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Sie standen beim Sieg gegen Hoffenheim fest an der Seite ihrer Mannschaft: Die Fans der Hertha.

© dapd

Relegation erreicht: Hertha, wir bleiben dir treu

Hertha BSC ist ein Club mit einer bewegten und in Teilen traurigen Geschichte. Immer wieder spielte der Club oben mit, immer wieder wurden aber auch existenzgefährdende Fehlentscheidungen getroffen. Unser Autor Harald Martenstein hält dem Verein trotzdem die Treue.

Mein Sohn und ich gehen seit Jahren zu Hertha. Seit Jahren haben wir keinen Sieg mehr gesehen, nicht mal ein Unentschieden. Immer, wenn wir da sind, verlieren sie. Wir haben auch das Spiel gegen Kaiserslautern besucht, wir dachten, das gewinnen sie garantiert. Irrtum. Deswegen waren wir gestern nicht im Stadion. An uns sollte es nicht liegen.

Hertha wurde 1892 gegründet. 1894 wurden sie aus dem Fußballbund herausgeworfen, weil sie die Mitgliedsbeiträge nicht bezahlten. 1901 waren sie wieder in der höchsten Liga. Weil sie Spieler einsetzen, die nicht spielberechtigt waren, sind ihnen 1902 alle Punkte aberkannt worden, Zwangsabstieg. Sie kamen zurück. 1919 zahlten sie ihren Spielern unerlaubte Prämien und wurden erneut disqualifiziert. Das war schon der dritte Skandal! Sie wollten es einfach nicht lernen. Aber sie kamen wieder. Von 1926 bis 1929 schafften sie es, vier Mal hintereinander das Endspiel um die deutsche Meisterschaft zu verlieren – ein Rekord für die Ewigkeit. 1930 und 1931 wurden sie Meister. Nach dem Krieg stiegen sie dann schnell in die Amateurliga ab, also sehr tief, berappelten sich aber erneut und gehörten tatsächlich zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga. Das wäre alles sehr schön gewesen, wenn Hertha nicht bereits 1965 schon wieder unerlaubte Prämien gezahlt hätte, eine dumme Angewohnheit. Nun wurden sie zur Strafe in die Regionalliga gesteckt.

1970 nahmen Spieler von Hertha BSC einen Geldkoffer an, der ihnen von dem Verein Arminia Bielefeld angeboten wurde, damit sie das Spiel gegen Bielefeld verlieren. Immerhin war Hertha damals so gut, dass man so etwas für notwendig hielt. Das zweite gute Zeichen bestand darin, dass Hertha in den folgenden Jahren mehrmals ganz normal in die Zweite Liga abstieg, sogar in die Dritte Liga, nun völlig ohne Disqualifizierung, Skandal oder Chemikalien, sozusagen ökologisch.

Sie kamen zurück. Der Trainer Jürgen Röber führte Hertha aus der Zweiten Liga in die Champions League, wo Hertha unter anderem gegen Chelsea und den AC Mailand gewonnen hat. Kurz danach wurde Röber entlassen. Ein paar Jahre später holten sie Lucien Favre, der Hertha ungefähr so weit nach vorne brachte, wie er es jetzt mit Mönchengladbach tut. Sie wurden Vierter. Kurz danach wurde Favre entlassen, die besten Spieler mussten gehen. Sie spielten wieder in der Zweiten Liga, holten Babbel, stiegen auf, holten viele Punkte, und entließen daraufhin Babbel – was sonst?

Wenn Hertha ein Tier wäre, dann wäre es ein Lemming. Wenn Hertha ein Mensch wäre, dann wäre es der Baron Guttenberg. Wenn Hertha aber eine Stadt wäre, dann könnte es nur Berlin sein. Ewig werden, niemals sein! Hertha, wir bleiben dir treu.

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