zum Hauptinhalt
Das Foto, das die Tierschutzorganisation Sea Shepherd veröffentlicht hat, zeigt den Sortierungsprozess der Delfine während der jährlich stattfindenden Delfinjagd in Taiji.

© dpa

Delfinjagd in Japan: Dutzende Delfine beim Walfang-Ort Taiji getötet

Seit Montag haben Fischer im japanischen Walfangort Taiji bereits dutzende Delfine abgeschlachtet. Heftige Kritik kommt jetzt auch von Bundeslandwirtschaftsminister Friedrich (CSU). Währenddessen verweißt Japan darauf Traditionen zu respektieren.

Ungeachtet weltweiter Proteste schlachtet Japan erneut Meeressäuger ab. Im Zuge der laufenden Jagdsaison haben Fischer in einer Bucht nahe des Walfangortes Taiji nach Angaben von Tierschützern etwa 250 Delfine zusammen getrieben. Darunter befänden sich Familienverbände mit trächtigen Weibchen und viele Delfinbabys. Die schönsten Tiere werden an Delfinarien verkauft. Mehr als 50 Tiere seien deshalb bereits ausgesondert worden, hieß es. Die übrigen Delfine werden getötet. In einem angrenzenden Hafen werden die Tiere zerlegt, das Fleisch wird verkauft. Ein Sprecher der Stadtverwaltung von Taiji erklärte am Montag, dass die Jagd noch andauere.

Eine halbe Millionen für ein Albino-Delfin

Die Bucht vor Taiji ist durch den Oscar-gekrönten Dokumentarfilm „Die Bucht“ des Unterwasserfotografen Louie Psihoyos über das Gemetzel zu trauriger Berühmtheit gelangt. Wenn die Tiere dort eingekesselt sind, können Tiertrainer zuerst die schönsten Exemplare für Delfinarien im In- und Ausland auswählen. Für die an der Jagd beteiligten Fischer ist dies ein lukratives Geschäft. Tierschützer vermuten, dass Delfinarien bis zu 150 000 Dollar für ein Tier zahlen.

Diesmal befindet sich nach Auskunft der Tierschutzorganisation Sea Shepherd auch ein schneeweißes Albino-Delfin-Baby unter den Tieren in der Bucht. Sollte der junge Delfin die tagelangen Torturen überleben, dürfte der Verkaufspreis bei einer halben Million Dollar liegen, glaubt das deutsche Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF). „Das brutale Treiben muss sofort und auf Dauer beiendet werden“, sagte WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller.

Landwirtschaftsminister Friedrich fordert internationalen Schutz

Kritik kam am Dienstag auch von Bundeslandwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich (CSU). Die jüngsten Bilder und Nachrichten aus Taiji seien „empörend und schockierend“, sagte der CSU-Politiker. „Delfine müssen international geschützt werden.“ Die Geschehnisse in Japan machten die Dringlichkeit deutlich, auch Delfine international unter Schutz zu stellen. Sie fielen bisher nicht unter das seit 1986 geltende Walfangmoratorium.
Auch die japanisch-amerikanische Künstlerin Yoko Ono meldete sich zu Wort. In einem offenen Brief an die Fischer von Taiji rief sie zu einem Ende der Schlachtungen auf. „Ich verstehe, wie Sie die Einseitigkeit des Westens, wütend auf Ihre traditionellen Fänge und Schlachtungen von Delfinen zu sein, empfinden müssen“, schrieb sie. Die Gemetzel schadeten aber Japans internationalem Ansehen.

"Unmenschlichkeit von Delfintötungen"

Die neue US-Botschafterin in Tokio, Caroline Kennedy, übte bereits am Wochenende deutliche Kritik. Auf dem Nachrichtenkanal Twitter schrieb sie, dass sie „tief besorgt über die Unmenschlichkeit“ der Delfintötungen ist. Die US-Regierung lehne Treibjagd-Fischerei ab, so Kennedy weiter. In Reaktion auf die ungewöhnliche Kritik durch Kennedy verwies der Gouverneur der Provinz Wakayama, in der Taiji liegt, auf die Unterschiede in der Esskultur. Es sei „nicht angemessen“ zu behaupten, dass nur die Jagd auf Delfine unmenschlich sei, sagte Yoshinobu Nisaka vor japanischen Journalisten und verwies auf die Schlachtungen von Rindern und Schweinen. Es sei die „Weisheit der Zivilisation, die Standpunkte anderer gegenseitig zu respektieren“.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Treibjagd als Tradition?

Am Montag hatte bereits der Sprecher der japanischen Regierung, Yoshihide Suga, die Delfinjagd als Teil von Japans traditionellem Fischfang gerechtfertigt. Dem widersprach am Dienstag Sandra Altherr von der Tierschutzorganisation Pro Wildlife. „Die Delfin-Treibjagden in Taiji haben keine jahrhundertelange Tradition“, sagte sie. „Die erste Treibjagd im großen Stil in Taiji fand 1969 statt.“ Eskaliert seien die Jagden Ende der 80er Jahre nach Beschluss des Walfang-Moratoriums. Die japanische Regierung erlaubt die Treibjagd und gibt Fangquoten aus. Danach dürfen Fischer in Taiji sowie in einigen anderen Orten zwischen September und März bis zu 20. 000 Delfine sowie andere kleine Wale töten. Viele Japaner essen allerdings kaum Wal- oder Delfinfleisch. Der Verzehr beschränkt sich meist auf die Walfangorte selbst. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false