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Los gehts. David Lebuser liebt Rollstuhlskaten.

© Uli Gasper

Rollstuhl-Stuntfahrer: David Lebuser testet die eigenen Grenzen

Und jetzt Action: Rollstuhl-Stuntfahrer David Lebuser testet in der Halfpipe die eigenen Grenzen. Im Potsdamer Skatepark gibt er Kindern Kurse.

David Lebuser sagt es in seinen Worten: „Als ich auf Youtube ein Video von Rollstuhlskatern im Skatepark gesehen habe, dachte ich: Was ist denn das für ein geiler Scheiß, da gibt es keine Limits.“ Das war vor sechs Jahren, da lag der heute 28-Jährige noch mit frischem Wirbelsäulenbruch in der Rehaklinik in Brandenburg an der Havel. Nach einer Geburtstagsparty eines Freundes hatte der junge Mann aus Frankfurt/Oder versucht, das Treppengeländer herunter- zurutschen. Ging schief. Seitdem ist er querschnittgelähmt. Und so agil wie nie – als „WCMX-Chairskater“, Stuntfahrer, Rollstuhlbasketballer und Workshopleiter für Kinder-Technikkurse.

„Im Krankenhaus habe ich im Fernsehen nach meinem Unfall auch Rollstuhlbasketball bei den Paralympics 2008 in Peking gesehen“, erzählt Lebuser. Das hat ihn motiviert. Als dann eine Physiotherapeutin mit einem Kassenrollstuhl zu ihm ans Bett kam, dachte er nicht: „Oh nein, ich muss in den Rollstuhl!“ Sondern: „Super, ich komme endlich aus dem Bett raus!“ So war „die erste mentale Hürde“ gegenüber dem neuen Leben genommen.

Der gebürtige Brandenburger ist der Arbeit wegen nach Dortmund gezogen, er ist Rollstuhlberater in einem Sanitätshaus für Kinder, dessen Name „4ma 3ma“genauso ungewöhnlich ist wie das Angebot. Sein Chef, erzählt David Lebuser, habe vor 17 Jahren einen der ersten Kinderrollstühle selbst gebaut, zusammengeklebt mit Legosteinen über dem Rahmen. „Der steht noch als Museumsstück bei uns herum.“ Rollstühle für Kinder, die müssen klein sein, leicht und wendig – genauso auf die Bedürfnisse des Besitzers angepasst wie die besonders gefederten Actionsportgeräte des Extremsportlers. Damit rollt Lebuser dann an den Rand einer Skateanlage, konzentriert sich, bevor er sich mit seinem Rollstuhl die Schräge hinabstürzt. „Ich liebe Drop Ins“, sagt der 28-Jährige, „das gibt immer viel Adrenalinausstoß.“

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Gerade übt er den „Handplant“, da nutzt er den Schwung aus, um sich auf dem Rand auf dem ausgestreckten Arm hochzukatapultieren und den Körper im 15-Kilo-Stuhl hochzureißen. „Manchmal packe ich mich dabei aber ganz gepflegt auf die Seite.“ Er ist hart im Nehmen. Wenn Lebuser Mails verschickt, sendet er schon mal „rockende Grüße, David Lebuser, Pro WCMX Rider“. Sein Startername ist „Dat Lebbe“. In der Szene hieß Lebusers Sport bis vor kurzem noch Chairskating, doch den Namen lehnt der Star der Rollstuhlactionsportler, der Amerikaner Aaron „Wheelz“ Fotheringham, als uncool ab. Fotheringham rast bei Motorradstuntshows Rampen runter und springt Rückwärtssalti.

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Vor dem Unfall fuhr David Lebuser Skateboard

Vor dem Unfall, als Lebuser eine Maler- und Lackiererausbildung absolvierte und dann lieber doch im Callcenter seine Stimme und Redegewandtheit einsetzte, fuhr er Skateboard. Jetzt halt WCMX, das ist an den BMX-Sport angelehntes Wheelchair-Motocross. Wie kann man einem Laien erklären, was der Reiz daran ist? „Mhm, das ist schwer in Worte zu kleiden – und dann noch in Kürze“, sagt Lebuser. Also: „Ich springe mit dem Rollstuhl über Rampen und Hindernisse, lehne mich in Kurven, springe und drehe mich auf einem Rad, mit so viel Geschwindigkeit und Schwung wie möglich, und versuche, dabei noch gut auszusehen.“

David Lebuser liebt die technischen Tricks, die er gezielt abrufen kann – und nicht die, die mal so „durch Schwung und Glück klappen. Ich setzte mir gern erreichbare Ziele, die großen Erfolgserlebnisse kommen dann von ganz allein.“

Nach dieser Philosophie steuerte er auch sein Leben nach dem Unfall neu aus. Jetzt arbeitet er in Dortmund im Kindersanitätshaus ganztags. Zweimal die Woche ist er beim Basketballtraining, einmal die Woche trainiert er Rollibasketballkinder. Dann ist er noch im Vorstand der RBG Dortmund 51 und hat im Deutschen Rollstuhl-Sportverband (DRS) die Actionsport-Abteilung gegründet.

Er arbeitet in Dortmund im Kindersanitätshaus

Und David Lebuser gibt Kindern Rollstuhltraining, wie im „JWD“-Lindenpark in Potsdam. „Denn wenn man eine Kante absolviert, schafft man später vielleicht auch eine kleine Treppe“, sagt er und lacht. Das alles schule und gebe Selbstsicherheit, eine Grenze nach der anderen doch zu überwinden. In Park am Gleisdreieck in Berlin kann man Lebuser auch treffen, das sei aber eher was für Fortgeschrittene, da muss ihn schon mal ein Fußgänger wegen der steilen Wände wieder hoch- und rausschieben. Den Mellowpark An der Wuhlheide 250-256 kann er auch für Einsteiger empfehlen.

Seit 2012 nimmt Lebuser jedes Jahr an der WCMX-Weltmeisterschaft in Venice, Kalifornien, teil. Dieses Jahr gewann er da, 2013 wurde er Dritter in der WCMX-Gruppe und Fünfter insgesamt. Im April 2015 steht die WM in Texas an.

In Berlin setzt sich der 28-Jährige jetzt dafür ein, dass manche Betreiber endlich offener werden. Sie lassen zwar junge Wilde auf Skateboards und BMX-Fahrrädern auf die Rails und Rampen – bei Rollifahrern haben sie dann plötzlich Sorge.

Okay, kürzlich hat sich David Lebuser das Handgelenk gebrochen. Und das ausgerechnet beim Testen eines auf ihn individuell zugeschnittenen Parcours für eine Fernsehsendung. Das wurde dann nichts. War aber nicht so schlimm. Denn so kam es, dass seine im Rollstuhl im Vergleich zu Lebuser („noch“, sagt er) nicht ganz so draufgängerische Freundin Lisa Schmidt und er kurzfristig in eine Wohnung zogen, damit sie ihm besser helfen konnte. Und jetzt leben sie zusammen.

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Die Videos in diesem Text wurden von Uli Gasper zur Verfügung gestellt.

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