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Der Ryder Cup wird seit 1927 zwischen den Teams aus Amerika und Europa ausgespielt.

© AFP

Update

Bewerbung für 2022: Berlin will Ryder Cup nach Groß Kienitz holen

Berlin bewirbt sich mit dem Golfkurs Groß Kienitz um den Ryder Cup 2022 – obwohl die Anlage erst noch gebaut werden soll, sehen Experten gute Chancen. Auch Hamburg und München haben Interesse.

Auf den Feldern von Groß Kienitz blühte in diesem Sommer noch der Raps. Im kommenden Jahr soll dort, wenige Autominuten südlich vom neuen Hauptstadtflughafen der Bau an einem Golfplatz der Spitzenklasse beginnen – und nach dem Wunsch der Bauherren bald der Ryder Cup stattfinden. Nach der Schlappe gegen Frankreich im letzten Wettbieten will sich der Deutsche Golfverband (DGV) im Februar erneut für eine Austragung des Golf-Teamturniers bewerben, diesmal für 2022. Mit welcher Stadt und welchem Platz der DGV ins Rennen gehen wird, ist noch nicht entschieden. Elf Golfclubs haben Interesse angemeldet. Berlin gilt aber als aussichtsreichster Bewerber.

Dass es den Platz noch nicht gibt, auf dem ein Berliner Ryder Cup stattfinden könnte, ist dabei kein Nachteil. Denn keiner der Golfplätze in Deutschland erfüllt heute die Anforderungen an Platz und Infrastruktur, wenn mit 40 000 Zuschauern an einem einzigen Wettkampftag zu rechnen ist. Der Architekt Martin Hawtree hat diese Besonderheiten in seinem zweiten Entwurf für den „Berlin International Golf Links“ berücksichtigt. Ursprünglich waren neben der bestehenden Anlage des Golfclubs Groß Kienitz ein Hotel und ein 70-Hektar-Golfplatz geplant, nun soll der Platz eben 90 Hektar groß werden, wenn es mit dem Ryder Cup klappt. Statt bei vier Millionen Euro läge die Investition bei bis zu zehn Millionen. Die deutsch-irischen Investoren haben sich deshalb auf die Suche nach einem Co-Investor gemacht.

Hier soll 2022 Golf gespielt werden.
Hier soll 2022 Golf gespielt werden.

© Tsp (Schmidt)

Gelingt die Finanzierung, dürfte allein der Name Hawtree Berlins Chance im Bieterverfahren erhöhen. Der Engländer ist einer der renommiertesten Golfplatzarchitekten und beispielsweise der Einzige, der am ältesten Golfplatz der Welt – dem Old Course im schottischen St Andrews – Hand anlegen darf. Hawtree war es auch, der den Investoren hinter dem neuen Platz in Groß Kienitz Mut gemacht hat, sich DGV-intern für den Ryder Cup zu bewerben. Er stellte die Kontakte zur Ryder-Cup-Muttergesellschaft im englischen Surrey her, die den Berlinern schon einen Besuch abgestattet und ein aussichtsreiches Konzept attestiert haben.

Größte Konkurrenten sind Hamburg und München

Als größte Konkurrenten Berlins gelten Hamburg mit dem Golfplatz Gut Kaden und München mit dem Golfclub Valley, hinter dem der Unternehmer Michael Weichselgartner steckt. „Wichtig ist, dass wir den Ryder Cup endlich nach Deutschland holen, egal auf welcher Anlage am Ende gespielt wird“, sagt Wolfgang Mych, Geschäftsführer von Gut Kaden. Ihm falle nichts ein, was gegen Berlin spreche, gesteht er. Mych betont allerdings, dass für eine erfolgreiche Ryder-Cup-Bewerbung der Platz nicht die entscheidende Rolle spiele: „Die Finanzierung und die Infrastruktur geben den Ausschlag.“ Bei Deutschlands letzter Bewerbung seien insofern dilettantische Fehler gemacht worden, da der DGV das provinzielle Neuburg an der Donau ins Rennen schickte. Außerdem hatte man als einen der Hauptsponsoren Audi für sich gewonnen, dabei wird der Ryder Cup traditionell von BMW unterstützt.

Der führende Kopf bei der Bewerbung für 2018 war Bernhard Langers Bruder Erwin. Diesmal hat der DGV die Vorauswahl zwischen den deutschen Bewerbern Marco Kaussler anvertraut, der seit Jahren Turnierdirektor der BMW International Open ist. Kaussler, der nun die neugegründete Ryder Cup Deutschland GmbH führt, wird in den nächsten Wochen an alle interessierten Clubs Unterlagen mit den genauen Anforderungen an den Ausrichter verschicken. „Einen klaren Favoriten gibt es derzeit nicht“, sagt Kaussler natürlich.

Die Golforganisation „Ryder Cup Europe“, die am Ende über die Vergabe entscheidet, betont seit längerem, dass sie für zukünftige Turniere große Metropolen bevorzugt. 2018 findet der Ryder Cup in der Nähe von Paris statt. Wenn der Flughafen BER endlich eröffnet ist, die schnelle Bahnverbindung zum Zentrum in Betrieb ist, liegt der Golfplatz in Groß Kienitz ideal angebunden. Die A10 ist nur ein paar Autominuten entfernt und mit dem Ausstellungsgelände der ILA gibt es ausreichend Parkplätze in der unmittelbaren Nähe.

Am 16. Februar 2015 ist Bewerbungsschluss für die Austragung 2022

„Für Deutschland wäre es ein Riesenerfolg, wenn wir den Ryder Cup ausrichten könnten“, sagt Harald Binnewies, der Präsident des Golfverbands Berlin-Brandenburg. Entscheidend sei, dass die Finanzierung komplett von Sponsoren gestemmt wird. „Wenn wir versuchen, Steuergelder für ein Golfturnier zu bekommen, ist das Projekt von vornherein politisch tot“, glaubt Binnewies. Dass der Ryder Cup bis zu 250 000 Zuschauer anzieht und aktuell der Region rund um Gleneagles eine geschätzte Wirtschaftsleistung von 150 Millionen Euro beschert, spiele dabei leider zunächst keine Rolle.

Nach der gescheiterten Bewerbung Deutschlands für den Ryder Cup 2018 hieß es, die Unterstützung der Politik habe letztlich gefehlt. Ohne die wird es auch diesmal nicht funktionieren. Wie die FIFA bei der WM in Brasilien fordert längst auch der Veranstalter des Ryder Cups von der Gastgebernation eine Steuerbefreiung auf alle Umsätze. Im föderalen Deutschland müssten dafür wahrscheinlich alle 16 Bundesländer einstimmig ihr Plazet geben. Dem DGV steht also noch Überzeugungsarbeit bevor. An diesem Donnerstag hat der Verband in Berlin schon mal rund 50 Politiker zu einem parlamentarischen Abend eingeladen.

Viel Zeit zum Nachdenken bleibt nicht: Am 16. Februar 2015 ist Bewerbungsschluss für die Austragung 2022. Die Entscheidung fällt im Herbst. Neben Deutschland wollen auch Österreich, Dänemark, Italien, Portugal, Spanien und die Türkei den Kontinentalvergleich zwischen Europa und den USA veranstalten.

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