Geldvermögen der Deutschen: 41 954 Euro auf der hohen Kante
Das Geldvermögen der Deutschen ist um 18 Prozent höher als vor der Finanzkrise. Trotzdem bleibt Deutschland weltweit nur im Mittelfeld. Die Schweizer sind mit Abstand die Reichsten.
Die Deutschen sind mit ihrem Geldvermögen bislang gut durch die Krise gekommen. Nach dem neuen Bericht der Allianz über den globalen Wohlstand 2012, der nur Geld-, aber keinen Immobilienbesitz erfasst, lag das Netto-Geldvermögen im vergangenen Jahr in Deutschland pro Kopf mit 41 954 Euro knapp 18 Prozent über dem Höchststand vor der Krise. „Dieser Zuwachs wird von keinem anderen der großen Euro-Länder erreicht", sagte Allianz- Chef-Volkswirt Michael Heise am Dienstag bei der Vorlage der Studie in Frankfurt am Main. Allein 2012 stieg das Geldvermögen um 6,8 Prozent. Trotzdem bleibt Deutschland im weltweiten Vergleich mit Platz 17 nur im Mittelfeld. Die Reichsten waren auch 2012 die Schweizer mit 141 895 Euro vor den US-Amerikanern mit 100 710 und den Japanern mit 83 610 Euro.
Weltweit ist das Geldvermögen – dazu zählen Bargeld, Bankeinlagen, Aktien und Ansprüche bei Versicherungen – in den 50 untersuchten Ländern (ohne Afrika) brutto und damit ohne Abzug der Schulden um gut acht Prozent auf den neuen Rekordwert von 111 Billionen Euro gestiegen. Treiber war insbesondere die gute Entwicklung an den Aktienmärkten: Das in Wertpapieren gehaltene Vermögen erreichte mit einem Plus von 10,4 Prozent das beste Ergebnis seit der Finanzkrise.
Italiener und Franzosen sind reicher
Nach wie vor liegen die Deutschen beim Netto-Geldvermögen, also nach Abzug der Schulden, hinter den Italienern (45 770) und den Franzosen (44 310). „Die Abstände sind aber deutlich geschrumpft“, sagte Heise. Zwar ist das Geldvermögen in der Eurozone 2012 insgesamt deutlich um 7,2 Prozent gestiegen, die Verluste seit 2007 wurden damit wieder aufgeholt.
Die Entwicklungen sind allerdings höchst unterschiedlich. „Die Risse in den privaten Vermögensbilanzen sind tief und nicht zu überdecken. Die Schere geht immer weiter auf“, sagte Heise. In den südeuropäischen Krisenländern lagen die Nettoeinbußen im Schnitt bei mehr als 4000 Euro – ein Rückgang um knapp zwölf Prozent. In Spanien sieht es mit einem Minus von fast 24 Prozent dramatisch aus, in Griechenland mit Einbußen von 44 Prozent katastrophal. In Portugal lag das Netto-Geldvermögen pro Kopf Ende 2012 bei 20 930 Euro, in Spanien bei 17 210 Euro, in Griechenland bei 10 980 Euro.
Niedrige Zinsen belasten die Vermögensentwicklung
Belastet wird die Vermögensentwicklung weltweit durch die niedrigen Zinsen, das risikoscheue Anlageverhalten und der Suche nach Sicherheit. Der Anteil der sehr niedrig verzinsten Bankeinlagen sei in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, sagte Heise. Seit 2007 floss im Schnitt in der Eurozone die Hälfte der neuen Spargelder zu den Banken, in den USA sogar zwei Drittel. Die Allianz stellte die „entgangenen“ Zinsen auf der Einlagenseite (Zinsverluste) den weniger gezahlten Zinsen für Kredite (Zinsgewinne) gegenüber. Während die Menschen in Deutschland im Saldo 5,8 Milliarden Euro verloren – immerhin 71 Euro pro Kopf –, wurden die Bürger im übrigen Euroraum um knapp 34 Milliarden Euro (134 pro Kopf) entlastet. Die Folgen der Niedrigzinsen und des Anlageverhaltens für den langfristigen Vermögensaufbau sind nach Ansicht von Heise bedenklich. Der Allianz-Chefvolkswirt warnte deshalb vor einer Erhöhung der Einkommen- und Abgeltungsteuer oder der Einführung einer Finanztransaktionssteuer.
Im globalen Vergleich stehen die Deutschen insgesamt mit ihren Geldvermögen nur im Mittelfeld. Das obere „reichste Drittel“ hat zudem zwar nicht absolut, aber doch relativ verloren. Acht Millionen Deutsche rutschten während der Krise aus der oberen in die mittlere Einkommensklasse mit einem Netto- Geldvermögen zwischen 4900 und 29 200 Euro. Gleichzeitig gab es in Westeuropa und in den USA im Vergleich zu 2007 insgesamt 67 Millionen Menschen mehr, die weniger als 4900 Euro besaßen. Gestiegen ist in den vergangenen Jahren vor allem die Zahl der vermögenden Menschen in den Schwellenländern. „Im Jahr 2000 kamen noch knapp 60 Prozent der globalen Mittelklasse aus Nordamerika und Westeuropa, heute kommt jeder Zweite aus Asien. Tendenz steigend“, sagte Heise.