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Paul Breitner. Revolutionär auf dem Fußballplatz.

© picture-alliance / dpa

Wie Breitner, Zoff und Augenthaler: Viele Weltmeister traten nach einem Finale zurück

Der WM-Sieg ist der Höhepunkt eines Fußballerlebens. Ein Rücktritt danach liegt nahe, schließlich kann der Erfolg nicht mehr getoppt werden. Es gibt aber auch ganz natürliche Gründe für den Abschied vom Nationalteam.

Philipp Lahm macht es auf die italienische Art. Nur zwei Spieler sind vor ihm als Kapitän eines Weltmeisterteams direkt nach dem Finale zurückgetreten: beide waren Italiener. 1934 beendete der 32-jährige Giampiero Combi nach dem WM-Sieg seine Karriere im Nationalteam. 1982 machte es ihm Dino Zoff mit 40 Jahren nach.

Nach einem gewonnen WM-Finale traten bisher zwar deutsche Spielführer nicht zurück, andere Spieler aber schon. Der goldene Pokal hat das Karriereende einer Menge deutscher Nationalspieler bedeutet. Mancher will sich eben als Legende verabschieden. Es stimmt schließlich auch, dass der WM-Sieg als existentieller Höhepunkt eines Fußballerlebens nicht mehr getoppt werden kann.

Oder man kann sich einfach auch zu alt fühlen. Klaus Augenthaler und Pierre Littbarski waren wie Philipp Lahm beide schon in ihrem vierten Jahrzehnt, als sie 1990 ihr letztes Länderspiel bestritten. Vielleicht hatten sie auch Angst vor der Welle ostdeutscher Talente, die laut Franz Beckenbauer nach der Wende die Nationalelf revolutionieren sollte. Wahrscheinlicher ist: Die Beine taten weh.

1974 traten gleich vier Weltmeister nach dem Finale zurück

1974 war es anders. Damals traten sogar vier Spieler zurück, die eben die Niederlande im WM-Finale geschlagen hatten. Wolfgang Overath und Jürgen Grabowski waren zwar schon 30, Gerd Müller aber quicklebendige 28. Paul Breitner hatte mit erst 22 Jahren noch viel vor sich.

Alle vier hatten wohl von den infamen Streitigkeiten mit Trainer Helmut Schön und dem DFB die Nase voll. Besonders Gerd Müller war mit seiner Geduld am Ende. Offiziell hat er sich wegen „persönlichen Gründen“ von der Nationalmannschaft getrennt. Ob diese irgendetwas mit den von ihm als „lachhaft“ beschriebenen WM-Prämien (nach unendlichen Diskussionen 70 000 D-Mark und ein VW-Käfer pro Spieler) zu tun hatten, wurde nie bewiesen.

Lahm führt mit seinem Rücktritt eine deutsche Tradition fort

Paul Breitner war jedenfalls sowieso ein kleiner Revolutionär; seine maoistischen Tendenzen hatten ihn wohl gezwungen, an jeder Meuterei teilzunehmen. Schließlich überlebte sein Rücktritt nicht lange, denn er spielte schon 1975 bei der EM-Qualifikationsrunde wieder im deutschen Trikot. 1982 stand er sogar noch mal in einem WM-Finale. Inzwischen hatte er sich den Traum jedes jungen Linksrevolutionärs erfüllt und als Kolumnist der „Bild“-Zeitung gearbeitet.

Philipp Lahm führt mit seinem Rücktritt eine lange deutsche Tradition fort. Neu ist nur, dass er es als Kapitän gemacht hat und damit einen besseren Abgang hatte als beispielsweise Fritz Walter, Franz Beckenbauer oder Lothar Matthäus. So hat er auch eine spezielle Ehre verdient: Er kann jetzt als erster Deutscher in einem Atem mit Giampiero Combi genannt werden.

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