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Selten so gelacht. Der Präsident unterhielt nicht nur seine Gäste glänzend.

© reuters

Barack Obama: Politikkabarett beim Dinner

Beim alljährlichen Dinner mit Journalisten und Stars gibt der US-Präsident den perfekten Entertainer. Wenn es mit der Wiederwahl im Herbst nicht klappt? Dann empfiehlt Obama sich für eine andere Branche.

Ist da wieder ein Mikrofon versehentlich offen und fängt Worte auf, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind? Im Ballsaal des Washington Hilton warten mehr als 2000 Gäste auf Barack Obamas Auftritt beim Dinner des Präsidenten mit den Journalisten, die aus dem Weißen Haus berichten – da dringt seine unverkennbare Stimme aus dem Lautsprecher. Er flüstert verschwörerisch mit einem unsichtbaren Gesprächspartner: Klar, die Codes für die Atomwaffen habe er dabei. Er lästert über anwesende Reporter und Künstler, zu denen er freundlich tun müsse.

Präsidentensprecher Jay Carney springt wie elektrisiert am Ehrentisch auf, eilt zum Rednerpult und ruft in gespielter Verzweiflung ins Mikrofon dort: „Kann die Technik bitte das Mikro des Präsidenten ausschalten?“ Dann hört man, wie das Rauschen einer Toilettenspülung Obamas Stimme überlagert. Wenig später steht er auf der Bühne und begrüßt ausgesucht höflich jene Gäste, über die er gerade noch gelästert hat. Brüllendes Gelächter ertönt. „Ist irgendwas?“, fragt Obama erstaunt, kann sich aber ein jungenhaftes Grinsen nicht verkneifen.

Zu Besuch bei Obama:

Dieses alljährliche Dinner ist eine Mischung aus Bundespresseball und Comedy Show. Hollywoodstars fliegen ein, in diesem Jahr George Clooney, Reese Witherspoon, Steven Spielberg. Im Mittelpunkt steht die Rede des Präsidenten, in der er sich selbst und andere auf die Schippe nehmen soll. Dankbare Themen sind neben dem offenen Mikrofon bei seinem Gespräch mit Russlands Präsident Medwedew Ende März in Korea die Prostituiertenaffäre des Secret Service beim Amerikagipfel in Cartagena und die Anekdoten, wie er und der republikanische Kandidat Mitt Romney mit Hunden umgehen. Romney hat einst bei der Fahrt in den Familienurlaub den Hund in einem Transportkäfig auf das Autodach geschnallt. Obama hat in seinen Memoiren beschrieben, er habe als Kind in Indonesien Hundefleisch gegessen. Nun streitet das Land, was tierfeindlicher war. Obama lässt ein gefälschtes Wahlkampfvideo Romneys einspielen: Voll Abscheu erklärt ein Sprecher, Amerikas Hunde könnten sich weitere vier Jahre Obama mit seiner sozialistischen europäischen Hundepolitik nicht leisten – zumal das, in Hundejahren gerechnet, 28 Jahre seien.

Obama zu Besuch in Europa:

Obama spielt auf die Bilder einer ausgelassen feiernden Hillary Clinton an. Vor vier Jahren war sie seine gefährliche Rivalin – „heute simst sie mir beschwipst aus Cartagena“. Er reißt Witze über sich, zeigt Fotos, wie jung er vor vier Jahren aussah, wie grau sein Haar heute ist, und wie er in vier Jahren aussehen könnte; dazu erscheint ein Foto des 74-jährigen Schauspielers Morgan Freeman auf den Bildschirmen. Er spottet über den Kongress, der sich „heute eine Auszeit von der anstrengenden Arbeit, keine Gesetze zu verabschieden, genommen“ habe.

Als Obama vor einem Jahr hier sprach, war ein Spezialkommando unterwegs, um Osama bin Laden zu fassen. Das wussten damals nur Obama und wenige Eingeweihte im Saal. „Vor einem Jahr haben wir einem notorischen Übeltäter Gerechtigkeit widerfahren lassen“, spielt er scheinbar darauf an. Die Bildschirme zeigen aber Immobilienhai Donald Trump; er erntete damals Hohn, weil er bezweifelt hatte, dass Obama in den USA geboren sei. Nach einer Viertelstunde Politkabarett drängt der Präsident zum Aufbruch. „Ich muss dafür sorgen, dass der Secret Service zur neu eingeführten Sperrstunde zu Hause ist.“ Einige Gäste sagen: Sollte es mit Obamas Wiederwahl im Herbst nicht klappen, kann er glatt Karriere als Comedy-Star machen.

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