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Schauspieler und Entertainer Dirk Bach ist im Alter von nur 51 Jahren, am 1. Oktober 2012 überraschend verstorben.

© dapd

Nachruf: Dirk Bach: Genie am richtigen, falschen Ort

"Und wer tot ist, wird ein Stern": Entertainer Dirk Bach ist völlig unerwartet mit nur 51 Jahren gestorben. Nachruf auf einen kugeligen kleinen Mann, stets gut gelaunt und voller Energie.

Dicker Kugelbauch, hohe Stimme, so kennen wir ihn vom Fernsehen, vom „Dschungelcamp“, als bunt-gekleideten Spaßvogel, aber auch von der Bühne, wo 1978 mit der ersten Theaterrolle alles anfing. Erst vor gut vier Wochen stellte sich Dirk Bach mit neuem Stück im Berliner Schlosspark-Theater vor. In „Der kleine König Dezember“ sollte Bach den Monarchen geben. „Und wer tot ist, wird ein Stern“, das wäre eine seiner Textzeilen gewesen. „Der kleine dicke König, das schien mir sehr schlüssig“, witzelte Bach noch. Doch der König ist tot. Macht auch keine Witze mehr, die man immer erwartete, wenn dieser kugelige kleine Mann vor die Kamera trat. Den Tod des Moderators und Schauspielers Dirk Bach bestätigte der Sprecher des Schlosspark-Theaters, Harald Lachnit, am Montagabend. Die Nachricht habe alle Beteiligten „total überrascht“.

Bach starb nach Angaben der Zeitung „B.Z.“ in einem Appartementhaus im Stadtteil Lichterfelde. Ein Notarzt sei zu dem Haus geeilt. Alle Versuche, Bach zu reanimieren, scheiterten demnach aber. Die Ursache des plötzlichen Todes sei unklar. Nach Angaben der Polizei gibt es keine Hinweise auf ein Fremdverschulden. Im Schlosspark-Theater sollte er ab Samstag spielen. Das Theater würdigte Dirk Bach als „lebenslustigen und sehr liebenswerten Kollegen“.

Der geborene Kölner ist einem Millionenpublikum vor allem durch das RTL-Dschungelcamp bekannt, das er zusammen mit Sonja Zietlow moderierte. „Wir amüsieren uns lediglich ein wenig über elf Menschlein, die hier bei uns im australischen Regenwald zurzeit ein paar Urlaubstage verbringen, und zeigen uns als distanzierte, aber durchaus wohlmeinende Gastgeber“, erklärte Bach in einem Interview zur Sendung „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“. Man kann und konnte diesem Trash-Format vieles vorwerfen – aufgewertet wurde es durch die Kommentare von Zietlow und Bach, eine Versorgung niedrigster Menscheninstinkte bei gleichzeitiger Bearbeitung der Gehirnzellen.

Bildergalerie: Dirk Bach - eine bunte Karriere

Bach war ein Genie am richtigen, falschen Ort. Ob sich der Sohn eines WDR-Technikers und einer Goldschmiedin, der schon als noch dünnes Kind Schauspieler werden wollte, vor C-Prominenten und Kakerlaken wirklich wohl fühlte, ist schwer zu sagen. Es nährte ihn, sicher. Es legte ihn aber auch fest. Übersehen die erste Theaterrolle 1978 in Heiner Müllers „Prometheus“, Bühnenerfahrungen in Studententheatern und freien Theatergruppen in Amsterdam, Brüssel, London, New York, Utrecht und Wien. 1985 der Max-Ophüls-Förderpreis. Mitte der 1980er Jahre die erste Rolle als Komödiant in der „Geierwally“, die auch zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde. 1992 wurde Bach festes Mitglied im Ensemble des Kölner Schauspielhauses. Er war sowohl im ernsten wie im komischen Theaterfach zu Hause.

Im Video: Dirk Bach überraschend verstorben

In seiner langen Fernsehkarriere überwog dann Letzteres. Kaum ein Sender, der ausgelassen wurde. Einem breiten Publikum wurde Bach 1992 mit der „Dirk Bach Show“ bekannt, die von RTL und Super RTL ausgestrahlt wurde. Es folgten die Serien „Lukas“ und „Der kleine Mönch“ (beide ZDF), die Impro-Comedy „Schillerstraße“ bei Sat 1. Seit 2004 das Dschungelcamp, 2008 bei Vox „Show Power of Ten“. Es schien, als ob das Medium einen begabten Theaterschauspieler für allerlei Kalauerproduktionen verheizen sollte. Aber Bach schlug auch fast überall ein, machte mit.

"Einer der tollsten Menschen, die ich je kennenlernen durfte.“ - Reaktionen auf den Tod von Dirk Bach:

Zuletzt zog es den homosexuellen Schauspieler, der sich für die Gleichberechtigung von Schwulen genauso einsetzte wie für Amnesty International und die Tierschutzorganisation Peta, zu seinen Anfängen zurück. Mitte 2008 stand Bach in der Komödie „Sein oder Nichtsein“ nach dem Film von Lubitsch auf der Bühne des Millowitsch-Theaters. Im Sommer 2010 gehörte er zum Ensemble der Wormser Nibelungen-Festspiele. Seit November 2011 wirkte Bach in der Rolle des Heinz Wäscher im Musical „Kein Pardon“ im Capitol Theater Düsseldorf mit.

Dennoch hätte man sich nicht vorstellen können, dass das nächste Dschungelcamp ohne den bunten, scharfzüngigen Moderator, ohne diesen drolligen Puck abläuft. Man kann sich ja auch hinter Papageienkostümen verstecken. Auf die Frage, ob es ihn nicht mal nerve, dass die Masse ihn nur als komischen Schauspieler kennt, sagte Dirk Bach: „Nein, das muss ich so hinnehmen.“

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