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Weltkusstag: Jeder Zehnte küsst nicht gerne

Nicht jeder mag geküsst werden, auch nicht zum Weltkusstag. In anderen Kulturen sind Alternativen Gang und Gebe.

Küssen ist schön, sinnlich und sexuell. Wer das nicht so sieht, ist schnell Außenseiter. Doch in Deutschland küsst jeder Zehnte nicht gerne, wie eine Studie der Wissenschaftlerin Ingelore Ebberfeld belegt. Sei es, weil die Intimität zu stark ist, oder einem der Austausch von Speichel missfällt. Doch die Nicht-Küsser haben es schwer. „Es gibt einen Zwang des Küssens. Wer aus diesem Raster fällt, wird ausgegrenzt“, sagt die Bremer Expertin. Ihre These: Küssen wird heute fast diktatorisch verlangt – als Liebesbeweis und Ausdruck von Nähe. Nicht-Küsser sollten sich in ihrer Art wohlfühlen dürfen, fordert die Bremer Forscherin die Durchbrechung dieser „Kussnorm“.

Teil dieses Diktats ist wohl auch der heutige Weltkusstag. Besonders in Europa wird Küssen als Ausdruck von Zuneigung gesehen. In anderen Kulturen wird emotionale Nähe oftmals anders ausgedrückt, erklärt Ebberfeld. Das Volk der Zo’é in Südamerika trägt Lippenpflöcke, die beim Küssen stören würden. Sie streichen sich über die Wange. In Indien gilt der Hauchkuss, der eher ein Hauchen als ein Küssen ist, als Zeichen der Nähe. Bei den Trobiandern, einem Südseevolk, hat der Ethnologe Bronislaw Malinowski in den 70er Jahren beobachtet, dass das Abknabbern der Augenwimpern als Liebesbeweis gilt.

Der Ursprung des Kusses ist unter Wissenschaftlern umstritten – Freud sagte, das Verlangen käme vom Saugen an der Mutterbrust. Für andere Wissenschaftler geht die Geste auf die Fütterung bei Tierjungen zurück. Nach Darwin ist das Küssen nicht angeboren, wohl aber die Lust nach Berührung.

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