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Medien: 32:22

Derzeit ist viel von "deutscher Ehre" die Rede. Und die gilt es in den nächsten fünf Tagen von unserer Fußball-Nationalmannschaft zu verteidigen, nicht von der Bundeswehr.

Derzeit ist viel von "deutscher Ehre" die Rede. Und die gilt es in den nächsten fünf Tagen von unserer Fußball-Nationalmannschaft zu verteidigen, nicht von der Bundeswehr. Es geht um Sport und nicht um Krieg. So ist das Einsatzgebiet der DFB-Kicker zwar weitgehend krisenfrei, aber nicht ungefährlich. Das Feld der Ehre liegt für Bierhoff, Kahn und Co. heute in der Hauptstadt der Ukraine, in Kiew. Der Marschbefehl lautet "gewinnen", denn es steht einiges auf dem Spiel: die WM-Teilnahme 2002. Karl-Heinz Rummenigge, Chef der DFB Task-Force, ist bereits in Kiew. Die Manager der Bundesliga-Clubs reisen nach. Die Luft brennt. Nicht vorzustellen, wenn zwar die Österreicher, nicht aber die Deutschen 2002 in Japan und Südkorea mit von der Partie wären. Heute wird es auch für den Kirch-Sender Sat 1 heiß, der seit langem wieder mal ein Länderspiel übertragen darf. Zuletzt begleitete Sat 1 das DFB-Team 1997. Damals ging es ebenfalls gegen die Ukraine, deren Heimspiele von der Schweizer Firma CWL vermarktet werden und nicht von den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF. Bei Sat 1 sind sie ganz aufgeregt und fliegen gleich mit einem Trupp von 90 Leuten nach Kiew, sozusagen die KSK-Einheit des deutschen Sportfernsehens. 22 Kameras sollen die Lage entschärfen und Bilder live in die Heimat senden.

Die Lage sei ernst, heißt es aus der Berliner Sendezentrale. Bei den Bundesliga-Spielen rückt Sat 1 nur mit maximal 15 Kameras an. Wenn Oliver Bierhoff wieder kein Tor macht, dafür aber der ukrainische Super-Stürmer Andrej Schewtschenko das eine oder andere Ding versenkt, gilt Alarmstufe Rot. Dann übernimmt das ZDF das Kommando. Und zwar am Mittwoch in Dortmund. Als "Ausnahme-Zustand", beschreibt Produktionsleiter Christian von Wilkens das Rückspiel im Westfalen-Stadion. Auch wenn die Deutschen in Kiew eingekesselt werden, können sie in Dortmund noch alles klar machen. Tag der Entscheidung ist der 14. November. Für das ZDF ist das eine Frage der Ehre. "Wir kommen mit 120 Leuten und 32 Kameras", sagt von Wilkens. Davon seien fünf Kameras unbemannt. Ein Hubschrauber filmt über dem Stadion. Das Spektakel beginnt um 19 Uhr 25 und endet vier Stunden und fünf Minuten später. Das ZDF bietet seine erste Garde auf: Bela Réthy kommentiert, Wolf-Dieter Poschmann moderiert, Michael Palme und Rolf Töpperwien führen die Interviews. Experte im Studio ist Weltmeister Jürgen Kohler.

Beim Ukraine-Einsatz am Sonnabend reportiert Werner Hansch für Sat 1. Jörg Wontorra übernimmt die Moderation. Ab 17 Uhr beginnt die Vorberichterstattung. Um 18 Uhr ist Anstoß. Gegen 19 Uhr 45 wird abgepfiffen. Nachberichte bis 20 Uhr 15. Summa summarum drei Stunden und 15 Minuten Sendezeit. Sat 1 ist zwar gerüstet, aber nur bedingt einsatzbereit. Noch fehlt ein geeigneter Studio-Experte, denn Paul Breitner ist fahnenflüchtig im Urlaub. Doch bei Sat 1 gibt man sich gelassen. Sprecherin Kristina Faßler weiß: "Wir haben die größere Erfahrung in Sachen Fußball." Schließlich fasse man allwöchentlich die Bundesliga in "Ran" zusammen. Bei der WM 2002 gibt es auf Sat 1 dann auch jeden Abend Zusammenfassungen aus Asien. ZDF und ARD dürfen live übertragen. Zwischen acht und 13 Uhr unserer Zeit. Mit oder ohne deutscher Beteiligung. Mit oder ohne deutschem TV-Publikum. 24 Spiele für 250 Millionen Mark.

Matthias Hochstätter

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