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Ganz dicker Pott. Die „CSCL Globe“ wird auf ihrer Jungfernfahrt am heutigen Dienstag erstmals in Deutschland erwartet. Das mit knapp 400 Metern Länge und knapp 59 Metern Breite größte Containerschiff der Welt legte am Montag in Rotterdam ab und sollte über die Deutsche Bucht die Elbe aufwärts bis zum Hamburger Hafen fahren.

© dpa

Schifffahrt: Das größte Schiff der Welt macht in Hamburg fest

Die „CSCL Globe“ legt heute erstmals in Hamburg an. Diese Riesen helfen den Reedern – stellen die Häfen aber vor Probleme.

Das größte Schiff der Welt besucht Hamburg auf seiner 70-tägigen Jungfernreise. Die „CSCL Globe“ ist knapp 400 Meter lang und 58,60 Meter breit. Sie kann sagenhafte 19 100 Container (TEU) tragen. Der Frachter ist damit fast 60 Meter länger als der größte jemals gebaute Flugzeugträger und 130 Meter länger als die „Titanic“. Nur einige bereits abgewrackte Supertanker waren in der Vergangenheit noch größer. Voll augelastet könnte das Schiff mehr als 150 Millionen Paar Schuhe transportieren.

Nach einer wetterbedingten Verzögerung soll die „CSCL Globe“ nun am Dienstag aus Rotterdam kommend in den Hamburger Hafen einlaufen und für zwei Tage im Eurogate Container Terminal liegen. Gestartet war sie im Dezember aus Shanghai.

Großbestellung für 590 Millionen Euro

Vier weitere „Globe“-Schiffe werden derzeit noch in der südkoreanischen Bauwerft Hyundai Heavy Industries fertig gestellt. Mehr als umgerechnet 590 Millionen Euro lässt sich die Reederei China Shipping die Großbestellung kosten.

Erst gute zwei Jahre ist es her, dass Hamburg die „Marco Polo“ der Reederei CMA CGM als größtes Schiff der Welt begrüßte. Die war auch schon 396 Meter lang und konnte bis zu 16 000 TEU tragen. Dazwischen trug die Triple- E-Klasse der Reederei Maersk den Titel, mit 399 Meter Länge und 18 270 TEU Tragfähigkeit.

Ein Titel, der nicht lange bleibt

Immer schneller lösen sich diese Containerriesen an der Spitze ab. Die „CSCL Globe“ wird ihren Titel wohl auch nicht lange tragen. Schon wartet die Branche auf die erste Bestellung für ein 22 000-TEU- Schiff.

„Aus schiffbaulicher Sicht wäre es kein Problem, in Kürze bereits 24 000-TEU- Frachter zu bauen“, sagt Direktor Jost Bergmann von der technischen Prüfgesellschaft DNV GL. Dazu müssten die Schiffe noch einmal um einen Container-Stellplatz länger werden, um zwei Stellplätze breiter und einen höher. Schon die „CSCL Globe“ setzt eine neue Dimension im Containerschiffbau. Noch vor acht Jahren waren die Schiffe der „Emma-Maersk“-Klasse das Maß aller Dinge, und sie blieben es sechs Jahre lang - mit einer Tragfähigkeit von 15 000 TEU.

Zu viel Frachtraum für zu wenig Ladung

Nicht nur die technischen Möglichkeiten, sondern vor allem der wirtschaftliche Druck treiben die Entwicklung im Schiffbau voran. Seit Jahren dümpelt die Schifffahrt in der Krise. Es gibt zu viel Frachtraum für zu wenig Ladung; die Überkapazitäten drücken auf die Frachtraten und Erträge der Reedereien. Da sind große Schiffe ein Ausweg, weil sie Kosten sparen helfen. Von den rund 5100 Containerschiffen auf den Weltmeeren gehörten schon vor einem Jahr 551 in die Klasse der Mega-Carrier mit mehr als 8000 TEU. Der Transport je Container ist damit auf den Rennstrecken des Welthandels zwischen Asien und Europa deutlich günstiger.

Nach Angaben ihrer Bauwerft ist die „CSCL“ mit einem elektronisch gesteuerten Motor ausgestattet, der den Verbrauch je nach Fahrtgeschwindigkeit und Seebedingungen regelt. Dadurch liege der Verbrauch um etwa 20 Prozent pro TEU-Einheit niedriger als bei vergleichbaren 10 000-TEU-Schiffen.

Reedereien bilden Allianzen

Nicht nur die Schiffe werden größer, auch die Unternehmen wachsen immer weiter. Mit Kooperationen und in Allianzen versuchen sie, Kosten zu sparen. So setzt die führende deutsche Reederei Hapag-Lloyd gerade ihre Fusion mit der Containersparte der chilenischen Reederei CSAV um.

Die „CSCL Globe“ gehört zu China Shipping, eine der drei chinesischen Staatsreedereien. Auf der Rangliste der großen Reedereien steht China Shipping erst auf Platz sieben, aber das Unternehmen gehört zur Allianz „Ocean Three“, zusammen mit den Reedereien CMA CGM und UASC aus Nahost. Die anderen großen Reedereien sind in drei weiteren Allianzen organisiert. Alle gemeinsam beherrschen den Markt und schaffen es so, ihre Schiffe möglichst maximal auszulasten. Grenzen setzen bei der Entwicklung der Schiffsgrößen nicht die Baukünste der Ingenieure, sondern Wasserwege und die Infrastruktur der Häfen. So dürfte es für Schiffe, die noch größer sind als die „CSCL Globe“ schwierig sein, etwa die bedeutsame Straße von Malakka zu passieren. Der 800 Kilometer lange Seeweg zwischen dem indonesischen Sumatra und der Südküste Malaysias ist teilweise nur 25 Meter tief. Hängt der Kiel zu tief unter der Wasseroberfläche müssen kostspielige und zeitraubende Umwege gemacht werden.

Nötiger Ausbau der Infrastruktur

Doch auch in Europa wird es eng für die Riesen: Hamburg und Bremen wollen seit langem die Fahrrinnen von Unterelbe und Außenweser an die großen Schiffe anpassen, doch noch haben der Europäische Gerichtshof und das Bundesverwaltungsgericht kein grünes Licht gegeben. Voll beladen würde die „CSCL Globe“ auf der Elbe steckenbleiben.

Ähnliche Probleme mit geringen Wassertiefen und engen Wasserstraßen gibt es auch in anderen Häfen. Und die großen Schiffe brauchen auch große Containerbrücken; die Terminals müssen investieren und auf dem neuesten technischen Stand sein, wenn sie die Mega-Carrier als Kunden gewinnen wollen. Der Kreis der Häfen, den die mächtigen Containerschiffe ansteuern können, wird immer kleiner.

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