zum Hauptinhalt
Das passt noch nicht. Mario Götze trägt das Trikot der Bayern noch nicht mit Selbstverständlichkeit. Für die Fans der Dortmunder ist es trotzdem ein rotes Tuch.

© Imago

Nach dem Wechsel zu Bayern: Mario Götzes schwere Rückkehr nach Dortmund

Mario Götze erwarten beim Topspiel in seiner alten Heimat Dortmund jede Menge Pfiffe. Bei seinem neuen Klub in München ist er aber nach vier Monaten auch noch nicht richtig angekommen.

Mario Götze trägt gerne eine Baseballkappe. Unter der versteckt er sein Gesicht, wenn er nach einem Spiel die Münchner Arena verlässt. Meistens jedenfalls. Die Kopfbedeckung trug er auch in den ersten Monaten beim FC Bayern, als er wegen seiner Verletzung nur auf der Tribüne saß. Damals fragten sich viele, ob sich diese Kappe, die immer ein bisschen schräg auf Götzes Kopf sitzt, überhaupt noch abnehmen lässt. Seit ein paar Wochen, seit der Nationalspieler zurück ist auf dem Platz, wissen alle, dass sie nicht angewachsen ist. Neulich vergaß er sogar, sie aufzusetzen, bevor er an den Kameras vorbei musste.

Am Samstag würde diese Baseballmütze aber auch nichts nützen. Da spielt er mit seiner neuen Mannschaft, dem FC Bayern München, gegen seinen früheren Klub Borussia Dortmund (18.30 Uhr, live im Ticker bei Tagesspiegel.de). Und um glimpflich davonzukommen, müsste er schon eine Tarnkappe tragen. Denn Götze kann sich auf etwas gefasst machen in seiner alten Heimat. Die Fans hatten ihn nicht nur mit Liebesentzug bestraft, als bekannt geworden war, dass er nach München wechselt. Sie strichen demonstrativ den Namen Götze auf den Trikots mit der Nummer 31 durch. Weil er sich bald darauf verletzte, hatten sie bisher nur eine Gelegenheit, ihn im eigenen Stadion auszupfeifen: Beim Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid.

Kein schlechtes Wort über den BVB

Jetzt ist es nicht mehr sein Stadion, und deshalb wird er am Samstag noch deutlicher zu spüren bekommen, was die Dortmunder von ihrem ehemaligen Liebling halten. „Das wird einer der schwersten Momente meiner Karriere“, weiß er. Aber: „Angst habe ich auf keinen Fall.“ Der 21-Jährige hatte es bisher vermieden, über Dortmund zu reden. Er hatte seit dem Wechsel überhaupt selten gesprochen. Jetzt, vor dem prestigeträchtigen Duell der beiden besten deutschen Mannschaften, stellte er sich ausgewählten Medien. Kein schlechtes Wort kam ihm dabei über die Lippen, brisante Fragen, wie der nach dem Verhältnis zu Mats Hummel, der den Wechsel Götzes nicht nachvollziehen konnte, lässt er unbeantwortet. Nur nicht anecken, nur kein Öl ins Feuer gießen. „Dortmund ist ein großer Teil meiner Vergangenheit, auf die ich gerne zurückschaue“, sagte er in der „Sportbild“.

In diesen Tagen wurde viel geredet über das, was Götze in Dortmund erwarten wird. „Ich würde ihn nicht spielen lassen“, sagt Jens Lehmann, der frühere Torhüter der Westfalen, und rät Götze: „Er soll keine Einwürfe machen, keine Ecken schießen und sich hauptsächlich am Mittelkreis aufhalten – und Ohrstöpsel mitnehmen.“ Bayern-Trainer Pep Guardiola hält nichts davon, wegen zu erwartender Pfiffe auf Götze zu verzichten. „Früher oder später muss er mal in Dortmund spielen.“ Die Dortmunder Verantwortlichen appellieren an die Fans. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke stellte klar, dass sich Götze „uns gegenüber korrekt verhalten“ habe. „Pfiffe wären nicht gerecht.“

Der Funke ist noch nicht übergesprungen

Vielleicht ist Götze trotzdem den Fans in Dortmund noch näher als denen beim FC Bayern. Dort war er ein Held, in München ist er dagegen noch richtig angekommen. Dazu hat die lange Verletzungspause beigetragen. Erst seit einem guten Monat ist er zurück auf dem Platz. Ein paar Kostproben seines großen Talents hat er schon gezeigt. Aber immer, wenn er von Anfang an spielte, fehlten Bindung zur Mannschaft, Dynamik und manchmal das Spielverständnis. Für die Fans ist das aber nicht alleine ausschlaggebend. Der Funke ist bei Götze noch nicht übergesprungen. Sie akzeptieren ihn, aber sie verehren ihn nicht wie andere Spieler, die noch nicht lange in München sind. Xherdan Shaqiri schaffte es im vergangenen Jahr zum Beispiel sogar ohne Stammplatz auf Anhieb, einer der beliebtesten Spieler zu werden. Götze wirkt zu unnahbar, zu verschlossen. Er fremdelt noch in München. Vielleicht ändert sich das, wenn er mehr als nur ein paar Halbzeiten mitreißend spielt.

Zur Startseite