zum Hauptinhalt

Medien: Al Dschasira vor Privatisierung Sender bestreitet Druck der USA auf Regierung von Qatar

Der Satellitensender Al-Dschasira ist vielen arabischen Regimen und der US-Regierung ein Dorn im Auge, weil der Sender ausführlich Gegner der Besatzung Iraks zu Wort kommen lässt, einschließlich Terroristen wie Osama Bin Laden und Abu Musa Al-Zarqawi. Doch die Kritik beeinflusste die Berichterstattung bisher nicht.

Der Satellitensender Al-Dschasira ist vielen arabischen Regimen und der US-Regierung ein Dorn im Auge, weil der Sender ausführlich Gegner der Besatzung Iraks zu Wort kommen lässt, einschließlich Terroristen wie Osama Bin Laden und Abu Musa Al-Zarqawi. Doch die Kritik beeinflusste die Berichterstattung bisher nicht. Und so sollen die USA nun angeblich Druck auf das Regime in Qatar ausüben, den von ihm finanzierten Sender zu privatisieren. Denn kurioserweise wird der populäre arabische Sender von der Regierung finanziert, aber zumindest in der außenpolitischen Berichterstattung nicht bevormundet wie die anderen staatlichen Sender der Region.

Pikanterweise ist Qatar ein enger Verbündeter der USA und beherbergt US-Truppen, seitdem diese ihre Präsenz in Saudi-Arabien drastisch verringert haben. Qatar spürte den Zorn der US-Regierung bereits, als das Land im vergangenen Jahr nicht zum Gipfeltreffen in Georgia eingeladen wurde, bei dem mit Verbündeten über die Demokratisierung der Region debattiert wurde. Nun berichtete die „New York Times“ unter Berufung auf nicht genannte qatarische Verantwortliche, die Regierung habe unter massivem Druck aus Washington die Privatisierungspläne für den Sender beschleunigt. Der Sprecher von Al Dschasira, Dschihad Ballut, widersprach am Montag in der „Gulf News“: Die Regierung von Qatar denke unabhängig von äußerem Druck bereits seit 14 Monaten über die Privatisierung des Senders nach.

Tatsächlich wurde seit Gründung des Senders 1996 in Aussicht gestellt, das Unternehmen eines Tages zu privatisieren. In den ersten fünf Jahren wurde der Sender mit einem zinslosen Kredit über 150 Millionen Dollar unterstützt. Im vergangenen Jahr soll das Budget nach Angaben von Politik-Chef Ahmed Scheich 120 Millionen Dollar betragen haben, 40 bis 50 Millionen davon soll das qatarische Regime gezahlt haben. In einem Dekret erklärte der Herrscher von Qatar kürzlich, der Sender werde in ein privates „Beteiligungsunternehmen“ umgewandelt.

Doch der Medienexperte Ali Attassi, der für die libanesische Tageszeitung „An-Nahar“ arbeitet, hält es für ausgeschlossen, dass das Unternehmen beispielsweise an saudische Investoren verkauft wird. „Al Dschasira ist die einzige Waffe, die das kleine Qatar im Kampf mit seinem mächtigen Nachbarn Saudi-Arabien besitzt. Das Regime wird sie nicht aus der Hand geben“, sagt er. Fraglich wäre, wer bei Al Dschasira sonst einsteigen wollte. Denn der Sender ist zwar mit Abstand der beliebteste in der arabischen Welt mit schätzungsweise 50 Millionen Zuschauern. Doch das Unternehmen ist defizitär wegen der ausbleibenden Werbeeinnahmen. Arabische Großunternehmen fürchteten die Kritik ihrer eigenen Regierungen und Washingtons, erklärt Al-Dschasira-Sprecher Ballut. Dennoch glauben Beobachter nicht, dass sich die Linie des Senders bei einem eventuellen Verkauf ändern würde: „Das Konzept ist erfolgreich und der Sender hat eine weite regionale und internationale Zuschauerschaft“, meint der Chefredakteur des libanesischen „Daily Star“, Rami Khouri.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false