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Heidi Klums sandbefleckter Hintern: Klickhit auf Instagram

© Tsp

2013 im Internet: Der Papst, die Bayern und #btw13

Lieber Justin Bieber oder doch der Papst? Das Video vom Fuchs oder Heidi Klums Hintern? Wer wissen will, was die Deutschen 2013 am meisten interessierte, muss die sozialen Netzwerke durchstöbern. Die Hitlisten von Instagram, Facebook, Youtube und Twitter offenbaren dabei viel Peinliches.

Eher die Bundestagswahl oder eine zappelnde Armee-Einheit? Lieber Justin Bieber oder Papst Franziskus? Wer wissen will, welche Themen 2013 im digitalen Durchlauferhitzer wichtig waren, muss sich die sozialen Netzwerke anschauen. Auf ihnen wird geteilt, verlinkt und geliked, was wichtig ist – oder was seine Nutzer für wichtig halten. Ihrem Profil entsprechend warten die vier Großen – Facebook, Twitter, Youtube und Instagram – je mit anderen Highlights auf. Facebook feiert das Private, der Nachrichtendienst Twitter das Eilige, der Videokanal Youtube das Kreative und der Fotodienst Instagram, wohl als ehrlichste aller Ego-Plattformen, die Geltungssucht.

Die Egomanen: Instagram

Instagram erlaubt, eigene Handyfotos mit Farbfiltern zu versehen und der Welt zu zeigen, es entsteht ein Leben in Rosarot. Mit 1,5 Millionen Jüngern ist der Popsänger Justin Bieber erfolgreichster Foto-Lieferant auf Instagram. Unter den deutschen Stars behören Modelmutti Heidi Klum und Fußballer Mesut Özil zu den beliebtesten Nutzern. Özil stellte unter anderem seine neue Freundin vor, was 53.000 Nutzern gefiel, und Heidi Klum lud ein Foto ihres im Sand wundgesessenen Hintern hoch. Dafür gab es immerhin 16.600 Likes.
Wie weit Instagram von den Nachrichten des Jahres entrückt ist, zeigen die beliebtesten Schlagworte, mit denen die Fotos 2013 versehen wurden: #friends, #fashion und #food belegen die Plätze zwei bis vier, das #Selfie kommt – trotz Obamas Fotoaktion auf der Trauerfeier von Mandela – nur auf den fünften Platz. Beliebtester Hashtag wurde #tbt, was für das Spielchen „Throwback Thursday“ steht – an einem Donnerstag ein Vorjahresfoto von sich hochladen.

Die Kreativen: Youtube

Ein bisschen von Spielchen ist auch YouTube getrieben: Der „Harlem Shake“, ein kostümierter Zappeltanz, wurde anfang des Jahres weltweit zum Renner. Im Original tanzen vier Jugendliche in Spandexkostümen durch ihr Zimmer, binnen Kurzem findet das Video über 1,7 Millionen Nachahmer. Die einen tanzen im Büro, die anderen auf dem Campus. Die Version einer norwegischen Armee-Einheit wurde beinahe zum meistgeklickten Video des Jahres – populärer war nur das Musikvideo „The Fox“ der, ebenfalls aus Norwegen kommenden, Band Ylvis. Auf den anderen Topplätzen folgen Musikvideos, Werbevideos und Sketche, zum Beispiel von Männern, die Tiere beim Essen nachspielen.

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Unter anderem auf der Top Sieben ist das Video "The Epic Split", das den Actionstar Jean-Claude van Damme bei einem spektakulären Spagat zwischen zwei fahrenden LKW zeigt. Seit einigen Tagen kursiert im Netz eine ironische Antwort von Chuck Norris - was sicher 2014 ein Klickhit werden wird.

Die Eiligen: Twitter

Am nähesten am Zeitgeschehen ist wohl der Kurznachrichtendienst Twitter. Zwar sind die meist frequentierten Hashtags eher banaler Natur (#Jobsuche), die Twitter-Pressestelle selbst hebt aber lieber das große Ganze hervor: #EuroHawk, #NSA und #Hochwasser. In einer ehrlichen Mischung ordnet sich die Politik jedoch weit hinter Schlagworten wie „Domian“ (Platz 1) oder „Justin Bieber“ (Platz 5) ein.

Dennoch: Mit 350.000 Beiträgen war #btw13 am Tag der Bundeswahl meistdiskutiertes Thema, gefolgt vom Eurovision Songcontest mit 190.000 Tweets. Weitere 180.000 Meldungen sammelten sich ab Januar unter dem Hashtag #aufschrei – und bewiesen, dass es Momente gibt, in denen das Netz die Sphäre der Selbstverliebtheit verlässt. Der Aufschrei prangerte Sexismus im Alltag an und entfachte eine Diskussion über Gleichstellung, die in Feuilletons und Talkshows verlängert wurde. Dem Grimme-Institut war die Symbolkraft von #aufschrei der Grimme Online Award 2013 wert.
Mitteilungsfreudig waren die deutschen Twitter-Nutzer jedoch am meisten beim @FCBayern. Der Fußballclub hohlte die beiden häufigsten Retweets einer Nachricht: 10.560 teilten die Info, dass Pep Guardiola neuer Trainer des Vereins wird. 9.452 teilten den Siegschrei der Champions League, ein auf 78 Buchstaben gestrecktes „JAAAAA!“.

Die Privaten: Facebook

Auch Facebook lag 2013 – zumindest in Deutschland – fest in Fußballhand. Zu den fünf wichtigsten Themen auf dem sozialen Netzwerk gehörten zwar die Bundestagswahl (Platz 4) und das Hochwasser (2), allerdings auch die Champions League (5), der BVB (3) und auf Platz eins die Bayern. International war Papst Franziskus wichtigstes Facebook-Thema, gefolgt vom Schlagwort „Election“, das die Bundestagswahl wohl ebenso subsumiert wie Wahlen in Italien oder Iran. Weit vorne in den Facebook-Trends lagen weiterhin das „Royal Baby“, Miley Cyrus und, wohl vor allem durch geteilte Youtube-Videos, der „Harlem Shake“. Der Tod von Nelson Mandela schaffte es auf Platz zehn der Topliste.

Was sagt das nun über die Netzwelt aus? Dass dort alberne Tänze wichtiger sind als die Ehrung des Anti-Apartheid-Kämpfers Mandela? Oder dass sandbesprenkelte Hinterteile mehr Nachrichtenwert haben als Atom-Verhandlungen mit dem Iran? Nein, so einfach ist es. Die Trends der sozialen Netzwerke mögen kein Spiegel gesellschaftlich relevanter Themen sein – als Spiegel menschlicher Bedürfnisse taugen sie allemal. Und die brauchen die Nachricht (#btw13) ebenso wie ihre Parodie (#peerfinger) und die Trauer (#Mandela) ebenso wie das Glück. Denn die drei häufigsten auf Facebook geteilten Lebensereignisse – deutschlands- wie auch weltweit – waren: „Ist in einer Beziehung“, „Hat sich verlobt“ und „Hat geheiratet“.

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