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Reals Gareth Bale bejubelt seinen Treffer zum 2:1 gegen Atlético Madrid.

© Reuters

Champions-League-Finale: Real Madrid siegt spät 4:1 gegen Atlético

Lange sah es so aus, als gelänge Atlético Madrid die große Sensation im Champions-League-Finale. Doch in der Nachspielzeit traf Sergio Ramos für Real Madrid und brachte den Favoriten somit auf die Siegerstraße.

Die Nacht von Lissabon wollte einfach nicht zu Ende gehen. 90 Minuten plus fünf Minuten Nachspielzeit, die erste Halbzeit Verlängerung war auch schon passé, als das Drama seinen lauf nahm im Madrider Derby, das diesmal das Finale der Champions League war. Auf dem rechten Flügel zog Reals Argentinier Ángel di María davon, er schoss aus spitzem Winkel, Atléticos Torhüter Thibaut Courtois wehrte ab, aber der Ball flog auf die Stirn von Gareth Bale und von dort ins Netz. Dieses Tor des Walisers machte Real Madrid zum Sieger dieses dramatischen Endspiels vor 60.976 Zuschauern im ausverkauften Estadio da Luz. Atlético war geschlagen und Real kam in den finalen Minuten durch Marcelo und Cristiano Ronaldo per Elfmeter noch zu zwei weiteren Toren und einem 4:1 (0:1, 1:1)-Sieg.

4:1 - das klingt deutlich und war doch unendlich knapp. Denn eigentlich war dieses Finale schon so gut wie entschieden, und zwar für Atlético, das bis zur dritten Minute der Nachspielzeit 1:0 geführt hatte. Dann aber gelang Sergio Ramos noch der Ausgleich und das Drama nahm seinen Lauf. Mit der Décima, dem zehnten Titel für Real. Und dem tragischen Scheitern von Atlético.

Atlético verpasste denkbar knapp den ersten Champions-League-Sieg, er hätte eine unglaubliche Saison gekrönt nach der vor einer Woche gewonnen Spanischen Meisterschaft. Und beinahe wäre Diego Simeone ja noch davongekommen mit seinem verwegenen Plan. Atléticos Trainer war hohes Risiko gegangen mit der Aufstellung von Diego Costa. Der Torjäger hatte sich über Wochen mit kleineren Verletzungen geplagt und zuletzt mit einem größeren, einem Muskelfaserriss im Oberschenkel. Dennoch durfte er im großen Finale auflaufen, aber es war ein kurzes Vergnügen. Costa stakste unbeholfen über den Platz, er hatte ein paar Ballkontakte und dann war auch schon Schluss. Nach nicht einmal zehn Minuten winkte ihn Simeone zur Seite und stellte dafür Adrían Lopez in den Angriff neben David Villa.

Atlético Madrid musste auf Arda Turan verzichten

Im Falle des ebenfalls lädierten Mittelfeldspieler Arda Turan hatte Simeone die konservativste aller Möglichkeiten bevorzugt und dem Türken nicht einmal einen Platz auf der Ersatzbank verschafft. Ohne Turans Intelligenz im Umschaltspiel und Costas Wucht im Strafraum musste Atléticos sich neu orientieren – und tat das vor allem mit körperlicher Härte, die bevorzugt Cristiano Ronaldo zu spüren bekam. Den ersten Check im Niemandsland versetzte ihm João Miranda, den zweiten Raúl Garcia.

Vielleicht war es die doch nicht ganz verhaltene Knieverletzung, vielleicht auch der Respekt vor den Attacken des Gegners – von Ronaldo war jedenfalls wenig zu sehen, mal abgesehen von einem Freistoß in die Arme von Thibaut Courtois. Und doch schien Real das Spiel in den Griff zu bekommen,. Nach einer guten halben Stunde spielte Tiago einen grausamen Fehlpass direkt in die Füße von Bale. Der Waliser sprintete in das sich unversehens öffnende Loch, er, zögerte dann aber einen Tick zu lang, traf den Ball nicht richtig und setzte ihn aus bester Position einen Meter neben den linken Pfosten.

Das war die bis dahin beste Chance des Spiels. Stattdessen traf nur drei Minuten später Atlético, aber wie: Nach einem hohen Ball von Juanfran zögerte Reals Torhüter Iker Casillas beim Herauslaufen, bremste ab und kam dann nicht mehr rechtzeitig zurück, nachdem Diego Godín höher gesprungen war als Khedira und den Ball mit dem Hinterkopf ins Tor verlängerte. Casillas kommt in dieser Saison nur in Pokal und Meisterschaft zum Einsatz. fehlt die Spielpraxis der in dieser Saison nur im Pokal und in der Champions League zum Einsatz. Ihm fehlt die Spielpraxis genauso wie Khedira, der nach langer Verletzung gerade wieder in Tritt kommt. Der deutsche Nationalspieler bekam später für ein Foul an David Villa die Gelbe Karte und musste nach einer knappen Stunde Platz machen für Isco.

Real Madrid war in der zweiten Halbzeit drückend überlegen

Wahrscheinlich lässt sich gegen keine Mannschaft der Welt so schwer ein Rückstand aufholen wie gegen Atlético. Das hat im Viertelfinale der FC Barcelona zu spüren bekommen, im Halbfinale der FC Chelsea und in Lissabon nun Real. Atléticos Geschick besteht ja nicht darin, sich bedingungslos zurückzuziehen und den Gegner anrennen zu lassen. Dagegen findet eine mit Talent gesegnete Mannschaft wie Real Lösungen. Viel schwieriger ist es mit einem Gegner, der ein unsichtbares Netz über den Rasen legt und alle sich bietenden Räume zu Kontern nutzt.

Real war in der zweiten Halbzeit zwar drückend überlegen, aber Atlético verteidigte mit so viel Leidenschaft, Geschick und einer immer die Grenzen des erlaubten touchierenden Härte, dass wenig Gefahr aufkam. Und doch war Ramos’ später Ausgleich war der verdiente Lohn für das dauernde Anrennen. In der Verlängerung scheuten beide Mannschaften das letzte Risiko. Es drohte das Elfmeterschießen, doch dann kam di Marías Sprint auf der linken Seite, gefolgt vom großen Augenblick des Gareth Bale.

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