zum Hauptinhalt
Bastian Schweinsteiger musste genau wie der FC Bayern erst einmal ins Spiel finden.

© dpa

Libero statt Regisseur im Finale: Bastian Schweinsteiger mit Bayern München endlich am Ziel

Bastian Schweinsteiger musste im Finale vor allem die Defensive stärken. Dabei erlebte Bayerns Mittelfeldmotor kurz vor dem Anpfiff noch eine Schrecksekunde der schmerzhaften Art.

Bastian Schweinsteiger genoss den Triumph, vielleicht noch ein bisschen mehr als der Rest der Mannschaft des FC Bayern München. Er hat auf die Zähne gebissen, als es darauf ankam, und er hat sein Team geführt, wie es sich für einen Chef gehört. Seinem ersten internationalen Titelgewinn war allerdings eine Schrecksekunde vorausgegangen.

Schweinsteiger war beim Aufwärmen mit Mario Mandzukic zusammengestoßen und hatte sich sofort an den Knöchel gegriffen. Die Physiotherapeuten eilten herbei und behandelten den Münchner Mittelfeld-Strategen. Die Blessur wurde mit Eis gekühlt. Ob es diesem kleinen Unfall geschuldet war, dass sich der 28-Jährige zu Beginn der Partie sehr zurückzog?

Er gab in den ersten 25 Minuten mehr einen Libero als den Mittelfeldstrategen. Schweinsteiger dirigierte zwar seine Nebenleute, aber die hießen meist Dante und Jerome Boateng und nicht Javier Martinez oder Arjen Robben und Franck Ribery. Er verstärkte die Abwehr gegen die mächtig drückenden Dortmunder. Sein Spiel war in jener Phase mehr rückwärts- denn vorwärtsgewandt, und somit auch das Wirken der gesamten Mannschaft.

Nach fünf Minuten trat Schweinsteiger zum ersten Mal als Zweikämpfer in Erscheinung, da bremste er Jakub Blaszczykowski an der Mittellinie. Auf der anderen Seite war auch Ilkay Gündogan oft in der eigenen Hälfte zu finden. Eine Begegnung der beiden Taktgeber gab es somit zunächst kaum.

Als die Münchner das Spiel etwas besser in den Griff bekamen, verlagerte auch Schweinsteiger seinen Aktionsradius weiter nach vorne, ins Zentrum des Geschehens. Der Knöchel schien ihm dabei keine weiteren Probleme zu bereiten.

Er zog das Bayern-Spiel an sich, agierte jedoch zunächst nicht immer glücklich. Seine Pässe in die Tiefe verfehlten ein paar Mal das Ziel, und seine Zweikampfquote war auch schon mal besser. Dafür waren seine Eckbälle von rechts, er teilte sich die Aufgabe auf dieser Seite mit Robben, stets gefährlich.

Nach der Pause glänzte der deutsche Nationalspieler mit ein paar intelligenten Zuspielen, am Ende kamen mehr als 80 Prozent seiner Pässe an. Vor allem nach dem Dortmunder Ausgleich war er um Ordnung bemüht und trieb seine Kollegen nach vorne. In der 87. Minute hatte er die Chance, das Spiel für den FC Bayern München zu entscheiden, seinen Distanzschuss aber hielt Dortmunds Torhüter Roman Weidenfeller mit einer tollen Parade. Diesen Job erledigte dann aber eben Arjen Robben.

Vor einem Jahr noch hatte Bastian Schweinsteiger die wohl bitterste Niederlage seiner Karriere erlebt. In der Champions League hatte er beim „Finale dahoam“ gegen den FC Chelsea im Elfmeterschießen nur den Pfosten getroffen und damit den Triumph des englischen Kontrahenten eingeleitet.

Der Münchner stand nach dieser Pleite symbolisch für die Enttäuschung, die Betroffenheit, den Frust der Bayern an jenem Abend. Schweinsteiger hatte minutenlang auf dem Rasen der Münchner Arena gelegen, Luiz Gustavo und der damalige Sportdirektor Christian Nerlinger versuchten ihn vergeblich aufzumuntern. Später, als er wieder auf den Beinen war, weinte er bitterlich, apathisch ließ er eine Trost spendende Geste von Kapitän Philipp Lahm über sich ergehen.

Bastian Schweinsteiger ist wieder aufgestanden, und er ist stärker zurückgekommen. Der Münchner war in dieser bisher perfekt verlaufenden Spielzeit das Herzstück der Bayern. Und am späten Samstagabend war er nach dem Schlusspfiff kaum zu halten, er tanzte und hüpfte und durfte endlich die Champions-League-Trophäe küssen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false