Benedikt in Lateinamerika: Papst ruft Kubaner zum Aufbau einer „offenen Gesellschaft“ auf
Papst Benedikt XVI. ist in Kuba eingetroffen. Das Oberhaupt der katholischen Kirche rief zu einer "menschenwürdigeren" Gesellschaft auf. Für heute ist ein Treffen mit Staatschef Raúl Castro geplant.
Papst Benedikt XVI. hat die Kubaner zum Aufbau einer „offenen und erneuerten Gesellschaft“ aufgerufen. Die Kubaner sollten „mit den Waffen des Friedens, der Vergebung und dem Verständnis“, zum Aufbau einer „besseren Gesellschaft“ beitragen, die „menschenwürdiger“ sei, sagte das katholische Kirchenoberhaupt am Montag bei einer Messe mit 200.000 Teilnehmern in Santiago de Cuba.
In Anspielung auf die in Kuba zulässige Abtreibung ermahnte Benedikt XVI. seine Zuhörer, sie sollten „das menschliche Leben empfangen, insbesondere das wehrlose und hilfsbedürftige“. Der Papst war am Nachmittag auf dem Flughafen der südöstlichen Stadt Santiago de Cuba gelandet. Dort wurde er von Staatschef Raúl Castro und einigen kirchlichen Würdenträgern erwartet. Raúl Castro nahm auch an der Messe in Santiago de Cuba teil.
Für Dienstag ist in der Hauptstadt Havanna ein Gespräch des Papstes mit Raúl Castro vorgesehen. Auch dessen Vorgänger und Bruder Fidel Castro will der Papst nach Möglichkeit treffen. Der Papst stehe zur Verfügung, hieß es. Eine Begegnung zwischen dem Papst und dem venezolanischen Staatschef Hugo Chávez, der sich zu einer Krebsbehandlung in Kuba aufhält, galt hingegen als unwahrscheinlich.
Mit Spannung wird verfolgt, ob sich der Papst explizit zu politischen Fragen äußert. Während seines Flugs nach Mexiko, wo er die vergangenen Tage verbachte, hatte Benedikt XVI. am Freitag den Marxismus in Kuba als nicht mehr zeitgemäß kritisiert und zur Suche nach „neuen Modellen“ aufgerufen.
Die kubanischen Sicherheitskräfte nahmen nach Oppositionsangaben in den vergangenen Tagen mehr als 150 Regierungsgegner fest. Zudem wurden Dissidenten am Verlassen ihrer Häuser gehindert. Nach Angaben des Vatikans will der Papst bei seinem Besuch in Kuba keine Vertreter der Opposition treffen. (afp)