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Und so macht's Portland in den USA. Da haben Fahrräder Platz auf einem Gestell am Bus.

© dpa

Reiseland Brandenburg: Mit dem Fahrrad in den Bus? Gar nicht so einfach

Einen Ausflug mit dem Rad unternehmen und zwischendurch mal den Bus nutzen: Da wird es schnell eng - nicht nur für Tagestouristen in Brandenburg. Viele Städte in den USA haben ein anderes Konzept.

Es könnte so einfach sein: Träger runter, Fahrrad drauf, und das ganze mit dem Griff an einem großen roten Hebel festziehen. So funktioniert die Fahrradmitnahme in Bussen in weiten Teilen der Vereinigten Staaten. Nicht so in der Mittelmark. Hier dürfen Fahrräder, wenn überhaupt, nur auf einer Fläche hinter der zweiten Bustür transportiert werden – aber nur, wenn der Platz nicht schon durch einen Rollstuhlfahrer oder einen Kinderwagen belegt ist.

Die Konsequenzen daraus bekam Andreas Kirsch aus Borkheide vor wenigen Tagen zu spüren. Auf einer Radtour blieb er mit seinem Rennrad mitten auf seiner Tour wegen eines platten Reifens liegen. „Zum Glück war ich gerade in Fichtenwalde in der Nähe einer Bushaltestelle, in zehn Minuten sollte der nächste Bus in Richtung Beelitz fahren“, erinnert sich Kirsch. In Beelitz gibt es einen Fahrradladen, der seinen Reifen für die Rückfahrt nach Borkheide wieder hätte flottmachen können. Doch als der Bus kam, kam die Überraschung: Kirsch durfte mit Rad nicht einsteigen. Der Busfahrer wies ihm nur den fast zehn Kilometer langen Fußweg entlang der Landstraße in Richtung Beelitz. Der Grund: Der vorgesehene Platz im halbvollen Bus war bereits durch einen Kinderwagen besetzt. Kirsch machte sich also zerknirscht auf den Weg.

Fälle wie diese könnten sich häufen: Nach der aktuellen Radreiseanalyse des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) ist Brandenburg das zweitbeliebteste Bundesland bei Radtouristen. Besonders im Landkreis Mittelmark locken der Havelradweg, der Europaradweg R1 und ein dichtes Netz regionaler Routen Touristen an. Der Havelbus-Sprecherin Ulrike Rehberg zufolge haben Busfahrer jedoch keine Wahl: Wenn ein Kinderwagen oder ein Rollstuhl auf der Multifunktionsfläche steht, müssen Fahrräder draußen bleiben. „Um die Sicherheit und Ordnung des Fahrbetriebes nicht zu gefährden, kann ein Fahrrad leider nicht an anderer Stelle im Bus untergebracht werden“, erklärt Rehberg.

Zwar haben ihre Kollegen aus der Technikabteilung bereits vom Fahrradträgersystem aus den USA gehört. „Für diese Träger hat in Deutschland jedoch noch kein Hersteller eine Zulassung beantragt“, so Rehberg. Deshalb könne das Busunternehmen sie auch nicht anbauen. „Wir sehen aber durchaus Bedarf für die Fahrradmitnahme, besonders auf Ausflugslinien wie der Rundtour um den Schwielowsee“, so Rehberg. Da der Bus an Wochenenden mindestens bis zum Strandbad Templin sehr voll sei, sei auch hier die Mitnahme von Fahrrädern nicht sicher. „Wir haben schon über Fahrradträger am Heck der Busse nachgedacht, bei den großen Gelenkbussen ist das technisch jedoch nicht möglich.“ Erste Verbesserungen gebe es aber, der Burgenbus der Belziger Verkehrsgesellschaft nehme bis zu vier Räder auf einem Heckgepäckträger mit.

Zum Aufladen von Fahrrädern müsste der Fahrer aussteigen

Für die weitere Verbreitung der Heckgepäckträger setzt sich auch Peter Weis vom Brandenburger ADFC ein. Besonders auf den Überlandlinien, die bei Touristen beliebt sind, sei diese Variante sehr nützlich. „Der Kreis hat unseren Vorschlag für die Träger aber nicht umgesetzt, da der Fahrer zum Aufladen der Räder aussteigen muss, was zulasten der Fahrzeit gehe“, so Weis. Auch auf die Forderung, auf touristisch attraktiven Linien am Wochenende Busse mit Transportanhängern für Fahrräder einzusetzen, ging die Verwaltung des Landkreises laut Peter Weis nicht ein. Im Fläming oder dem Elbtal werden Fahrräder bereits auf diese Weise transportiert.

Eine Verbesserung, die nicht nur Radfahrern zugute kommt, wurde Weis zufolge aber mit dem jüngst beschlossenen Nahverkehrsplan des Landkreises umgesetzt: Alle ab Januar neu beschafften Busse müssen eine zwei Meter lange freie Fläche haben, außer Fahrrädern würden damit auch zwei Rollstühle gleichzeitig in einem Bus transportiert werden können.

Bei Havelbus gibt es derweil seit Kurzem zumindest die Sicherheit für Radfahrer, ihr Rad mitnehmen zu dürfen, wenn kein Kinderwagen oder Rollstuhl an Bord ist. Durften Busfahrer früher eine Fahrradmitnahme stets ablehnen, so besagt eine Mitarbeiterinformation von Ende März, dass Fahrräder grundsätzlich zu transportieren sind.

Enrico Bellin

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