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Severiano Ballesteros ist tot: Der Zauberer

Er prägte das Golfspiel mit unwahrscheinlichen Schlägen und brachte Europa einen Boom. Nun ist Severiano Ballesteros verstorben – ein Nachruf.

Aufgegeben hat er nie. Aber jetzt kann er nicht mehr kämpfen. Severiano Ballesteros ist tot. Er erlag im Alter von 54 Jahren in der Nacht zum Samstag in seinem Haus im spanischen Santander seinem Krebsleiden, von dem er vor einem Jahr bereits glaubte, es besiegt zu haben. So wie vorher alle anderen Widrigkeiten zuvor. In Ballesteros verliert die Welt des Sports einen ihrer Bedeutendsten. „Wir haben ein Genie, Vorbild, Held und einen Freund verloren“, erklärte der Weltranglistenerste Lee Westwood. In Ballesteros Heimatregion Kantabrien herrschen drei Tage Trauer, die Flaggen an offiziellen Gebäuden werden auf Halbmast wehen. Nicht nur der Golfsport trauert um seinen vielleicht größten Zauberer, der so seine Probleme mit dem Geradeausschlagen hatte.

Sein Vater war ein einfacher Landarbeiter, aber Ballesteros kam aus einer golfverrückten Familie, sein Onkel Ramon Sota war in den Sechzigerjahren einer der besten Golfer Spaniens. Als Kind übte Ballesteros am Strand mit seinem einzigen Schläger, einem gekürzten Eisen drei. Damit probierte er immer wieder alle möglichen Schläge, auch die aus schwierigen Situationen. „Ich sehe mich nicht so sehr als Spieler, sondern mehr als Künstler“, hat Ballesteros einmal gesagt. Er war der Meister des kurzen Spiels. Mit seinem Stil machte er Golf in den Siebziger- und in den Achtzigerjahren im Alten Europa populär, es erfuhr durch den Entwicklungshelfer und dessen Ausstrahlung einen Schub wie später weltweit nur durch Tiger Woods.

Als Kind verdiente „Seve“ sich etwas Geld als Caddy. Die durften einmal im Jahr ihr eigenes Turnier spielen, trainiert hat Ballesteros nachts auf dem Klubgelände. Mit 17 wurde er bereits Profi, seinen ersten großen Auftritt hatte er dann 1976, als er drei Tage lang die British Open anführte und am Ende gemeinsam mit der Golf-Legende Jack Nicklaus Zweiter wurde. Später einmal sagte Nicklaus über Ballesteros, er sei „die Seele des europäischen Golfsports“. Vor Ballesteros standen nur Spieler aus Großbritannien und Irland in Europa für Golf.

1979 gewann Ballesteros als erster Kontinentaleuropäer seit 1907 ein Major-Turnier und leitete eine neue Epoche ein. Nur acht Mal traf er an den vier Turniertagen mit dem Abschlag das Fairway. Immer wieder glich er das mit seiner Kreativität wieder aus. „Ich glaube behaupten zu können, dass mir auf dem Golfplatz Schläge gelungen sind, die bis heute kein anderer Spieler hinbekommen hat“, sagte Ballesteros später. Am drittletzten Loch verzog er den Abschlag um 25 Meter nach rechts auf einen Parkplatz. Von dort spielte er aber aufs Grün und einen Birdie, Ballesteros wurde zum zum allseits bestaunten „Car Park Champion“. „Ich wünschte, die Fairways wären schmaler angelegt. Dann müssten alle aus dem Rough spielen – nicht bloß ich“, sagte der Spanier einmal. Er gewann mit seiner Fantasie und seinem Kampfgeist die British Open noch zweimal und siegte zweimal beim US Masters. Insgesamt gewann Ballesteros 91 Turniere auf fünf Kontinenten, 61 Wochen führte er die Weltrangliste an. Sein größter Erfolg war aber der Gewinn des Ryder Cups 1985. Sechs Jahre zuvor war vor allem dank seiner Erfolge erstmals ein Team Europa gegen die USA gestartet, die seit 1957 kein Match im Ryder Cup verloren hatten. 1997 gewann Europa mit Ballesteros als nicht mitspielendem Teamkapitän.

Zwei Jahre zuvor hatte er sein letztes Turnier gewonnen, ihn plagten ständige Rückenschmerzen. Aufzugeben war für ihn aber keine Option. In den folgenden Jahren quälte er sich oft derart über den Platz, dass es wehtat zuzusehen. „Es ist furchtbar, wenn man den großartige Golfer Seve so schlecht spielen sieht", sagte Colin Montgomerie. Erst 2007 erklärte der emotionale und Emotionen auslösende Ballesteros offiziell seinen endgültigen Rücktritt.

Ein Jahr danach brach er auf dem Madrider Flughafen zusammen. Auf die Diagnose Hirntumor folgten vier schwere Operationen. Mit seinem Willen schien er auch den aussichtslos erscheinenden Kampf um sein Leben zu gewinnen. Vor einem Jahr ging es Severiano Ballesteros wieder besser.

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