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Ein Jubelmeer in Blau-Weiß. Bald auch wieder in Liga eins?

© dpa

Hertha BSC überzeugt mit Powerplay: Der neue Spitzenreiter plant schon für Liga eins

Hertha riskiert gegen Kaiserslautern alles und gewinnt. Der Berliner Zweitligist rückt in der Tabelle erstmals in dieser Saison auf Platz eins und beschäftigt sich schon mit Liga eins. Nur reden will noch niemand darüber.

Im Warmen kann man etwas grundsätzlicher werden. Herthas Trainer Jos Luhukay hatte sich am Tag nach dem Spitzenspielsieg gegen Kaiserslautern vom kühlen Trainingsplatz in die geheizten Vereinsräumlichkeiten zurückgezogen, um Frage und Antwort zu stehen. Vor allem die eine Frage mit dem A-Wort bekam er ziemlich oft zu hören. „Wir sind noch nicht durch“, stellte Luhukay immer wieder klar, „wir haben lediglich unsere Ausgangsposition verbessert.“ Nur glauben wollte ihm so recht keiner. Nach dem 1:0-Sieg und dem Sprung auf Platz eins beträgt der Vorsprung auf den Relegationsrang 13 Punkte, 15 auf die Nichtaufstiegsplätze. Dazu das üppige Torverhältnis. Was soll da noch passieren?

„Es wird mehr Druck von den Teams kommen, die versuchen, Lautern von Platz drei zu verdrängen“, sagte er. Ein dramaturgisch wenig überzeugender Versuch, noch Cliffhanger-Momente für die restlichen elf Spiele zu konstruieren. Die Spannung scheint ein bisschen raus. Denn Luhukay weiß auch: „Wenn wir so ehrgeizig und zielstrebig bleiben, dann kann uns keiner aufhalten.“ Und wenn nicht? „Dann muss ich auch einmal unangenehm werden.“ Unannehmlichkeiten von Trainerseite stehen aber eher kaum zu befürchten. Auch die Spieler betonten brav, dass mit 52 Punkten niemand aufgestiegen sei.

Ein wenig war Luhukay ja selber Schuld an der Fragerei nach der „kleinen Vorentscheidung“, wie sie zumindest Fabian Lustenberger nannte. Der Trainer hätte sich auch mit dem 0:0 zufrieden zeigen können, wie es auch die Gäste nach ihrer Rote Karte taten. Der Abstand wäre ja gleich geblieben. Aber der Niederländer griff landesuntypisch zu einer Eishockeytaktik, zu Powerplay, wechselte eine komplette Sturmreihe ein und zwei Verteidiger aus. „Ich wollte ein Signal setzen, dass wir uns nicht mit dem 0:0 zufrieden geben, die Brechstange nutzen“, sagte er zu der Einwechslung von Pierre-Michel Lasogga und Sandro Wagner.

„Das Risiko war mir völlig Wurst.“ Der Abwehr wurde zwar etwas mulmig zumute. „Mit drei Innenverteidigern habe ich zuletzt an der Playstation gespielt“, gestand Marcel Ndjeng, der als einer von drei gelernten Mittelfeldspielern zwischenzeitlich die Abwehrreihe bildete.

Luhukay spielte nach der Pause voll auf Sieg

Aber der Trainer habe schon in der Halbzeit angekündigt: Wenn es nach einer Stunde 0:0 steht, wechsle ich Stürmer ein. Die Lauterer „haben nicht damit gerechnet, dass wir das Spiel unbedingt gewinnen wollen“, sagte Luhukay. So früh wie selten attackierte seine Mannschaft den Gegner, auch wenn Hertha selbst in Überzahl keinen Sturmlauf bot und sich mit dem Herausspielen von Torchancen wieder einmal schwertat. Doch es war Lasogga, der die clevere Vorlage zu Kluges Siegtor gab. „Wir wussten schon vorher, dass es eine gute Entscheidung war, ihn zu halten“, sagte Manager Michael Preetz, der noch im Winter eine Offerte des VfB Stuttgart für Lasogga abgelehnt hatte. „Wir planen mit dem Jungen, auch für die nächsten Jahre.“

Trotz des Sieges und des nahenden Aufstiegs ändere sich an den Planungen nicht viel. Über Aufstieg, den Zeitpunkt und das Danach redete zunächst kaum einer. „Ich bin hoffentlich Wiederholungstäter und weiß, dass rechnen nicht hilft“, sagte Kapitän Peter Niemeyer. Irgendwann komme er eben.

Luhukay wich zumindest von der Rechnung ab, dass zwei Punkte im Schnitt das Maß seien. „Ich glaube nicht, dass diesmal 68 Punkte notwendig sind, dafür sind Köln und Kaiserslautern zu weit weg.“ Und plötzlich wurde der Trainer noch grundsätzlicher, sprach über die Planungen für die Bundesliga. Das Trainerteam und die Scouts beobachteten Spieler in der Ersten und Zweiten Liga, auch im Ausland. Es werde aber „keinen Umbruch geben, wir machen uns nur punktuell Gedanken“.

Dass sein Team erstligatauglich ist, daran hat er keine Zweifel. „Ich verfolge die Bundesliga, da gibt es im Moment sieben Mannschaften, mit denen wir absolut konkurrenzfähig sind.“ Und verwies auf die Überraschungsvierten aus Frankfurt. „Die hatten keine großen Transfers und wo stehen sie jetzt?“ Wobei nicht verschwiegen sein soll, dass Frankfurt acht Millionen Euro investierte. So viel wird Hertha eher nicht zur Verfügung stehen. Peter Niemeyer nervt die Kritik an einer angeblich mangelnden Bundesligareife des Kaders. „Wir spielen nicht für die Erste Liga vor“, sagte er. Bundesligatauglich müsse man ja gar nicht sein. „Wir müssen in der Zweiten Liga bestehen und das machen wir bravourös.“

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