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Held der 50er. Der Argentinier Juan Manuel Fangio gewann vier Titel in Folge.

© picture alliance / dpa

Start in die neue Formel-1-Saison: Im Nebel der Geschichte

Die neue Formel-1-Saison hat begonnen: Mit dem vierten Titel in Folge würde Sebastian Vettel Historisches gelingen. Doch Ferrari, McLaren und sogar Mercedes könnten das verhindern.

Wenn man in drei Jahren drei Mal Weltmeister geworden ist, dann ist das Ziel für die neue Formel-1-Saison klar. „Der WM-Pokal soll noch eine Weile bei mir stehen bleiben“, sagt Sebastian Vettel vor dem Saisonauftakt in Australien an diesem Wochenende. Der vierte Titel in Serie soll 2013 her. Sollte das tatsächlich klappen, würde der Red-Bull-Pilot aufsteigen in die Riege der Größten seines Sports. Nur dem legendären Argentinier Juan Manuel Fangio in den 1950er Jahren und Michael Schumacher zu Beginn des Jahrtausends gelang es, vier Mal in Folge Weltmeister zu werden.

In Melbourne könnte am Sonntag also zumindest aus Sicht von Vettel eine historische Saison ihren Anfang nehmen. Doch der 25-Jährige weiß, dass das nicht einfach wird. Denn dass die Zahl der Rivalen in dieser Saison größer ist als zuletzt und es einige Teams gibt, die auch aufgrund des recht stabilen Reglements wieder einen Schritt näher an Red Bull herangekommen sein dürften, darüber sind sich nach den Testfahrten vor Saisonbeginn die meisten Experten und auch die Teams untereinander einig.

„Niemand kann heute sagen, wie die wirkliche Reihenfolge aussehen wird“, glaubt etwa McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh, „und auch nach dem Australien-Rennen wird das noch nicht möglich sein.“ Auch der Red-Bull-Sportkoordinator Helmut Marko glaubt nicht an ein einfaches Jahr: „Wir werden den anderen sicher nicht um die Ohren fahren.“ Dafür sprechen auch die nicht berauschenden Rundenzeiten, die der in großen Teilen auf dem Vorjahreswagen basierende RB9 bei den letzten Testfahrten in Barcelona zeigte. Doch Marko möchte daraus keine großen Schlüsse gezogen haben: „Wir waren da mit Abstand die Schwersten, immer mit viel Benzin im Tank unterwegs.“ Ein weiterer Grund sollen einige neue Teile sein, die bei diesem Test nicht auf Anhieb funktionierten und Probleme beim Ausbalancieren des Autos machten. „Deshalb hatten wir da etwas anderes zu tun, als Qualifyings zu simulieren“, sagt Marko.

Grundsätzlich war Sebastian Vettel mit seinem neuen Dienstwagen aber gleich von Beginn an recht zufrieden gewesen. Er habe ihn an das Fahrverhalten erinnert, das der Red Bull 2012 erst im zweiten Halbjahr an den Tag gelegt hatte: „Und es stimmt, dass ich mich im vergangenen Jahr erst in der zweiten Saisonhälfte im Auto richtig wohlgefühlt habe.“ Ansonsten stochert aber auch Vettel ein wenig im Nebel, was die Kräfteverhältnisse betrifft. Er habe auch wegen der kühlen Temperaturen noch keinen Testwinter erlebt, „der weniger aufschlussreich war als dieser. Daher ist es auch schwierig, Favoriten auszumachen – aber ich denke, man muss kein Hellseher sein, um davon auszugehen, dass am Ende wohl die üblichen Verdächtigen wieder vorn sein werden.“

Die üblichen Verdächtigen, die Vettels Titelquartett verhindern könnten, sind natürlich vor allem Ferrari und McLaren. Bei den Italienern ist man sich sicher, zum Saisonauftakt wesentlich besser gerüstet zu sein als 2012. Allerdings muss Teamchef Stefano Domenicali zugeben: „Ich wäre überrascht, wenn wir diesmal von Anfang an das beste Auto hätten.“ Die Zielvorgabe von Ferrari-Boss Luca di Montezemolo, 2013 müsse man gleich an der Spitze beginnen, scheint also wieder nicht erreicht zu sein. Trotzdem gibt sich Fernando Alonso, in den letzten Jahren immer der stärkste Gegner von Vettel, zuversichtlich, was seine Titelchancen angeht: „Letztes Jahr waren wir am Anfang so schlecht, und trotzdem ist es am Ende ganz eng geworden. Warum soll es dann dieses Jahr nicht endlich wieder funktionieren?“ Die Betonung liegt auf „endlich“. Schließlich wartet Ferrari seit 2007 auf einen WM-Titel, Alonso sogar schon seit 2006.

Nicht ganz so lange warten McLaren und Lewis Hamilton, die gemeinsam 2008 Weltmeister wurden. Diese Ehe ist nun geschieden, 2013 fährt Hamilton statt des zurückgetretenen Michael Schumacher für Mercedes. Für die Schwaben sicher eine Verstärkung, für McLaren eher eine Schwächung. Neuzugang Sergio Perez kann Hamilton an der Seite von Jenson Button sicherlich noch nicht ersetzen – ob der Mexikaner es je können wird, ist unter Experten umstritten. Einige halten ihn trotz dreier Podestplätze im Sauber 2012 für überschätzt, hinter Lernfähigkeit und Fitness stehen ein paar Fragezeichen. Das Geld seines Sponsors Carlos Slim, gerade wieder einmal zum reichsten Mann der Erde gekürt, war sicher ein wichtiges Argument für seine Verpflichtung. Wo McLaren im WM-Titelkampf in dieser Saison steht, darüber ist sich auch Jenson Button noch sehr unsicher. Der Weltmeister von 2009 glaubt zwar, mit den diesjährigen Pirelli-Reifen sein Qualifyingproblem besser in den Griff zu bekommen, „aber generell tue ich mich sehr schwer, im Moment irgendetwas einzuschätzen“.

Bleiben noch Mercedes und Lotus als Vettel-Jäger. Bei den Silbernen ist man unter der neuen österreichischen Führung von Niki Lauda und Toto Wolff auch nach den erstaunlich starken Testzeiten von Barcelona noch vorsichtig. Schließlich wurde allzu großer Optimismus in den vergangenen Jahren schon ein paar Mal enttäuscht, und so betont Wolff auch immer wieder, dass man aus diesen Testresultaten überhaupt nichts schließen könne. Neuzugang Hamilton ist da schon zuversichtlicher und glaubt, dass man im Laufe der Saison durchaus gewinnen könne. Bei Lotus geht man sogar noch einen Schritt weiter. Teamchef Eric Boullier glaubt, dass der Formel-1-Heimkehrer Kimi Räikkönen, die Überraschung der vergangenen Saison, sogar in den Titelkampf eingreifen kann.

„Wenn das Auto passt“, dann traut das übrigens auch Sebastian Vettel seinem besten Kumpel im Fahrerfeld zu. „Denn Kimi ist einer, der immer unglaublich viel herausholen kann.“ So wie er selbst natürlich auch. Das wird er auch in dieser Saison tun müssen, soll es mit dem vierten Titel in Serie und dem Eintrag in die Geschichtsbücher klappen.

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