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© CNN

20 Jahre Mauerfall: Und die Welt schaut zu

CNN-Deutschlandkorrespondent Frederik Pleitgen und sein BBC-Kollege Franz Strasser berichten vom Mauerfall-Jubiläum.

Frederik Pleitgen steht vor dem Bundestag, breitbeinig, schaut in die Kamera. Und wartet. Ein letzter Blick auf sein Blackberry. Dann ist er live auf Sendung – weltweit. Pleitgen ist der Deutschland-Korrespondent des global agierenden Nachrichtensenders CNN. Er berichtet über Deutschlands Vorreiterrolle bei der umweltfreundlichen Energiegewinnung und erklärt, warum die Currywurst für die Deutschen wichtig ist.

Pleitgen jetzt in seinem Büro auf dem Schiffbauerdamm. Am Fenster lehnt eine schusssichere Weste. Ein Helm liegt auf dem Boden. An der Wand hängen Bilder aus dem Irak, aus dem Krieg, mittendrin der G-8-Gipfel in Heiligendamm. Pleitgen ist derzeit ein gefragter Reporter. Vor 20 Jahren fiel die Mauer. Die Welt schaute damals zu. Und in wenigen Tagen wird sie wieder zuschauen: wie sich Deutschland daran erinnert.

Neben der Dokumentation „Autumn of Change: The Wall“ sendet der US-Nachrichtenkanal ein umfassendes Programm bis zum 9. November. Spezialsendungen werden von einem CNN-Team live in Berlin produziert. Dafür reist Moderator Jim Clancy vom Sendersitz Atlanta nach Deutschland. Am 9. November moderiert Becky Anderson ihre Sendung „Connect the world“ von Berlin aus. „Damit werden wir im Vergleich zu anderen internationalen Fernsehsendern das umfangreichste Programm zu dem Thema bieten“, sagt Pleitgen. Unter cnn.com/berlinwall hat der Sender eine virtuelle Berliner Mauer produziert, Pleitgen schreibt parallel auf twitter.com/fpleitgenCNN.

Das Berliner CNN-Team recherchiert seit Anfang des Jahres für das Programm. Temporär halfen auch Mitarbeiter aus den USA bei der Vorbereitung. Wie viel Qualität in den Beiträgen steckt? Steffen Damm vom Institut für Kultur- und Medienmanagement ist skeptisch: „Der Sender baut auf die authentische Wirkung von Erlebnisberichten. Aber das allein reicht nicht aus.“ Ein Korrespondent, ein Producer und ein Kameramann, das sind die Ressourcen des Berliner Büros. Dennoch seien die Berichte gut recherchiert, meint Frederik Pleitgen: „Unser Vorteil ist, dass wir Themen anders aufgreifen als deutsche Sender. Wir konzentrieren uns nicht nur auf einen Rückblick auf den Mauerfall, sondern fragen uns in den Berichten auch, was sich seitdem in Deutschland verändert hat.“ Pleitgen reiste dafür beispielsweise mit deutschen Militärs nach Afghanistan, porträtierte dort einen deutschen Soldaten aus Ost und einen aus West. „Wir sind das erste internationale Fernsehteam, das mit den Deutschen in Afghanistan unterwegs war“, behauptet Pleitgen.

Auch BBC World News, der Hauptkonkurrent von CNN auf dem globalen Nachrichtenmarkt, greift das Mauerfall-Jubiläum auf. Korrespondent Brian Hanrahan kehrt nach Berlin zurück und interviewt in „Fall of The Wall“ prominente Akteure von damals, darunter die ehemaligen Außenminister James Baker (USA), Douglas Huard (Großbritannien) und Hans-Dietrich Genscher. Der in Thüringen geborene BBC-Reporter Franz Strasser reist derzeit drei Wochen lang durch seine ehemalige Heimat und berichtet darüber in einem Videoblog auf der BBC-Website (www.bbc.co.uk/franzstrasser). Auf der Website ist auch Archivmaterial vom Mauerfall zu finden. Am 9. November soll nachts eine Live-Sendung vom Brandenburger Tor gesendet werden.

Wie Franz Strasser hat auch Pleitgen ein besonderes Verhältnis zur DDR: „Ich selbst bezeichne mich als Kind der Mauer. Mein Vater, der später WDR-Intendant wurde, arbeitete vor der Wende in Ost-Berlin. Ich bin jeden Morgen in den Westen chauffiert worden.“ Seine Eltern wurden ausspioniert, Vater Fritz Pleitgen trug in den Stasi-Akten den Decknamen „Tiger“. Das CNN-Programm ist in gewisser Weise also auch eine Aufarbeitung seiner eigenen Vergangenheit.

„The Wall“, CNN International, 7.11. um 12 Uhr 30, 8.11. um 20 Uhr

„Fall of The Wall“, BBC World, heute um 21 Uhr 30, 6.11. um 16 Uhr 30, 7.11. um 11 Uhr 30/17 Uhr 30

Rick Noack

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