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Havarie auf dem Rhein: Blockade an der Loreley

Es wird einige Zeit dauern, bis der auf dem Rhein havarierte Schwefelsäure-Tanker geborgen werden kann. Bisher ist nur eine geringe Menge Gift ausgetreten.

Bingen - Die Bergung des havarierten Säure-Tankers auf dem Rhein wird womöglich einen Monat in Anspruch nehmen. „Die gesamte Aktion kann zwischen drei und vier Wochen dauern“, sagte der Mainzer Innenstaatssekretär Roger Lewentz am Freitag an der Unglücksstelle nahe der Loreley. Einen Tag nach dem Unfall wurde laut Schifffahrtsamt Bingen geprüft, ob der Schiffsverkehr ab der kommenden Woche einspurig an der Unfallstelle vorbeigeführt werden kann.

Die mit 2378 Tonnen Schwefelsäure beladene „Waldhof“ war am frühen Donnerstagmorgen bei starker Strömung in Höhe von Sankt Goar aus weiter ungeklärter Ursache gekentert. Zwei der vier Besatzungsmitglieder konnten lebend aus den kalten Fluten gerettet werden. Die Suche nach den beiden noch vermissten Crewmitgliedern blieb auch am Freitag zunächst ergebnislos. Die Hoffnung, die Vermissten noch lebend zu finden, liege „quasi bei Null“, sagte ein Sprecher des Schifffahrtsamtes in Bingen. Bei einer Wassertemperatur von vier Grad hatten ihnen die Retter bereits wenige Stunden nach der Havarie kaum Überlebenschancen eingeräumt. Bisher ist keine Schwefelsäure in nennenswertem Umfang ausgetreten. Es wurden geringe Mengen gemessen, die aber für das Trinkwasser unbedeutend sind. Zur Bergung der „Waldhof“ forderte eine Spezialfirma zwei Schwimmkräne aus Duisburg und zwei weitere aus den Niederlanden an. Mit der Ankunft der Duisburger Bergungskräne an der Unglücksstelle wurde laut Schifffahrtsamt in drei bis vier Tagen gerechnet, die beiden Spezialkräne aus den Niederlanden werden demnach für die Anfahrt über den Rhein noch einige Tage mehr brauchen. Bereits am Freitag wurde an der Unglücksstelle ein Sicherungsponton erwartet, mit dem das gekenterte Schiff fest verankert werden sollte. „Die Experten sind der Meinung, dass das Schiff geborgen werden kann“, sagte Lewentz.

Der Rhein war unmittelbar nach dem Unglück im Bereich der Unfallstelle für die Schifffahrt gesperrt worden. Wegen Hochwassers wurde zwischenzeitlich auf weiteren Abschnitten des Stroms die Schifffahrt eingestellt. Sollten die RheinPegel zu Wochenbeginn wieder sinken, könnten Schiffe womöglich die Unglücksstelle an der Loreley einspurig passieren. Binnenschiffe können wegen des Hochwassers diesen Abschnitt derzeit unabhängig von der Havarie nicht befahren.

Die deutschen Binnenschiffer schauen derzeit gebannt auf die Bergungsarbeiten. „Wir haben Schiffe, die dringend auf die Weiterfahrt warten“, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Binnenschifffahrt, Jörg Rusche. Nach Angaben des Verbands fahren täglich etwa 150 Schiffe durch das Mittelrheintal. Die wirtschaftlichen Folgen der Sperrung kann Rusche derzeit noch nicht absehen. Nach zehn Tagen werde die Branche aber „empfindlich“ getroffen, sagte er. „Der Rhein ist das Rückgrat der Verkehrsinfrastruktur.“ AFP/dapd

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