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Reiche geschützt, Arme geflutet: Innenstadt von Bangkok wurde verschont

Das Zentrum von Bangkok blieb während der Hochwasserkatastrophe in Thailand weitgehend trocken - auf Kosten der armen Bevölkerung.

Bangkok - Prayuth Khamken hatte in der Provinz Nakorn Phatom ganz nah bei Bangkok einen Bauernhof mit Gemüse. Bis Samstag. Dann kam das Hochwasser. „Die Farm ist zu 100 Prozent zerstört“, sagt der Landwirt resigniert. Im Herzen Bangkoks dagegen herrscht großes Aufatmen: „Wir haben den Stöpsel aus der Badewanne gezogen und sitzen mit einem Glas Wein auf dem Balkon“, berichtet ein deutscher Geschäftsmann entspannt. Er hatte wie viele Innenstadtbewohner mehrere 20-Liter-Kanister Trinkwasser geordert und die Badewanne volllaufen lassen. Dass er auf dem Weg zur Arbeit nun nicht durch knietiefes Wasser waten muss, ist ihm ein gutes Fläschchen wert. Die Einwohner des Stadtbezirks Thon Buri westlich des Flusses Chao Phraya haben nicht so viel Glück. Ihre Straßen stehen unter Wasser. Die Bangkoker Innenstadt ist auf Kosten der umliegenden Bezirke und Provinzen geschützt worden, daraus haben die Behörden keinen Hehl gemacht. Sie bauten im Norden der Hauptstadt riesige Flutwälle und pumpten das Hochwasser Richtung Osten und Westen. Die Innenstadt mit Banken, Firmensitzen, Hotels und vielen Ausländern sollte unter allen Umständen trocken bleiben. Schon vor zwei Wochen entlud sich die Wut der Landbevölkerung, als die Pläne bekannt wurden.

Im überfluteten Don-Muang-Bezirk in Nordbangkok rissen Anwohner hinter dem Nawong -Tempel am Sonntag eine Kanalbarriere ein. In der Provinz Pathum Thani warf Regierungschefin Yingluck Shinawatra ihr politisches Gewicht in die Waagschale, um wütende Anwohner zu zähmen. Bagger rissen dort eine Straße auf, um eine weitere Ablaufrinne für Flutwasser zu schaffen – an Bangkok vorbei. „Ich danke euch allen für euer Opfer“, sagte sie. Das könnte sie bereuen. Ihre Machtbasis sind die Landbevölkerung und die Armen. (dpa)

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