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Eine Frau stöbert am 20.11.2013 bei der Abschlussveranstaltung des Projektes "Zeitung und Ausbildung in Hessen - news to use" in Frankfurt am Main (Hessen) in verschiedenen Zeitungen, die auf einem Tisch liegen. Rund 40 hessische Zeitungen hatten Auszubildenden ein Jahr lang täglich Ausgaben zukommen lassen. In einer Studie wurde währenddessen die Veränderungen der Sprachkompetenz der Teilnehmer untersucht. Laut der Studie werden Schreib- und Lesefähigkeiten durch Zeitungslesen verbessert. Foto: Daniel Reinhardt/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

© picture alliance / dpa

566 Minuten Medienkonsum pro Tag: Sex wird überbewertet

Die Deutschen sind Medienjunkies: Neuneinhalb Stunden am Tag sehen sie fern, hören Radio, nutzen das Netz, lesen Zeitung

Wer sich die Zahlen zur aktuellen Mediennutzung in Deutschland ansieht, der kommt schnell zu der Frage: Wann arbeiten, schlafen, essen und lieben die Deutschen? Nach den neuen Ergebnissen der ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation stehen die Bürger ab 14 Jahren im Tagesdurchschnitt 208 Minuten fern, sie hören 173 Minuten Radio, sie nutzen 107 Minuten lang das Internet, sie wenden für die Zeitungslektüre 23 Minuten auf. Die tägliche Nutzungsdauer für CDs, MP3-Audios und andere Tonträger beträgt 24 Minuten, gefolgt von Büchern mit 19 Minuten. Für Zeitschriften und Videos/DVDs wenden Menschen ab 14 Jahren an einem durchschnittlichen Tag jeweils sechs Minuten auf. Die Studie läuft seit 50 Jahren und wird alle fünf Jahre aktualisiert.

Natürlich sind das Durchschnittswerte, der eine wird dieses Medium mehr nutzen als anders, mancher schaltet das Fernsehen an manchen Tagen gar nicht ein. Damit der individuelle Gebrauch zu solch allgemein gültigen Zahlen aufaddiert werden kann, müssen Fernsehen, Radio, Internet und Zeitung ein wesentlicher, wenn nicht der bestimmende Faktor im Alltagsleben der Deutschen sein - mit 566 Minuten oder knapp neuneinhalb Stunden pro Tag (brutto gerechnet, also einschließlich der Parallelnutzung).

Das Fernsehen bleibt mit einer Tagesreichweite von 80 Prozent vorne, gefolgt vom Radio mit 74. Prozent. Das Internet bleibt trotz grassierenden Zuwachses und 46 Prozent Tagesreichweite auf Abstand, die Tageszeitung hält bei 33 Prozent. Im Tagesablauf habe das Radio unverändert die Funktion eines Tagesbegleiters. Fernsehen sei - trotz einer hohen Reichweite schon am Nachmittag - das Abendmedium, heißt es in der Studie. Die Tageszeitung sei das Medium für den (frühen) Morgen, während sich die Internetnutzung gleichmäßig über den Tag verteile.

Die Zeitung gilt als "anspruchsvoll, glaubwürdig und kompetent"

Bei den nachgefragten Images ist das Fernsehen laut Studie das unterhaltsamste Medium und weist insgesamt ein sehr breites Imageprofil auf. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme (75 Prozent) gelten im Vergleich zu den privaten (16 Prozent) als anspruchsvoller. "In den vergangenen fünf Jahren haben sich die Imagewerte noch weiter zugunsten der öffentlich-rechtlichen TV-Programme verschoben", heißt es. Dem Internet wird vor allem zugeschrieben, modern und vielseitig zu sein. Radio gilt nach Meinung der Bevölkerung besonders unterhaltsam, locker und ungezwungen. Die Tageszeitung kann für sich herausstellen, dass sie mit den Werten "anspruchsvoll, glaubwürdig und kompetent" punkten kann.

Die Befragten hätten mit großer Mehrheit zugestimmt, dass Fernsehen und Radio auch in zehn Jahren bedeutsam sein werden und insbesondere der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Zukunft unverzichtbar bleibe, teilte die ARD/ZDF-Medienkommission mit. Diese Frage wird immer gestellt, um etwaige Zukunftsängste im beitragsfinanzierten, im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu sedieren. Also fehlt auch nicht der Satz von ZDF-Intendant Thomas Bellut, zugleich Vorsitzender der ARD/ZDF-Medienkommission: "Die um den Jahrtausendwechsel beliebte These, dass Fernsehen ein ,Auslaufmodell' sei, hat sich eindrucksvoll nicht bewahrheitet." In den Werten der Studie ausgedrückt: 83 Prozent der Befragten - und damit noch etwas mehr als vor fünf Jahren - seinen davon überzeugt, dass die öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehprogramme auch künftig unverzichtbar blieben. Das Sendersystem gilt grundsätzlich als zuverlässig und glaubwürdig.

Bei der Nutzung des Internets haben die Forscher noch etwas genauer hingeschaut. Dieses Medium, besser gesagt diese Medientechnik, sei aufgrund seines Multifunktionscharakters nicht mit den klassischen Medien vergleichbar, weil es nur teilweise für die Mediennutzung verwendet werde. Das Internet ist eine Zugangsplattform für vielfältige Anwendungen. So entfielen in der Gesamtbevölkerung von 107 Minuten täglicher Internetnutzung 81 Minuten auf Kommunikation, Spielen, Shopping oder Suchanwendungen. 26 Minuten mache die Mediennutzung aus. Bei den 14- bis 29-Jährigen betrage die mediale Internetnutzung 48 Minuten pro Tag, während 139 Minuten auf nichtmediale Anwendungen entfielen.

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