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Update

Rückkehr und WM-Bilanz: Die Nationalelf ist zurück - die Fans warten vergeblich

Die Nationalmannschaft ist wieder in Deutschland eingetroffen. Hunderte Fans empfangen das Team am frühen Morgen in Frankfurt am Main. Doch die Spieler sind zu erschöpft, um sich noch einmal zu zeigen.

Am Montagmorgen um 6.16 Uhr landeten Bundestrainer Joachim Löw und seine Spieler mit dem neuen, riesigen Airbus A 380 auf dem Flughafen Frankfurt am Main. Trotz der frühen Ankunft wurden sie bereits seit Stunden von Hunderten begeisterten Deutschland-Fans erwartet, die darauf hofften, dass die Spieler sich noch einmal kurz zeigen würden, bevor sie sich dann weiter in den Urlaub aufmachten. Man wolle vor allem "Abstand gewinnen", sagte Bastian Schweinsteiger in einem kurzen Fernsehinterview im Ankunftsbereich.

Während des Flugs sei das Team über den Spielstand des WM-Finales auf dem Laufen gehalten worden, sagte Manager Oliver Bierhoff. Live-Bilder habe es auch im High-Tech-Flieger nicht gegeben. "Es ist schön, wieder deutschen Boden zu betreten", sagte Bierhoff. "Und hier ist das Wetter ja auch besser." Während in Südafrika Wintertemperaturen geherrscht hatten, liegt über Deutschland eine hochsommerliche Hitzeglocke.

Auch die Band Uwu Lena war gekommen und brachte noch einmal ihren "Schland"-Song zum Vortrag. Die Spieler hörten das nicht. Flughafen-Manager und Lokalpolitiker hatten alles getan, um die Nationalelf gut abzuschotten: Stopp auf dem Vorfeld, Fußmarsch zum Terminal, kurzer Talk mit Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth, einige Autogramme für Flugreisende, die ebenfalls in der Ankunftszone unterwegs waren.

Und dann die Durchsage: Im offenen Bereich des Flughafens werde sich die Nationalelf nicht mehr zeigen. Die Spieler verließen den Flughafen durch einen nichtöffentlichen VIP-Ausgang, stiegen dort in Autos mit verdunkelten Scheiben und fuhren davon. Kurze Enttäuschung bei den Fans, die aber die Begeisterung über den starken Auftritt der jungen deutschen Elf und Platz drei nicht nachhaltig schmälerte.

Einige aus dem deutschen Tross waren immer noch angeschlagen: Kapitän Philipp Lahm etwa hatte den letzten Tag in Südafrika hustend verbracht. Und auch Joachim Löw wirkte nicht mehr ganz frisch. Er lag die letzten Nächte mit Schüttelfrost im Bett, die Stimme war kaum da, aber egal: War ja auch alles gesagt. Er war gefeiert worden, Bundespräsident Christian Wulff hatte das Bundesverdienstkreuz für den Bundestrainer angekündigt. Alles gesagt? Fast alles.

Am allerallerletzten WM-Tag wollte sich DFB-Präsident Theo Zwanziger noch einmal artig bei allen Beteiligten für die Arbeit in den WM-Wochen bedanken, wie es sich nun einmal gehört für einen Präsidenten. Und nach der Rückkehr werde er sich auch mit dem Bundestrainer „zu notwendigen Gesprächen“ zusammensetzen und über eine Vertragsverlängerung reden, damit „dieses Team bestens betreut ist in der EM-Qualifikation“. Klar, „wir können die Entscheidung nicht bis Dezember vertagen“, sagte Zwanziger, „schließlich steht in einem Monat das nächste Länderspiel an.“ Konkret: Am 11. August spielt die deutsche Nationalmannschaft in Kopenhagen gegen Dänemark. Vier Wochen hat Zwanziger nun Zeit, Löw zu überzeugen.

Draußen standen schon die Gepäcklaster bereit an der Main Road 26, um acht Uhr am Abend hob der Airbus A380 in Johannesburg ab, auch die Finanzbuchhalter im deutschen WM-Quartier hatten ihre Laptops zugeklappt. Für den Deutschen Fußball-Bund hat sich der teure Trip nach Südafrika nicht nur sportlich, sondern auch finanziell gelohnt. „Die WM war nicht ganz so günstig wie die EM in der Schweiz und Österreich“, sagte Zwanziger, aber ein Minusgeschäft war sie auch nicht. Zwischen 1,5 Millionen und zwei Millionen Euro werden es nach der Abrechnung sein, wie der Manager der Nationalmannschaft, Oliver Bierhoff, noch schnell nachgerechnet hat.

Mit diesem hohen Gewinn hatten sie beim DFB nicht gerechnet. Denn die Fifa überweist dem DFB für das Erreichen des Halbfinals rund 15 Millionen Euro auf das Konto, für den WM-Sieg wären es 22,1 Millionen Euro gewesen, inklusive Antrittsgeld. Im Falle des vierten Titelgewinns hatte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach vor der WM „in keinem Fall einen großen wirtschaftlichen Gewinn“ prophezeit, schließlich wären dann auch die Prämienausgaben höher gewesen.

Der Mannschaftsrat hatte vor dem Turnier 100.000 Euro pro Spieler für das Erreichen des Halbfinals ausgehandelt; insgesamt zahlt der DFB drei Millionen Euro an die 23 Fußballer sowie das Trainerteam. 250 000 Euro hätten sie für den Titel erhalten, für das Erreichen des Endspiels 150.000 Euro. Vor vier Jahren bei der WM in Deutschland hatten die Spieler ebenfalls 100.000 Euro für das Erreichen des Halbfinals bekommen. Für den Titel hätten sie 300.000 Euro auf ihr Privatkonto überwiesen bekommen.

Neben der Fifa zahlen auch die Sponsoren der Nationalmannschaft an den DFB. Auf der Ausgabenseite kommen viele Faktoren zusammen: Nicht nur das gesamte WM-Hotel mit 90 Suiten wurde fünf Wochen lang gebucht (dem Vernehmen nach für drei Millionen Euro), auch das Trainingslager im Mai auf Sizilien musste bezahlt werden – für das zweite Trainingslager in Südtirol (rund eine Million Euro) hingegen kamen die dortigen Tourismusmanager auf, die sich einen Imagegewinn vom Besuch der Nationalmannschaft erhofften.

Die Delegation des DFB umfasste neben Spielern und Trainerstab rund 40 Personen – sie alle bekamen Gehalt: Vom Ärzteteam über Zeugwart und Reisebüroleiter bis hin zum siebenköpfigen DFB-Sicherheitsdienst. Für die eigens eingeschiffte Sauna waren 100 000 Euro fällig, genauso viel wurde an eine Spielzeugfirma in Berlin überwiesen, die Equipment zur Unterhaltung in einem Container nach Pretoria geschickt hatte. Auch für die Flüge nach Südafrika musste der DFB zahlen, auch wenn die Tickets von einem Sponsor ausgestellt wurden.

Danke, sagte Zwanziger. Aber wenn die WM-Spieler 100.000 Euro bekommen, wie viel erhalten dann die einfachen Mitarbeiter, ohne die die Mannschaft bestimmt einige Probleme bekommen hätte? Bekommen sie mehr als einen warmen Händedruck? Schon nach der WM 2006 hatte es Irritationen gegeben, weil die Mannschaft 20 Prozent hatte abgeben wollen von ihrer WM-Prämie – Zwanziger sich aber dagegen ausgesprochen hatte. Untersagt habe er es aber nicht, betonte der Präsident. Es spreche ja für die „gute Geisteshaltung der Spieler“, dass sie an die Betreuer denken, „aber wir haben nicht nur die A-Mannschaft“.

213 Menschen arbeiten in der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main, viele von denen stünden nicht so im Rampenlicht. Für die WM-Betreuer gab es 2006 schließlich eine Prämie in Höhe eines Monatslohns. So etwas Ähnliches wird auch jetzt geplant sein. „Das bleibt intern“, sagte Lahm. Es war das letzte Wort in Südafrika.

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