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Airbus

© AFP

Airbus: Prestigeprojekt A400 M droht zu scheitern

Die Entwicklung des Militärflugzeugs wird um 11,3 Milliarden Euro teurer als erwartet. Airbus erwägt nun, das Rüstungsprogramm zu beenden, sollten Deutschland und Frankreich sich nicht an den Mehrkosten beteiligen.

Noch vor gut drei Wochen hat der Airbus-Chef Thomas Enders den Erstflug des Militärtransporters A400 M als "Erfolg" gefeiert. Jetzt lässt er angeblich das Ende des Rüstungsprogramms vorbereiten. In den Verhandlungen, wer die milliardenschweren Mehrkosten wegen der Verzögerungen des Projekts tragen soll, erhöht das den Druck auf die Käuferregierungen, zu denen auch Deutschland und Frankreich gehören.

"Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende", hatte Enders schon im vergangenen März gesagt. EADS erreichte damals immerhin, dass die sieben europäischen Bestellnationen auf die mögliche Stornierung des Auftrags verzichteten, obwohl sich die Fertigstellung der Maschine bereits um drei Jahre verspätet hatte. Seitdem wird der Termin für eine Einigung zu den Mehrkosten immer weiter verschoben. Ende Januar soll es nun soweit sein.

Schon zu Neujahr hatte Enders angekündigt: "Jetzt ist Zeit für Bewegung, so oder so." Das A400-M-Programm werde voraussichtlich keinen Gewinn abwerfen. "Ich kann es als Airbus-Chef deshalb nicht verantworten, mit so einem Rüstungsprogramm das ganze Unternehmen und damit auch die zivilen Programme zu gefährden."

Der Airbus-Chef sei sehr skeptisch, ob mit den Bestellern bis Ende Januar eine Einigung über die Mehrkosten von 5,3 Milliarden Euro erzielt werden könne, hieß es jetzt in der Financial Times Deutschland. Enders habe deshalb konkrete Planungen für einen Ausstieg. Es gebe bereits Listen von A400-M-Ingenieuren, die künftig beim Bau der Zivilflugzeuge A350 und A380 eingesetzt werden sollten.

Das sei "eine Drohung an die Politik", sagte Klaus-Heiner Röhl, Luftfahrtexperte des Instituts der Deutschen Wirtschaft (DIW). "Denn es wäre völlig unsinnig, jetzt, nachdem der Erstflug gelungen ist, auszusteigen."

Tatsächlich ist EADS in keiner guten Verhandlungsposition. Im Fall eines Ausstiegs müsste der Konzern 5,7 Milliarden Euro zurückzahlen, die bereits geflossen sind – hinzu kämen Strafgelder in Milliardenhöhe. Nachdem das Unternehmen die Turbulenzen wegen der Verspätung des Super-Airbus A380 einigermaßen überwunden hat, würde das den Konzern wohl in eine neue Krise stürzen.

Politisch gesehen geht es vor allem um zwei Dinge: Kann Europa es sich leisten, das Prestigeprojekt im Rüstungssektor einfach sterben zu lassen? Dann müssten die Europäer ihre Transportflugzeuge weiter in den USA kaufen. Hinzu kommt, dass in den Hauptbestellnationen Deutschland und Frankreich Tausende Jobs an dem Bau des A400M hängen.

Laut FTD wird die Entwicklung des Flugzeugs insgesamt 11,3 Milliarden Euro teurer als erwartet, 5,3 Milliarden Euro davon sollen die Bestellländer übernehmen. Eine direkte Kaufpreiserhöhung auf mehr als 25 Milliarden Euro für 180 Maschinen ist für EADS wegen der Finanzlage in den Staatshaushalten allerdings kaum durchzusetzen. Diskutiert wird nach Medienberichten über eine Streckung der Auslieferung: Damit würden vorerst weniger Flugzeuge abgenommen, der Kaufpreis bliebe aber gleich. Die Regierungen sollen dann später nachbestellen.

Paris drängt Berlin schon seit Monaten, das A400-M-Projekt unter allen Umständen zu retten – umso mehr, als Frankreich das grenzüberschreitende Kooperationsmodell EADS auf andere Industriebereiche ausweiten will. Dagegen fordert die Bundesregierung die Einhaltung des Vertrages. DIW-Experte Röhl glaubt aber, dass auch die Bundesregierung allein schon wegen der Arbeitsplätze einlenken muss.

Derweil hat Frankreichs Verteidigungsminister Hervé Morin noch einmal verdeutlicht, Paris als Miteigner der Airbus-Mutter EADS erwäge keine Aufgabe des Programms. Frankreich sei bereit, einen Teil der Mehrkosten zu bezahlen, sagte Morin. Es komme aber nicht infrage, dass "die europäischen Steuerzahler die Gesamtheit der Mehrkosten tragen". Der EADS-Konzern, der bereits 2,4 Milliarden Euro zurückgestellt habe, müsse "eine zusätzliche Anstrengung" unternehmen. Zudem sei Frankreich als Bestellnation nicht allein. "Härtester Punkt" in den Verhandlungen sei "die deutsche Regierung". Enders wolle mit den Ausstiegsplänen offenbar "Druck auf die deutsche Regierung ausüben".

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte in Berlin, bis zum 31. Januar sei Stillschweigen über das Projekt vereinbart worden. Bis dahin sollten alle Fragen geklärt werden. Ein Mitte Januar geplantes Treffen auf Staatssekretär-Ebene befinde sich noch in Planung, fügte er hinzu. Morin fordert derweil ein Treffen auf Ministerebene um den 20. Januar. Er werde "eine Reise durch die europäischen Hauptstädte" machen, um dies zu organisieren.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, AFP 

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