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Hilfe von oben gesucht. HSV-Trainer Thorsten Fink steht schon vor der Saison unter Druck. Nicht nur seinen Kader, sondern auch sein Verhältnis mit Sportdirektor Frank Arnesen wurde infrage gestellt.

© dapd

Bundesliga im Test (4): HSV: Genial, es war einmal

Am 24. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre 50. Saison. In unserer Serie testen wir Stärken, Schwächen und Vorlieben der Vereine. Folge 4: Hamburger SV. Der HSV hat außer einem großen Namen nicht mehr viel zu bieten, selbst die Fans gehen ohne Optimismus in die neue Saison.

Was hat sich verbessert?

Der Hamburger Weg durch die Mitte des Feldes wird zukünftig von weniger Stürzen begleitet sein, denn David Jarolim musste den HSV nach neun Jahren verlassen. Seine Strauchler, Stolperer, Umfaller bei leichtem Gegnerkontakt waren legendär und unter Gästefans verhasst. Den Tempoverschlepper Jarolim wird man nicht vermissen, den Vorkämpfer allerdings schon: Trainer Thorsten Fink hätte ihn gern behalten, Sportchef Frank Arnesen wollte Jarolim unbedingt loswerden. Den Mann, der das Spiel schnell machen soll, sucht der HSV weiter händeringend. Die im zentralen Mittelfeld gesetzten Westermann und Rincon werden es nicht schaffen. Sie sind bemüht, solide, kampfstark, aber nie genial.

Wer sind die Stars?

Da kann es nur einen geben: René Adler. Der dauerverletzte Nationaltorwart von einst wurde als neue Nummer eins geholt und fühlt sich austrainiert wie nie. Ausstrahlung und Selbstvertrauen des 27-Jährigen werden dem blassen HSV guttun. Auf keiner Position ist Hamburg nun so gut besetzt wie im Tor – denn Jaroslav Drobny wollte keiner haben. So muss der HSV, der eigentlich zum Sparen gezwungen ist, dessen Gehalt von 1,8 Millionen Euro im Jahr weiterzahlen.

Wer hat das Sagen?

Vom Organigramm her stehen die Mitglieder ganz oben; der HSV ist und bleibt ein eingetragener Verein. Die meisten der mehr als 70 000 Mitglieder finden die Basisdemokratie beim Bundesliga-Dino toll – leider lähmt sie ganz entscheidend. Denn die von ihnen gewählten zwölf Aufsichtsräte sind sich selten grün und in drei verfeindete Lager aufgeteilt. Als jüngst einer der Räte für die Verkleinerung des Gremiums plädierte, wurde er von anderen Kontrolleuren heftig attackiert. Der Vorstandsvorsitzende Carl-Edgar Jarchow fasst das heiße Eisen Verkleinerung auf keinen Fall an: Er saß früher selbst im Aufsichtsrat. Im Tagesgeschäft haben Fink und Arnesen das Sagen. Ihnen redet Jarchow nicht rein.

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Was erwarten die Fans?

Noch ein bisschen weniger als 2011/12. Die Begeisterung lässt nach, weil weder eine obere Platzierung noch frischer Fußball zu erwarten sind. Schwarzseher halten schon den Pokalgegner in der ersten Runde für eine unüberwindliche Hürde: den Drittligavertreter Karlsruher SC. Den Glauben an die heilende Wirkung des Duos Fink/Arnesen haben viele Fans im Laufe der letzten Rückrunde verloren. Wobei eher Arnesen der Schwarze Peter zugeschoben wird: Aus dem, was er an Neuen anschleppt, könne selbst ein guter Trainer wie Fink keinen Europa-League-Anwärter machen.

Was ist in dieser Saison möglich?

„Niemand erwartet von uns, dass wir um die Europa League spielen“, sagt Fink. Die meisten Tests gaben ihm recht. Kreuzbrav trat der HSV auf, ermüdend bieder, ohne Ideen und mit zwei Stürmern, die nur Zweitliganiveau haben: Marcus Berg und der 3,5-Millionen-Euro-Einkauf Artjoms Rudnevs. Insgesamt wirkt der Kader schwächer als vor einem Jahr. Im schwedischen Outdoorcamp wurde Ende Juli Zusammenhalt trainiert: Dieser HSV muss gemeinsam durch dick und dünn gehen, um den Abstieg zu vermeiden.

Und sonst?

Der Hamburger Milliardär Klaus-Michael Kühne wollte dem Klub seinen Lieblingsspieler Rafael van der Vaart schenken. Mitte Juli verschickte der Reeder eine Pressemitteilung, die dafür warb, ihn doch bitte machen zu lassen. Doch Jarchow lehnte ab. obwohl van der Vaart auch intern ein heißes Thema war: Fink hätte ihn liebend gern genommen, Arnesen hielt ihn für unbezahlbar. Zwischen den beiden geht es nicht mehr so harmonisch zu wie zu Beginn ihrer Kooperation. Sie arbeiten zwar gut zusammen, haben aber längst gemerkt, wie schwer es ist, aus dem klammen Fastabsteiger HSV eine große Nummer zu machen. Dass dies frustrierend ist, merkt und sieht man gerade Fink an.

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