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Da ist das Ding. Iker Romero und seine Teamkollegen mit dem ersten Titel in der Vereinsgeschichte der Berliner Handballer.

© dpa

Nach dem Sieg im DHB-Pokal: Füchse Berlin: Freifahrtschein für alle

Am Sonntag haben die Füchse Berlin mit dem DHB-Pokal den ersten Titel der Vereinsgeschichte gewonnen. Wie die Berliner ihren Triumph feierten und warum sich die Deutsche Bahn freuen würde, die Handballer so schnell nicht wieder an Bord nehmen zu müssen.

Die Dame von der Deutschen Bahn ahnte bereits, was da auf sie zukommen würde. Deshalb warnte sie am Sonntagabend auch umgehend alle Reisenden vor, die sich im ICE 1723 von Hamburg-Altona nach Berlin-Südkreuz befanden. Kurzes Knistern über die Lautsprecherboxen, dann die Durchsage: „Liebe Fahrgäste, wir haben heute den neuen DHB-Pokalsieger an Bord, die Füchse Berlin. Wir bitten daher um Verständnis, falls es im Speisewagen ein bisschen lauter werden sollte“, sagte sie, und das war eine gnadenlose Untertreibung.

Nach dem ersten Titelgewinn der Vereinsgeschichte ließen es Berlins Handballer mal so richtig krachen auf der Heimfahrt vom Hamburger Finalturnier. Linksaußen Fredrik Petersen stolzierte ordentlich angeschwipst mit freiem Oberkörper durch die Abteile, auch Kapitän Iker Romero hätte sich zu fortgeschrittener Stunde besser für eine Sonnenbrille entschieden, und selbst der sonst so introvertierte und zurückhaltende Trainer Dagur Sigurdsson machte sich des Anstimmens volksfesttauglicher Ohrwürmer schuldig. Zuvor hatte es Rückraumspieler Konstantin Igropulo bereits Lothar Matthäus gleichgetan und eine Nacktaufnahme samt Pokal vor dem Gemächt über die Online-Kanäle in die Welt hinausgetwittert. Am späteren Abend, beim Auftritt des Teams im „Sportplatz“ des RBB, waren die Berliner noch immer schwer unterwegs auf einer Mischung aus Adrenalin, Bier und Übermut. „Nur Verrückte hier“, sagte Bob Hanning, „aber die Mannschaft hat sich das wirklich verdient.“

Manager Hanning erhält Glückwunsch-SMS im Minutentakt

Der Geschäftsführer hatte sich auf der Heimreise im ICE für einen ruhigen Sitzplatz abseits des Bordrestraurants entschieden, quasi im letzten Abschnitt des alkoholfreien Sektors, sein Handy piepte ja auch im Minutentakt. Neben zahlreichen ehemaligen Spielern der Füchse übermittelte unter anderem Kaweh Niroomand seine Glückwünsche, der Manager der Berlin Volleys, auch Alfred Gislason, der Erfolgstrainer des THW Kiel, schrieb eine SMS. Hanning sagte: „Ich habe mich sehr über die Verbundenheit gefreut, die wir von vielen Seiten erfahren haben. Das ist ein ganz besonderer Moment für unseren Verein.“

Und für ihn selbst natürlich auch, zumal die Füchse den Pokal in Hamburg gewannen, wo sie den Trainermanager Hanning vor neun Jahren vom Hof gejagt haben. Bis heute kennt sich Hanning gut aus in der Hansestadt, nach dem Pokalfinale speisten die Füchse bei seinem alten Lieblingsitaliener. Abgesehen davon verbindet die Berliner Vereinsführung eine ausgeprägte Abneigung mit der Hamburger, auch deshalb herrschte spürbare Genugtuung an Bord des Schnellzuges.

Vor zwei Wochen haben sich die Füchse noch den absurden Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung von HSV-Präsident Andreas Rudolph gefallen lassen müssen, weil sie ihr ohnehin bedeutungsloses Punktspiel in Hamburg mit dem Einsatz zahlreicher Nachwuchsspieler abgeschenkt hatten. Ein Teil jener Spieler, namentlich Paul Drux und Fabian Wiede, hatten nun am Wochenende großen Anteil am Pokalsieg. „Die Jungs haben überragend gespielt“, sagte Keeper Silvio Heinevetter. Diese Beobachtung teilte auch Frank Steffel, der Vereinspräsident: „Wir sind stolz auf die gesamte Mannschaft, aber ganz besonders auf unseren Nachwuchs. Unsere Philosophie ist an diesem Wochenende einmal mehr deutlich geworden“, sagte Steffel.

Füchse feiern weiter im Bikini Berlin

Weniger philosophisch dürfte es am Sonntagabend nach der Ankunft in Berlin weitergegangen sein. Nach ihrem Fernsehauftritt im RBB-Studio zogen die Füchse weiter in eine Bar im kürzlich eröffneten Bikini Berlin und feierten dort bis tief in die Morgenstunden. Wann die Spieler wieder trainieren müssen, stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest, Trainer Dagur Sigurdsson hatte zunächst einmal zwei freie Tage anberaumt. Der Isländer packte das Erlebte abschließend in einen ebenso schönen wie passenden Satz: „Dieses Wochenende kann man nicht kaufen.“

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