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Frühling

© NDR

Song-Contest-Kommentator: Tim Frühling - Der Stellvertreter

"Mr. Grand Prix" Peter Urban muss wegen einer Hüft-OP pausieren. Auf Kommentator Tim Frühling wartet beim Eurovision Song Contest in Moskau ein Fernseh-Marathon.

Für viele Schlagerverächter war er dann doch schon mal ein Grund, beim mehrstündigen Eurovision Song Contest (ESC ) abends im Fernsehen vorbeizuschauen: „Mr. Grand Prix“, Peter Urban, seit 1997 die deutsche Stimme bei der Übertragung des weltweit größten Musikwettbewerbs. Die Stimme wird an diesem Samstag in Moskau fehlen. Der gelernte Lehrer musste nach elf Jahren seinen Kommentatorenposten an den Kollegen Tim Frühling übergeben. Urban konnte wegen einer „unaufschiebbaren Hüftoperation“ nicht nach Moskau fahren, teilte der federführende Norddeutsche Rundfunk (NDR) mit. „Es bricht mir das Herz, dass ich dieses Jahr nicht dabei sein kann, aber es ließ sich nicht ändern“, wurde der 61-Jährige zitiert.

Der Neue ist jünger als der 1956 gegründete Song Contest. Für den 33-jährigen Tim Frühling, Moderator beim Hessischen Rundfunk, erfülle sich bei aller Nervosität „ein Jugendtraum“: „Seit ich sieben bin, habe ich kaum einen Eurovision Song Contest verpasst – damals hat Nicole für Deutschland gewonnen.“Die Berufung zur Nachfolge von „Mr. Grand Prix“ kam sehr plötzlich, so dass Frühling keine Zeit hatte, mit Peter Urban zu sprechen. „Vielleicht ist es auch ganz gut so, weil ich so völlig unbedarft an die Sache herangehe und mich zwar an Peters Stil orientiere, ihn aber nicht kopieren will.“

Urbans Stil war eher sachlich, oft leicht ironisch, was gelegentlich kritisiert wurde. Wie soll man das vor einem Millionenpublikum, größtenteils ESC-Afficionados, auch am besten kommentieren, wenn nun das Duo „Alex swings Oscar sings“ mit dem Titel „Miss Kiss Kiss Bang“ Deutschland vertritt – begleitet von einem Auftritt der Burlesque-Tänzerin Dita von Teese? „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Europa kalt lässt“, sagt jedenfalls Tim Frühling. Er hoffe auf einen Platz im vorderen Mittelfeld.

Peter Urban dürfte sich das Ganze in Hamburg im Fernsehen anschauen. Die Absage des beliebten Kommentators reiht sich ein in eine Vielzahl von Änderungen, auf die sich Grand-Prix-Fans diesmal einstellen müssen. Nach dem letzten Platz der „No Angels“ im vergangenen Jahr in Belgrad warf auch Moderator und Comedian Thomas Hermanns hin, der immer recht klug und süffig von der Hamburger Reeperbahn auf die Kultveranstaltung einstimmte. Für Thomas Hermanns darf Thomas Anders ran, bei „Modern Talking“ der Ex-Mann an der Seite von Dieter Bohlen. Darüber hinaus verzichtete die ARD für 2009 komplett auf die nationale Qualifikation und ließ eine Jury den Kandidaten auswählen. Außerdem führten die ESC-Verantwortlichen wegen diverser Mauscheleien unter den Ländern Osteuropas für alle Teilnehmer wieder Länderjurys ein, die neben dem Televoting der Zuschauer zu 50 Prozent Einfluss auf die Punktevergabe haben (weitere Regeln siehe Kasten).

Ein Fernseh-Marathon. Wohl immer noch große klassische Samstagabendunterhaltung im Ersten, die dem ZDF-Krimi („Kommissarin Lucas“) die Quote vermasseln dürfte. Aber ohne Jungmoderator Tim Frühling zu nahe treten zu wollen: Bei all dem Trubel um Abstimmungsverfahren, luftig bekleidete Sängerinnen und Synthie-Einheitspop wird man Peter Urban schon ein wenig vermissen. Seine Dissertation schrieb der NDR-Moderator zum Thema „Die Poesie des Rock“. Markus Ehrenberg

„Eurovison Song Contest 2009“,

Samstag, ARD, ab 20 Uhr 20

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