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Beschleunigte Talfahrt. Wieder hat ein technischer Defekt Sebastian Vettel am Sonntag ausgebremst.Foto: AFP

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Formel 1: Technische Probleme: Red Bull denkt über einen eigenen Motor nach

Wieder massive Technik-Probleme bei Sebastian Vettel, nur Platz Acht für Daniel Ricciardo. Nach dem erneuten Debakel in Österreich denkt Red Bull über die Entwicklung eines eigenen Motors nach.

Wieder massive Technik-Probleme bei Sebastian Vettel, nur Platz Acht für Daniel Ricciardo – so weit weg von der Spitze an der Formel 1 war Red Bull schon lange nicht mehr. Und das ausgerechnet beim Heimspiel in Österreich, auf dem Red-Bull-Ring in der Steiermark.

Teamchef Christian Horner fand deswegen nach dem Rennen am Sonntag deutliche Worte. Für das, was da an diesem Wochenende beim französischen Partner passiert – oder besser nicht passiert war. „Das ist absolut inakzeptabel“, erklärte Horner in Renaults Richtung. Die dort angekündigte Leistungssteigerung und größere Zuverlässigkeit? Fehlanzeige.

Eher das Gegenteil war der Fall. Und der angeblich neue „Wundersprit“ von Total brachte auch nichts – Red Bull hat gegen die Teams mit Mercedes-Motoren und gegen Ferrari keine Chance. „So kann das nicht weitergehen. Das ist nicht gut für uns und auch nicht gut für Renault“, schimpfte Horner, „da muss dringend etwas passieren.“

Renault gibt sich kleinlaut

Renault-Markenbotschafter Alain Prost, wie Sebastian Vettel ein viermaliger Weltmeister, gab sich sichtlich kleinlaut und widersprach nicht: „Das sieht nicht gut aus, ich weiß. Und ich weiß, dass sich schnellstens etwas ändern muss.“ Was er dafür tun könne? „Nicht viel. Ich bin weder der Renault-Präsident noch der Technikchef.“

Das Problem an der ganzen Sache: Die Situation bei Red Bull und Renault ist offenbar so verfahren, dass auch diese Personen nur sehr wenig tun können. Noch weniger sofort. Dafür sorgt zum einen das Reglement, das die Entwicklung der Motoren im Laufe der Saison weitgehend verbietet. Zum anderen hat Red Bull gegenüber Mercedes den Nachteil, dass einzelne Elemente im kompletten Antriebsstrang unterschiedlich angeordnet sind. Das lässt sich auf die Schnelle auf keinen Fall beheben. Nicht einmal bis zum Ende der Saison.

Die Frage ist, wie lange sich Red Bull das ganze Drama noch tatenlos anschaut. Das Vertrauen in Renault scheint weg zu sein, doch für 2015 hat der Rennstall keine andere Möglichkeit, als mit den Franzosen weiterhin zusammenzuarbeiten. Mercedes-Motoren sind auch dann nicht zu bekommen. Öffentlich erklärt Horner deswegen wohl auch, es sei eigentlich auch nicht das Ziel, einen eigenen Motor zu bauen. Die Kernkompetenzen des Teams lägen schließlich woanders.

Weichen für einen eigenen Motor

Eine schöne Ablenkungstaktik, doch in Wahrheit scheint es, als seien die Weichen zumindest ab 2016 in eine andere Richtung gestellt. Nicht nur, weil der oberste Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz betont: „Es gibt immer Alternativen!“ Die Ideen und Konzepte für einen eigenen Red-Bull-Motor, konzipiert in England , gebaut unter anderem in Österreich, sind wohl schon recht weit fortgeschritten. Im Grazer „Motorsportcluster“ sitzen bereits viele relevante und gefragte Formel-1-Zulieferer.

Außerdem wären Top-Leute, die unter anderem für den Automobil-Weltverband Fia am aktuellen Motorenkonzept mitgearbeitet haben, auf dem Arbeitsmarkt verfügbar. Eventuell ließen sich mit entsprechendem finanziellen Einsatz auch kompetente Mitarbeiter von Renault abwerben – inklusive des brauchbaren Wissens über die dort eingesetzte Technologie. System-Prüfstände, auf höherem technischen Niveau als die bei Renault, wären zudem bei Firmen in Österreich und wohl auch bei anderen Rennsport-Motorenbauern in England vorhanden. So weit der Plan. Man müsste das nur noch alles zusammenbringen und so nutzen können, dass sich die Investition auch lohnt.

Passen würde all das zum neuen Red- Bull-Technologiezentrum, das gerade in Milton Keynes neben dem Formel-1-Werk des Teams aufgebaut wird – und das auch Red-Bull-Chefdesigner Adrian Newey vor neue Herausforderungen stellen soll. Der Motor wäre zudem in anderen Autos einsetzbar. Etwa in einem Prototypen für die 24 Stunden von Le Mans. Oder in einem Sportwagen für die Straße.

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