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Der Airbus A-380 beim Showflug in Le Bourget. „Eine Herausforderung“ sei das Flugzeug, räumte Konzernchef Tom Enders auf der Luftfahrtmesse ein.

© dpa

Pariser Luftfahrtschau: Airbus verkauft besser als Boeing

Die Marktführer Boeing und Airbus wetteifern um die Kunden bei der internationalen Luftfahrtmesse in Le Bourget bei Paris: Beide gehen von einer Verdopplung der Flotte aus. Doch auch Konkurrenz ist im Anflug.

Die großen Flugzeughersteller rechnen in den kommenden 20 Jahren mit einer Verdoppelung der weltweiten Flotte von Verkehrsflugzeugen. Zusammen mit den notwendigen Ersatzbeschaffungen für veraltete Modelle sieht Boeing einen Bedarf von mehr als 38.000 Maschinen im Gesamtwert von 5,6 Billionen US-Dollar. Auf der weltgrößten Luftfahrtschau in Le Bourget bei Paris lieferten sich die Marktführer Airbus und Boeing in diesen Tagen wieder ein Wettrennen bei der Bekanntgabe von Aufträgen. Dabei schafften es die Europäer am Donnerstag, mit einem Memorandum of Understanding für 110 A321neo durch den ungarischen Billigflieger WizzAir die Amerikaner deutlich zu überrunden.

Während es Boeing insgesamt auf 309 Festbestellungen und Kaufabsichtserklärungen brachte, kam Airbus auf 421 Maschinen im Listenpreis-Wert von 57 Milliarden Dollar. Darunter befand sich aber kein einziges Exemplar des A380. Vom größten Verkehrsflugzeug der Welt sind seit dem Programmstart 2000 nur 317 Exemplare verkauft worden. Der A380 sei „eine Herausforderung“, räumte Konzernchef Tom Enders ein. „Wir hätten uns höhere Verkaufszahlen versprochen.“ Vorrangig sei es jetzt „nach 15 Jahren endlich Gewinn mit dem Flieger zu machen“. Überlegt werde auch, ob man den A380 mit neuen Triebwerken und einer „pfiffigen Kabinenkonfiguration“ attraktiver machen könne.

Ein chinesisch-russischer Großraumjet ist schon in Planung

Unterdessen bekommen die beiden Branchengiganten Konkurrenz. Der einzige neue Verkehrsjet, der in Paris an den Start ging, war die CSeries des kanadischen Herstellers Bombardier. Die Prototypen der russischen MS-21 und der chinesischen C919 – beides Wettbewerber für den A320 und die Boeing 737– werden noch in diesem Herbst aus den Werkshallen rollen. Und der neue Chef der russischen United Aircraft Corporation, Yuri Slyusar, gab die Planung eines chinesisch-russischen Großraumjets bekannt, über dessen Realisierung im September entschieden werden soll.

Chinesische Flugzeuge sollen bald auch in Deutschland zum Einsatz kommen. Die Puren Group, seit dem vergangenen Jahr Besitzer des Flughafens Lübeck, kaufte in Paris sieben C919 und sieben kleinere ARJ21, mit denen man in der Hansestadt eine eigene Luftverkehrsgesellschaft gründen will.

Die in Singapur ansässige Firma ST Aerospace wird von Airbus weitere 20 Prozent der Anteile an den Elbe Flugzeugwerken übernehmen und damit Mehrheitseigner (55 Prozent) des Dresdner Unternehmens. In Paris unterzeichneten die beiden Gesellschafter ein Abkommen zur Umrüstung älterer Flugzeuge der A320-Familie zu Frachtern. Man sieht einen Markt für mehr als 600 Maschinen.

Ebenfalls in Le Bourget wurden die Weichen für die Wiedergeburt des erfolgreichen Kleinverkehrsflugzeuges Dornier 328 gestellt. Dessen Produktion war 2005 nach der Pleite Dorniers eingestellt worden. Nachdem die amerikanische Sierra Nevada Corporation die Oberpfaffenhofener 328 Support Services GmbH übernommen hat, von der die bestehende Flotte betreut wird, soll jetzt die Fertigung wieder aufgenommen werden. Während die ersten fünf Flugzeuge in Bayern gebaut werden, soll die Serienproduktion dann in der Türkei erfolgen.

Das Flugverbot des Transportflugzeugs A400M wurde von Deutschland aufgehoben

Im militärischen Bereich ist aus Sicht von Airbus die Talsohle durchschritten. Die Ukraine-Krise und die Weigerung der USA, nicht weiter mehr als zwei Drittel der Nato-Kosten tragen zu wollen, hätten dazu geführt, dass „in den meisten Haushalten die Kürzungen nicht weitergehen“, sagte Tom Enders in Paris. Auch die Probleme mit dem Transportflugzeug A400M habe man im Griff. Das nach dem Absturz einer Maschine in mehreren Ländern verhängte Flugverbot wurde jetzt von Deutschland und Großbritannien aufgehoben. Dass die Franzosen den Betrieb des Modells nie eingestellt hatten, sei ein „wichtiges Zeichen“ gewesen, in Le Bourget flog eine A400M das übliche Showprogramm.

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