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Herthas bitteres Pokal-Aus: Ritter der Kopfnuss

An der Szene, die zum Platzverweis für Roman Hubnik im Spiel gegen Gladbach führte, arbeiteten sich die Berliner noch am Tag danach ab. Sie fühlen sich um den Einzug ins Pokal-Halbfinale betrogen.

Der Pfiff war verhallt, die Chance aufs Pokalhalbfinale verflogen, da verließ Michael Preetz die Arena über die Treppen hinab in die Kabine. Dieser Weg führte ihn vorbei an zwei Dutzend Reportern, die nach der einen aufregenden Szene des Zweistundenspiels gegen Borussia Mönchengladbach gern ein Statement von Preetz bekommen hätten. Die zaghafte Frage eines Journalisten beantwortete der 44-jährige Manager von Hertha BSC mit einem geblafften: „Ist doch nicht euer Ernst!?“

Man muss dazu mindestens zwei Dinge wissen: Preetz führt beim Berliner Fußball-Klub die Geschäfte der Bereiche Sport und Kommunikation. Und die Frage richtete sich nach einer Szene, die für viele an diesem Abend das Spiel im Olympiastadion entschied, zu Ungunsten der Gastgeber. Die Preetzsche Unbeherrschtheit so kurz nach dem Spiel war eben nicht die einzige an diesem kühlen Februarabend. Vorausgegangen war eine des Tschechen Roman Hubnik, die dessen Platzverweis sowie ein Elfmetertor und somit den Sieg der Mönchengladbacher nach sich zog. Es war eine Szene also, an der die Berliner sich noch Stunden später abarbeiteten.

Nach einem bis weit in die Verlängerung torlosen Viertelfinale kam es nach einhundert Minuten zu einem Zweikampf im Strafraum der Berliner zwischen Herthas Innenverteidiger Hubnik und seinem Gegenspieler Igor de Camargo. Den Steilpass der Gladbacher hatte Herthas Torwart Thomas Kraft weggefangen, die Szene war geklärt. Das Spiel war nicht unterbrochen, obwohl de Camargo dem Berliner Hubnik im Gerangel zuvor einen Check mitgegeben hatte. Hubnik war außer sich. Wild entschlossen stiefelte er acht oder neun Meter auf de Camargo zu. Das ist zwar nicht verboten, mindestens aber dumm. Zumal Hubnik erst einen Zentimeter vor de Camargo zum Stehen kam. Noch dümmer für die Berliner war nur noch, dass de Camargo diese Eselei des Berliners ausnutzte, indem er eine Tätlichkeit Hubniks vortäuschte und derart theatralisch zu Boden ging, als sei er gegen die Faust Klitschkos gelaufen. Schiedsrichter Brych entschied auf Tätlichkeit, zeigte auf den Elfmeterpunkt und Hubnik Rot. Aus Sicht der Berliner war das Spiel damit entschieden.

Jedenfalls ließe sich für Michael Skibbe das Spiel auf einen einzigen Pfiff reduzieren, wie er hinterher sagte. Kein Einziger im Stadion hätte Elfmeter gegeben, sagte Herthas Trainer. Und wenn, dann wäre die Unsportlichkeit de Camargos zu ahnden gewesen. So aber sei es „ganz bitter, auf Grund eines unfassbaren Fehlers des Schiedsrichters ausgeschieden zu sein“, sagte Skibbe.

Inzwischen hatte auch Preetz seine Sprache wieder gefunden. Herthas Manager wusste von einer Kontaktaufnahme mit dem Schiedsrichter zu berichten, der ihm mitgeteilt hätte, wie „entsetzt“ er über seine Entscheidung gewesen sei. Dann verschwand Preetz endgültig durch einen Türspalt in einen für Reporter verbotenen Bereich des Stadions. Zweifelsfrei war Brychs Entscheidung falsch. Spekulativ bleibt, ob Hertha ohne diese Entscheidung das Spiel gewonnen hätte? Fehlentscheidungen ziehen sich leider durch den Fußball, selbst solche, die Einfluss auf den Spielstand und oft auch auf den Ausgang eines Spiels haben.

Man könne schon sagen, dass es „unsauber“ gewesen sei, wie die Gladbacher weitergekommen wären, wie es am Tag danach Herthas Torwart Kraft sagte. Man könne es aber „auch clever“ nennen. „Ist ja nicht das erste Mal, dass so etwas im Fußball passiert.“ Leider wollte Hubnik sich auch anderntags nicht dazu äußern, was in aller Welt ihn geritten hatte, als er auf de Camargo zulief. Als Thomas Kraft gefragt wurde, ob nicht er seinen Mitspieler hätte aufhalten können, da er ja an ihm vorbei musste, antwortete er: „Ich habe ja nicht gewusst, was er vorhatte.“ Für Kraft hatte Hubnik da „nichts zu suchen“ gehabt. Vom DFB wurde der Tscheche für ein Pokalspiel gesperrt.

Bis zu dieser Szene hatten die Berliner es für ihre Verhältnisse ganz gut gemacht, wie Peter Niemeyer sagte. Aber was zähle das am Ende? Man sei draußen, man habe „keinen Joker“, die erträumte Finalteilnahme im Pokal sei passé. Er selbst hätte die Berliner in Führung bringen können. Nach einer Stunde traf er nur den Pfosten. So aber blieb der schlechtesten Bundesligamannschaft des Jahres 2012 das bittere Pokalaus nicht erspart. Zudem muss Hertha im kommenden Bundesligaspiel auf Fabian Lustenberger wegen einer Fußprellung verzichten. Kapitän Andre Mijatovic gab derweil die Richtung für das Spiel am Samstag in Stuttgart aus: „Wir müssen beibehalten, wie wir gegen Gladbach gespielt haben.“ Nur ohne Unbeherrschtheiten.

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