union. Die Charlottenburger und Köpenicker verfügen aber über eine jahrelang gewachsene Fanstruktur und Tradition im Profifußball – beides fehlt dem BAK.

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Der Verein wurde zwar schon 1907 gegründet, höherklassig spielte er aber nie. Der Aufstieg in die Regionalliga 2011 war lange der größte Erfolg der Klubgeschichte. Bis zum Sonnabend. Mit vier Toren Unterschied hatte noch nie ein Viertligist gegen einen Bundesligisten gewonnen – über Nacht wurde der BAK über die Stadtgrenzen hinaus ein Begriff.

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Die neu gewonnene Popularität will Präsident Mehmet Ali Han nutzen. „In Sachen Zuschauer müssen wir dringend etwas machen“, sagt er. „Wir wollen ein Verein für alle Berliner sein.“ Han spielt damit vor allem auf das multikulturelle Element beim BAK an. Seit der ehemalige Arbeiterklub aus dem Wedding 2004 mit einem Verein mit türkischen Wurzeln fusionierte, ist der BAK bunter und vielfältiger geworden. So haben viele Zuschauer beim BAK einen türkischen Migrationshintergrund. Manch einer, der früher bei Türkiyemspor zuschaute, kommt jetzt ins Poststadion. Das ist ein Anfang.

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Doch wie dem BAK geht es fast allen Berlinern Fußballklubs unterhalb von Hertha und Union, volle Ränge sind eine Seltenheit. Dabei ziehen auch Leute nach Berlin, die mit Hertha oder Union auf Anhieb nichts anzufangen wissen, sie könnten eine Zielgruppe sein – auch für den BAK. Dafür bedarf es aber gezielter Werbung, die es bisher nicht gibt.

Die Regionalliga ist kostenintensiv und aus Zuschauersicht wenig attraktiv, die Einnahmen sind überschaubar. Etwa 109 000 Euro hat der Verein durch die Teilnahme am DFB-Pokal eingespielt, der Sieg über Hoffenheim dürfte noch einmal die doppelte Summe einbringen. Vielleicht wird es auch ein bisschen mehr, für die zweite Runde hat Jens Härtel einen speziellen Wunsch. Nicht Borussia Dortmund oder den FC Bayern München sehnt der Trainer des BAK herbei, sondern einen Berliner Verein. Hertha kann es nach dem eigenen Ausscheiden nicht sein, bleibt vielleicht noch Union. „Ein Derby wäre was. Dann würden wir unser Stadion endlich einmal voll bekommen.“

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