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Es hat nicht sollen sein. Jens Hegeler und Hertha BSC müssen beim Pokalfinale in der eigenen Stadt doch wieder zuschauen.

© Reuters

0:3 gegen Borussia Dortmund: Es bleibt ein Traum: Hertha BSC verpasst Finale

Der Wille war da, aber Wille allein reicht nicht. Hertha BSC verliert das Halbfinale im DFB-Pokal gegen starke Dortmunder 0:3 im Olympiastadion.

Nach gut zwei Dritteln der Spielzeit spürten die Anhänger von Hertha BSC, dass es vielleicht doch nichts werden würde mit dem Finale. Und so machten sie das Pokal-Halbfinale zumindest auf den Rängen zu ihrem Finale. Sie sangen, tanzten und hüpften. Noch war zwar nicht alles verloren, Dortmund führte 2:0, aber es sah eben nicht danach aus, dass ihre Mannschaft das Spiel würde noch einmal drehen können, so wie der FC Liverpool vor einer Woche in der Europa League. Zu dominant wirkte der BVB, zu harmlos die Berliner.

Was wäre hier bloß losgewesen, wenn die Berliner das Momentum auf ihre Seite hätten ziehen können und das erste Mal seit 1979 wieder in das deutsche Cup-Finale eingezogen wären? So aber, nach einem oft einseitigen Spiel und einem 3:0 (1:0) zieht Borussia Dortmund souverän zum achten Mal in das DFB-Pokal-Endspiel (drei Siege) ein, zum dritten Mal hintereinander. In einem Monat trifft der BVB dann an gleicher Stelle auf Bayern München.  

"Dortmund war einen Tick zu schnell für uns. Für mich ist das eine Enttäuschung, aber wir müssen jetzt dranbleiben", sagte Trainer Pal Dardai nach dem Spiel. Sein BVB-Kollege Thomas Tuchel war hingegen zufrieden: "Wir haben diese Leistung gebraucht. Ein dickes Kompliment an meine Mannschaft." Bei Dortmunds Kapitän Mats Hummels klang das ganz ähnlich: "Das war ganz stark von uns. Auch wenn man bedenkt, gegen was für eine Euphorie in Berlin wir anspielen mussten."

Tatsächlich war die Kulisse am Mittwochabend schon mal finalwürdig. Auf Grund einer Zusatztribüne war das Olympiastadion mit 76 233 Zuschauern ausverkauft, der übergroße Teil war einheitlich in Blau-weiß gehüllt, die Ostkurve sowieso. Aber auch auf den langen Geraden, wo Hertha kleine Vereinsfähnchen auf die Sitze gelegt hatte, die anfangs euphorisch durch die Luft gewirbelt wurden.

Aus Dortmund waren immerhin knapp 10 000 Fans angereist. Aber die hatten erst einmal nichts zu melden. Die Hertha-Fans hatten sich vor dem Anpfiff eine hübsche Choreografie ausgedacht, indem sie noch einmal das Lied der Hertha-Bubis sangen, die 1993 ins Pokalfinale eingezogen waren.

Doch mit dem Anpfiff machten sich die Fans der Schwarz-Gelben immer öfter bemerkbar. Ihre Mannschaft kam besser ins Spiel, sie ließ den Ball und oft genug auch die Berliner laufen. Es war erwartbar gewesen, dass der BVB den etwas gefälligeren Ball spielen würde, so ihn man lässt. Die Mannschaft von Thomas Tuchel war feldüberlegen, hatte mehr Ballbesitz und war wesentlich druckvoller. Hertha stand vergleichsweise tief in der eigenen Hälfte und versuchte, im Mittelfeld zu Ballgewinnen zu kommen, um Gegenstöße einleiten zu können. Doch dazu kam es selten.

Darida fehlte bei Hertha - Hegeler konnte ihn nicht ersetzen

Nach zwanzig Minuten ging dann Dortmund verdient in Führung. Nach einer Hereingabe von Shinji Kagawa konnte Marco Reus zwar noch geblockt werden, aber hinter ihm stand Gonzalo Castro, der den Ball in den rechten Winkel schoss. Herthas Torwart Rune Jarstein war machtlos.

In dieser Phase war Borussia Dortmund deutlich stärker, Reus hatte das 2:0 auf dem Fuß, sein Schuss ging drüber. Glück für Hertha. Das Fehlen Vladimir Daridas machte sich bemerkbar, Jens Hegeler konnte ihn nicht ersetzen. Darida ist Herthas lauffreudigster und zudem torgefährlichster Mittelfeldspieler (vier Ligatore, zwei im Pokal).

Die Berliner spielten zu wenig Fußball und auch ihr Spiel ohne Ball war nicht gut. Die Spieler von Pal Dardai waren willens, sie wollten die Dortmunder in einen Pokalkampf ziehen, doch die Gäste entzogen sich dem durch gutes Positions- und Kombinationsspiel. Und das ohne Spielmacher Ilkay Gündogan, der erst später kam und ohne Torjäger Aubameyang, der verletzt ausfiel. Für ihn spielte der frühere Herthaner Adrian Ramos.

Es dauerte fast bis zum Halbzeitpfiff, ehe Hertha mal gefährlich vor das Tor der Dortmunder kam. Mit einer Ecke, die allerdings zu keinem Torabschluss führte. Vielmehr rettete auf der Gegenseite Innenverteidiger Niklas Stark vor dem einschussbereiten Marcel Schmelzer, kurz darauf parierte Jarstein einen guten Schuss von Nationalspieler Reus. Schließlich hatte Hegeler nach einem Pass von Mitchell Weiser die einzige Torchance der Berliner vor der Pause. Er schoss Torwart Roman Bürki in die Arme.

Das Beste an der ersten Hälfte war, dass Hertha nur 0:1 zurücklag. Doch auch im zweiten Abschnitt blieben die Gäste das spielbestimmende Team. Nach einer Stunde brachte Dardai dann Alexander Baumjohann und Julian Schieber für Hegeler und Haraguchi. Solle man ihm nicht vorwerfen, nichts riskiert zu haben. Es war noch mal ein Zeichen von außen, noch einmal alles zu mobilisieren. Doch es sollte das Gegenteil eintreten.

Zunächst konnte Rune Jarstein gleich zweimal kurz hintereinander einen höheren Rückstand gegen Ramos und gegen Henrich Mchitarjan verhindern. Auf der anderen Seite verpasste Kalou zweimal knapp den Ausgleich. Doch eine Viertelstunde vor dem Ende erzielte Reus erst das 2:0 und legte wenig später zum 3:0 auf, Mchitarjan brauchte den Ball nur noch über die Linie drücken. „Wir hatten eine Phase von 15 Minuten, da hatten wir die Möglichkeit zum 1:1. Dann kam das 2:0 und damit war das Spiel entschieden“, sagte Hertha-Manager Michael Preetz.

Und damit endete der Traum der Berliner an jener Stätte, in der sie ihn eigentlich wahrmachen wollten. Doch an diesem Abend mussten sie sich einer besseren Mannschaft beugen.

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