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West-Berliner Stilikonen: Modevorbilder in der Mauerstadt

Stilikonen aus West-Berlin. Wir stellen Frauen vor, die auf die eine oder andere Weise diesen Titel verdienen. Wie sich das für richtige Stilikonen gehört – haben sie wenig nach dem geschaut, was andere taten, sondern haben, schon rein optisch, ihr eigenes Ding gemacht.

Susanne Erichsen, die erste Miss Germany aus Berlin

Sie war die erste deutsche Schönheitskönigin aus Berlin. Susanne Erichsen wurde 1952 in Baden-Baden zur Miss Germany gewählt. Ihr Aussehen war eher streng als lieblich – aber so hatten Mannequins damals auszusehen – aristrokatisch und ladylike. So präsentierte sie die Kleider der Berliner Couturiers wie Uli Richter und Heinz Oestergaard. In die USA flog sie als Modebotschafterin und wurde flugs als „Fräuleinwunder“ berühmt. In den USA verdiente sie als Model mehr als 100 Dollar in der Stunde – eine astronomische Summe. Zurück in Berlin gründete sie ihre eigene Modefirma „Susanne Erichsen Teenager Modelle GmbH“. 1967 wollte sie  dann nicht nur mit Kleidern sondern guten Tipps ihre Umgebung verschönern und eröffnete eine Modelschule. Aber auch das schien ihren missionarischen Eifer noch nicht gestillt zu haben, oder sie fühlte einfach, dass es in West-Berlin einen dringenden Bedarf an Schönheitspflege gab: Für alle war die „Schule in Sachen Schönheit. Gewusst wie“.

Nena, das Abziehbild der neuen deutschen Welle

Eigentlich passt Nena gar nicht in die Kategorie West-Berliner Stilikone. Nena wurde als Gabriele Susanne Kerner in Hagen geboren und auch ihre ersten musikalischen Schritte in der örtlichen Diskothek machte, wurde sie erst bekannt als sie nach Berlin zog und dort nicht nur an ihrem Musik-, sondern auch an ihrem Kleidungsstil feilte. Obwohl sie ihre  knallengen schwarz-weiß gestreifte Hosen schon als Sängerin ihrer ersten Band „The Stripes“ trug. Mit ihren fransig geschnittenen Haaren, den übergroßen, über die Schulter rutschenden T-Shirts wurde sie zu einem Abziehbild und Klischee der Neuen Deutschen Welle, was ihre viele früher Mitstreiter übel nahmen: Zu glatt und  kommerziell.

Nico, die Muse von Andy Warhol

Nicos Karriere begann im kommerziellen Zentrum von West-Berlin: Im Kaufhaus des Westens. Dort war sie nur kurz Verkäuferin – schon als 16-Jährige wurde sie zur Vorführdame befördert und dort als Mannequin entdeckt. Auch Nico, damals hieß sie noch Christa Päffgen, präsentierte die Mode von Couturier Heinz Oestergaard. Der riet ihr, sich einen Künstlernamen zu zulegen. Ende der fünfziger Jahre ging sie nach Paris. Dort wurde sie so bekannt, dass sie 1960 in Fellinis „La Dolce Vita“ sich selbst, also ein Model, spielen durfte. Gefallen an der Schauspielerei gefunden, meldete sich am Lee-Strasberg-Institut in New York an, wo sie zusammen mit Marilyn Monroe Schauspielunterricht nahm. Aber erst dank Andy Warhol wurde sie zu einer Stilikone – er nahm sie in seine Factory auf, sie spielte in seinen Filmen mit und 1966 vermittelte sie Warhol als Sängerin zu Lou Reeds Band „Velvet Underground“. Mit ihrer dunklen Stimme, der schwarzen Kleidung war sie so etwas wie die erste Gothic- und Dark-Wave-Musikerin.

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